Zugang für alle: Gesundheits- und Sozialdienste in Brüssel

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Zugang für alle: Gesundheits- und Sozialdienste in Brüssel
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Von Claudio RosminoSabine Sans
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Zwei neue Zentren in multikulturellen Vierteln sind vor allem auf Ältere, Obdachlose, Drogenabhängige und Migranten ausgerichtet.

In Brüssel gibt es, wie in anderen europäischen Städten, einen steigenden Bedarf an Gesundheits- und Sozialzentren sowie eine Zunahme bei der Anzahl der Menschen mit chronischen Erkrankungen, die behandelt werden müssen. Gerade für sozial und wirtschaftlich schwache Menschen, darunter alte Menschen, Obdachlose und Drogensüchtige, kann es manchmal schwierig sein, die bedarfsgerechte Versorgung zu erhalten. Besonders gilt dies für Migranten, die sich mit kulturellen und sprachlichen Hindernissen, Diskriminierung und fehlendem Wissen über das Gesundheitssystem vor Ort auseinandersetzen müssen.

Im Rahmen des Projekts "Integrierte Gesundheits- und Sozialzentren" sollen diese Probleme überwunden werden, indem Menschen am Rande der Gesellschaft Zugang zu angemessener Versorgung und Unterstützung ohne Stigma gewährleistet wird.

Das Projekt, an dem viele Freiwillige beteiligt sind, hat zwei Zentren in den multikulturellen Orten Cureghem und Molenbeek eingerichtet, um die Bedürftigen zu erreichen. Die dort zur Verfügung gestellten Dienste reichen von Grundversorgung und psychischer Unterstützung für Erwachsene und Kinder bis hin zur Familienplanung, Schuldenberatung und Hilfe für Drogenabhängige.

Zentrale Anlaufstelle

In der Region Brüssel haben viele Menschen keinen Zugang zur medizinischen Grundversorgung. Der belgischen NGO Medecin du Monde zufolge haben 30 % der Brüsseler Einwohner keinen Hausarzt. So erging es auch Pietro, bevor er das Integrierte Gesundheits- und Sozialzentrum in Molenbeek fand. Es bietet Dienstleistungen für sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen, darunter Senioren, Obdachlose und Drogenabhängige. So bekommen sie Zugang zu angemessener Pflege und persönlicher Unterstützung.

"Wir bieten eine umfassende Betreuung mit verschiedenen Schwerpunkten. Wir konzentrieren uns auf die medizinische Versorgung, soziale Dienste, Schuldenmanagement und psychologische Betreuung", erklärt Thomas Vaessen, Arzt am Gesundheits- und Sozialzentrum Ribaucare in Molenbeek. "Soziale Fragen tauchen regelmäßig in der medizinischen Sprechstunde auf."

Viele Ehrenamtliche helfen mit

Der italienische Einwanderer Pietro entdeckte das Zentrum vor fast sechs Jahren als Patient, heute organisiert er dort auch Theaterkurse. Er meint:

"Es ist eine Erfahrung, die über das bloße Aufsuchen eines Ortes wegen Schmerzen oder eines Problems hinausgeht. Hier wird man als Mensch behandelt."

Die patientenorientierte Betreuung gelingt durch das Bündeln verschiedener Dienste unter einem Dach. Das Projekt wird von Medecins du Monde zusammen mit lokalen medizinischen Zentren und Sozialdiensten getragen.

"Wir arbeiten an einem ganzheitlichen Konzept", so Pierre Verbeeren, Generaldirektor des öffentlichen sozialen Aktionszentrums in Brüssel. "Wir haben den Menschen in all seinen Facetten im Blick. Unsere wichtigsten Dienstleistungen sind ein Gesundheitsdienst, einschließlich psychischer Erkrankungen, ein sozialer Dienst für Wohnungsfragen, Fragen zum Verständnis der belgischen Gesetze, Zugang zu Sozialhilfe, aber auch Arbeitsvermittlung oder finanzielle Hilfe."

Fakten & Zahlen

Die Gesamtkosten dieser Sozialinitiative betragen 7,44 Millionen Euro, von denen 3,72 Millionen aus der europäischen Kohäsionspolitik stammen.

Im Rahmen des Projekts wird ein zweites Gesundheits- und Sozialzentrum im multikulturellen Stadtteil Cureghem gebaut. Katrien Van Remortel, Projektkoordinatorin Integriertes Gesundheits- und Sozialzentrum in Anderlecht:

"Unser Ziel ist es, sehr offen also mehrsprachig zu sein und eine breite Palette von Aktivitäten und Dienstleistungen anzubieten. Wir gehen davon aus, dass unser Zentrum eine Aufnahmekapazität von etwa 5 bis 6000 Menschen pro Jahr haben wird."

Das Zentrum wird im Frühjahr 2023 eingeweiht.

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