Antwerpens Hafen - Einfallstor für Kokain in Europa

Im Hafen von Antwerpen wird ein Container auf ein Schiff verladen.
Im Hafen von Antwerpen wird ein Container auf ein Schiff verladen. Copyright Virginia Mayo/AP
Von Stefan GrobeChristopher Pitchers
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Das Tor nach Europa für Kokain - so wird der Hafen von Antwerpen oft genannt. Den zweitgrößten Hafen Europas durchlaufen jedes Jahr Millionen von Schiffscontainern. In einer so großen Wirtschaftsbewegung hat sich auch die organisierte Kriminalität eingerichtet. Und das bedeutet Drogen - viele davon.

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Das Tor nach Europa für Kokain - so wird der Hafen von Antwerpen in Belgien oft genannt. Den zweitgrößten Hafen Europas durchlaufen jedes Jahr Millionen von Schiffscontainern. In einer derart massiven Wirtschaftsbewegung hat sich auch die organisierte Kriminalität eingerichtet. Und das bedeutet Drogen … viele davon.

An der Zollkontrollstelle werden täglich hunderte Lastwagen auf illegale Gegenstände, insbesondere Betäubungsmittel, durchleuchtet. Fazit: Die Drogenkriminalität boomt.

In den letzten fünf Jahren habe Antwerpen alle Rekorde gebrochen, so die Sprecherin der Finanzverwaltung. Im vergangenen Jahr allein seien hier 89 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden. Ein sehr großes Jahr, doch die Zahlen stiegen weiter.

Denn für jede im Hafen beschlagnahmte Tonne entgehen der Zollkontrolle neun. Die belgische Regierung nimmt diese Kriminalität ernst und will sie bekämpfen.

Derzeit würden hundert neue Zollbeamte eingestellt und neue Scangeräte würden direkt in die Terminals gebaut. Ziel sei es, hundert Prozent der Risikocontainer zu scannen, so die Sprecherin.

Diese Zunahme der Drogenkriminalität hat auch zu einem dramatischen Anstieg der Bandengewalt geführt. Im September wurde ein Plan zur Entführung des belgischen Justizministers gerade noch vereitelt. Eine direkte Warnung der Drogenmafia. Der Minister sprach von „Narko-Terrorismus“. Und andere nennen Belgien inzwischen sogar einen „Narkostaat“.

Belgien sei sicherlich kein ‚Drogenstaat‘, meint Letizia Paoli, Expertin von der Katholischen Universität Löwen. Dafür gebe es dann doch große Unterschiede zu echten Narkostaaten wie Mexiko. In Belgien und den Niederlanden sei die öffentliche Verwaltung in saubereren Händen, daher seien kaum Fälle von Beamten, die von der organisierten Kriminalität korrumpiert worden seien.

Die Rekordbeschlagnahmungen von Kokain im vergangenen Jahr im Hafen von Antwerpen entsprechen fast dem Jahresverbrauch der gesamten EU - und die Preise seien immer noch nicht gestiegen. Tatsächlich gingen die Kosten für Kokain in einigen Fällen sogar zurück. Das zeigt, dass das Angebot immer noch problemlos durch Europa fließt.

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