Vater Grigori, Priester und Kriegsgegner: "Russland ist gegen die ganze Welt"

Der russisch-orthodoxe Priester Grigory Mikhnov-Vaytenko
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Von Aleksandar Brezar
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Vom Filmregisseur zum Priester: Vater Grigori ist Russlands bekanntester Anti-Kriegs-Geistliche. Die Invasion der Ukraine sei mit dem Christentum nicht zu vereinen - und die meisten Russ:innen kaum religiös.

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Wenn das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche den Einmarsch Moskaus in die Ukraine unterstützt und die bloße Bezeichnung des Konflikts als "Krieg" mit Gefängnis bestraft werden kann, erfordert es viel Mut, seine Meinung zu sagen.

Dennoch hat Vater Grigori Mikhnov-Vaytenko genau das getan, seit der Kreml sein westliches Nachbarland ins Visier genommen hat.

Grigori, der früher Priester der russisch-orthodoxen Kirche war, zeigt, dass nicht jeder im Land hinter dem aggressiven Vorgehen von Präsident Wladimir Putin steht. Gleichzeitig aber gehört Patriarch Kirill, das Oberhaupt der Kirche, zu den lautstärksten Befürwortern des Krieges.

Hilfe für die hunderttausenden ukrainischen Flüchtlinge, die seit Februar in ganz Russland festsitzen, hat für Grigori oberste Priorität.

Wir alle wissen, wo die Grenzen verlaufen. Warum also müssen wir das immer wieder diskutieren - vor allem mit Hilfe von Waffen?

Seine religiöse Organisation, die Russische Apostolische Kirche, hat in den letzten Monaten etwa 7.000 Flüchtlingen geholfen.

"Als der April kam, eröffneten unsere religiöse Organisation und die St. Petersburger Gemeinde ein Zentrum für [ukrainische] Flüchtlinge, denn viele von ihnen brauchen Hilfe verschiedenster Art. Einige brauchen Tickets (um Russland zu verlassen), andere brauchen Kleidung oder verschiedene Arten von Medizin", so Vater Grigori gegenüber Euronews.

"Also tun wir alles, was wir tun können, um zu helfen. Für Medikamente brauchen die Menschen eine Menge Dokumente. Das hier sind nur die der letzten paar Wochen", sagt er und winkt mit dicken Stapeln hellblauer Papiere mit offiziellen Aufschriften der russischen Regierung.

Als der Krieg begann, wandte sich Grigori an seine ukrainischen Kolleg:innen und schrieb zusammen mit anderen internationalen Geistlichen einen Brief, in dem er das Ende der Invasion forderte.

Die Aggression gegen die Ukraine als "Krieg" zu bezeichnen, wurde in Russland von Anfang an kriminalisiert. Doch Grigori ist trotzig. "Wir sind uns in diesen Ideen einig. Es ist notwendig, den Krieg zu beenden."

"Ich verstehe, dass politische Verhandlungen schwierig sein könnten. Aber wir müssen zu den Grenzen zurückzukehren, die 1991 festgelegt und international von der ganzen Welt anerkannt wurden", sagt er und meint damit die Grenzen der Ukraine, die bei der Loslösung von der Sowjetunion und der Erklärung der Unabhängigkeit festgelegt wurden.

Zu diesen Grenzen gehören die Halbinsel Krim sowie die ost- und südukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson, die kürzlich vom russischen Präsidenten für annektiert erklärt wurden.

"Wir können über die Wirtschaft, die Pipelines, die Sprache, die Staatsbürgerschaft und all diese Dinge sprechen. Aber wir alle wissen, wo die Grenzen verlaufen. Warum also müssen wir das immer wieder diskutieren - vor allem mit Hilfe von Waffen?"

Diese Ansichten öffentlich zu machen, hat in Russland schon viele Menschen ins Gefängnis gebracht. Ist Vater Grigori darüber besorgt?

"Das ist nichts, wovor man sich fürchten muss", so Grigori. "Es ist wie mit dem Wetter. Manchmal fängt der Tag sonnig an, aber am Nachmittag kann es regnen."

Sohn von Dissidenten, der seine wahre Berufung entdeckt hat

Geboren in Moskau als Sohn einer Malerin, die für ihre Arbeit in Theater und Film bekannt war, und eines noch bekannteren Dichters und Dramatikers - beide Dissidenten -, entdeckte Grigori das Christentum, als er in den 1980er Jahren in der sowjetischen Armee diente.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurde Grigori, ein ausgebildeter Filmregisseur, von der Arbeit im Fernsehen desillusioniert, das zunehmend von den Kreml-Eliten als zentrales Instrument für die Verbreitung von Propaganda in der Öffentlichkeit vereinnahmt wurde.

Er suchte anderswo nach Antworten und wurde bald nach seinem Ausscheiden aus dem Fernsehen Priester.

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Gigori vor einem Peace to the World GraffitiPrivates Bild

"Anfang der 2000er Jahre habe ich verstanden, dass ich alles erreicht habe, was ich im Fernsehen machen wollte, und das Fernsehen begann, etwas sehr Fremdes für mich zu sein", sagte Grigori.

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"Ich hatte nicht erwartet, dass die Dinge so schlimm werden, wie sie es jetzt sind. Aber für mich war es genug."

Die russischen Fernsehsender sind eine wichtige Quelle für anti-ukrainische und regierungsfreundliche Propaganda und gelten als Brutstätte für Verschwörungstheorien über Russlands vermeintliche Feinde, während sie gleichzeitig die Entscheidungen der Regierung und insbesondere die von Putin verherrlichen.

"Mit Hilfe meiner Freunde, die ebenfalls Priester waren und sind, beschloss ich, Priester zu werden, und so war ich sieben Jahre lang Priester in Staraja Russa. Das ist eine kleine Stadt im Bezirk Nowgorod, bekannt als die Stadt von (Fjodor) Dostojewski."

Steuerfreie Zigaretten und die Schuld an der Invasion durch "Schwulenparaden"

Die orthodoxen Christen sowohl in Russland als auch in der Ukraine führen ihren Glauben auf die Bekehrung von Wolodymyr I., dem Großfürsten von Kiew, im Jahr 988 n. Chr. zurück.

Der heidnische Großfürst, der von den Russen Wladimir und von den Ukrainern Wolodymyr genannt wurde, ließ sich von Missionaren aus Konstantinopel, der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches und dem Zentrum der östlichen Orthodoxie, taufen. Kiew wurde zum wichtigsten religiösen Zentrum der Ostslawen in jener Zeit.

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Nach der Zerstörung durch die Mongolen im Jahr 1240 verfiel Kiew, da sein nördlicher Nachbar, Moskau, immer mächtiger wurde.

Bis 1686 hatte Russland die Ostukraine und Kiew erobert. In diesem Jahr übertrug der Patriarch von Konstantinopel seine geistliche Autorität über die Ukraine formell an den Patriarchen von Moskau.

Die Ukrainer beklagen, dass diese Entscheidung ihre Vorfahren der religiösen Erpressung durch Russland auslieferte, während die russische Kirche - und Putin - offiziell davon ausgehen, dass die Kontinuität seit der Taufe von Kiew bis heute ungebrochen ist.

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Pater Grigorij in seiner Gemeinde Staraya RussaPrivates Bild

In der modernen Ukraine ist das orthodoxe Christentum die größte Konfession und teilt sich in Kirchen, die dem Moskauer Patriarchat unterstehen, und solche, die einer eigenen kirchlichen Körperschaft angehören.

Historisch gesehen befanden sich in der Ukraine zwei Drittel aller orthodoxen christlichen Gemeinden in der Sowjetunion, was es dem Historiker Serhiy Plokhy zufolge den Beinamen "Bibelgürtel der UdSSR" einbrachte.

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Ende Mai hat die Führung der ukrainischen orthodoxen Kirche, die mit dem Moskauer Patriarchat verbunden ist, Maßnahmen verabschiedet, die die vollständige Unabhängigkeit der Kirche von Moskau und Kyrill erklären.

Die lautstarke Unterstützung von Patriarch Kyrill für Putins Krieg hat Kritik von Papst Franziskus auf sich gezogen und wurde von anderen religiösen Autoritäten als "Ketzerei" bezeichnet.

Patriarch Kyrill, der wegen seiner angeblichen Profite mit zollfreien Zigaretten in den 1990er Jahren als "Tabak-Metropolit" bezeichnet wird, hält vehement an seiner kriegsbefürwortenden Haltung fest. Er schiebt die Invasion auf "Schwulenparaden" und stellt unbewiesene Behauptungen auf, dass die Ukrainer russische Zivilisten im Donbas "auslöschen" würden.

Es wird geschätzt, dass das Vermögen, das Kyrill bereits vor seinem Amtsantritt im Jahr 2009 angehäuft hat, zwischen 4 und 8 Millionen Euro beträgt.

2009 wurde das Kirchenoberhaupt mit einer vergoldeten Uhr im Wert von 30.000 Euro fotografiert, die von kurz darauf aus dem Bild entfernt wurde - allerdings blieb das Spiegelbild auf einem Hochglanztisch zurück.

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Das Problem der religiösen Organisationen in Russland besteht darin, dass sie im Grunde genommen alle falsch sind.

Obwohl Kyrill zunächst behauptete, das Bild sei manipuliert worden, um ihn zu diffamieren, gab er später zu, die Uhr doch zu besitzen.

Anfang Mai führte der Versuch Brüssels, Kyrill auf die Liste der von der EU sanktionierten Russen zu setzen, zu Spannungen zwischen den europäischen Staats- und Regierungschefs. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban blockierte die Maßnahme.

Die Kirche spielt in Russland keine große Rolle - entgegen dem Bild in den Medien

Die russische Kirche und die unverblümte Unterstützung Moskaus für die Annexion der ukrainischen Krim im Jahr 2014 und die Beteiligung an den gewalttätigen Separatisten im Donbas waren für Grigori der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Er verließ die russisch-orthodoxe Kirche und schloss sich schließlich der Russischen Apostolischen Kirche an - einer anerkannten religiösen Organisation, die von anderen regime-kritischen Priestern wie Vater Gleb Jakunin gegründet wurde.

Nachdem er jahrelang mit den am stärksten unterdrückten Mitgliedern der russischen Gesellschaft gearbeitet hatte, z. B. mit Gefängnisinsassen, hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Menschen dazu zu bringen, nach den wahren Tugenden des Glaubens zu leben.

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"Das Problem der religiösen Organisationen in Russland besteht darin, dass sie im Grunde genommen alle falsch sind", sagte Vater Grigori. "Die russische Gesellschaft ist überhaupt nicht religiös".

"Wenn wir uns anschauen, wie viele Menschen irgendwo in Europa - in Belarus, in der Ukraine, in der Tschechischen Republik usw. - in die Kirche gehen, sehen wir, dass mindestens 10-15 % der Menschen religiös sind. Das ist der niedrigste Wert. Aber in Russland sehen wir an den wichtigsten christlichen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern nicht mehr als 3 % der Menschen in den Kirchen."

"Das Bild, das wir im Fernsehen oder in den Medien sehen, ist, dass die Kirche eine große und wichtige Rolle in der russischen Gesellschaft spielt. Leider ist das eine Fälschung", erklärte Vater Grigori.

"Unsere Aufgabe besteht also nicht darin, Menschen aus der russisch-orthodoxen Kirche herauszuholen. Wir arbeiten mit der großen Mehrheit, die nicht weiß, was das Christentum ist, die denkt, dass es nur darum geht, mit einem langen Bart und seltsamen Kleidern herumzulaufen und diese seltsamen Worte zu sagen."

"Wir wollen zeigen, dass ein wahrer Christ im Epizentrum aller Probleme präsent sein muss. Und dass ein Christ helfen muss."

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Die Menschen in Russland seinen kaum religiös, so Vater GrigoriPrivates Archiv

Ein Teil der Enttäuschung über die russisch-orthodoxe Kirche und ihre Führung rührt daher, dass sie seit langem als vom Kreml kompromittiert gilt.

Die Sowjetunion schaffte die organisierte Religion zunächst vollständig ab, konfiszierte Kircheneigentum und verfolgte Priester und Gläubige in den 1920er Jahren. Die orthodoxe Kirche wurde jedoch während des Zweiten Weltkriegs von Joseph Stalin teilweise wiederbelebt.

Stalin, ein Hardliner unter den Kommunisten, war der Ansicht, dass er für seine weitreichenden Ziele, die Gesellschaft zu reformieren und äußere Feinde zu bekämpfen, die Unterstützung der lokalen Bevölkerung brauchte.

In den postsowjetischen Jahren freigegebene Dokumente sollen beweisen, dass der NKWD - der gewalttätige Vorgänger des KGB - stark in kirchliche Angelegenheiten verwickelt war und dass der Stab weitergereicht wurde. Die Geistlichen wurden sowohl als Informanten im Inland als auch als Einflussagenten im Ausland eingesetzt.

Vater Gleb Jakunin - ein pro-demokratischer Aktivist und Mitglied der Moskauer Helsinki-Gruppe - war stellvertretender Vorsitzender einer russischen Parlamentskommission, die die Verwicklung des KGB in die Kirche untersuchte und berühmt geworden ist durch die Veröffentlichung von Dokumenten des Politbüros, die angeblich die Existenz einer umfassenden Verbindung zwischen den beiden beweisen.

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Die Kommission beschuldigte Patriarch Alexij II. der Kollaboration, doch erst ein 1999 in Estland wiedergefundenes KGB-Archiv zeigte, dass seine Verstrickung mit dem sowjetischen Geheimdienst noch weiter ging als ursprünglich angenommen.

Den Akten zufolge war der Patriarch ein vollwertiger KGB-Agent. Er trug den Codenamen Drozdov und wurde irgendwann sogar vom sowjetischen Geheimdienst ausgezeichnet.

Die Kirche behauptete, die Dokumente seien gefälscht, ging aber nicht darüber hinaus und lehnte es ab, das Gegenteil zu beweisen und ihr Oberhaupt zu entlasten.

Nichts davon wurde jemals in den staatlichen russischen Medien und in den Mainstream-Medien berichtet.

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Putin, Lukaschenko und der ukrainische Präsident Leonid Kutschma, rechts, stellen im Jahr 2000 brennende Kerzen in einer Kirche auf.AP/AP

Doch Putins Kritiker, wie die verstorbene Journalistin der Nowaja Gaseta, Anna Politkowskaja, haben lange behauptet, dass der russische Präsident und seine engsten Verbündeten, wie Dmitri Medwedew, immer wieder gezeigt haben, dass ihre angebliche Religiosität oberflächlich oder gar nicht vorhanden ist.

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Ihre Beteiligung an Demonstrationen religiöser Inbrunst und Nähe zur Kirche sollte vielmehr die Unterstützung derjenigen Russen mobilisieren, die sich in der postsowjetischen Zeit traditionell der Kirche zugehörig fühlten - oder sich von ihr getröstet fühlten.

Wie Politkowskaja, die 2006 ermordet wurde, feststellte, hat der Kreml bei der Teilnahme an Messen und anderen kirchlichen Prozessionen oft einen Fauxpas begangen. Die Anrede Putins durch Patriarch Alexij II. als "Ihre Allerhöchste Exzellenz" zeigte, dass sich die höchste religiöse Autorität des Landes der Autorität des Präsidenten beugt.

Es wird seit langem behauptet, dass die Ernennung von Patriarch Kirill im Jahr 2009 nach dem Tod von Alexej II. ebenfalls unter Beteiligung der Geheimdienste und Putins selbst erfolgte.

Russland lebt immer noch in der Idee des Imperiums. Das Hauptproblem ist, dass diese Idee einen umbringt.

Im Gegenzug hat Kyrill Putin mit unermüdlichem Lob überschüttet. Zuletzt sagte er anlässlich seines 70. Geburtstags am 7. Oktober: "Gott hat (Putin) an die Macht gebracht, damit (er) einen Dienst von besonderer Bedeutung und großer Verantwortung für das Schicksal des Landes leisten kann.

Russische Träume vom Imperium und der endgültige Untergang

"Die offizielle religiöse Organisation ist überhaupt keine religiöse Organisation. Sie ist Teil des Projekts zum Aufbau des Imperiums", sagte Grigori.

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In anderen Konflikten standen die religiösen Autoritäten den Kriegen kritisch gegenüber, selbst in den autokratischsten Regimen, erklärte er.

"Anderswo war die Kirche zumindest ein wenig unabhängig. Wenn die Behörden irgendwelche Fehler machten, sagte die Kirche, dass es ein Fehler war und dass die Dinge anders gemacht werden sollten. Aber in Russland sagt ein Kirchenvertreter ständig: 'Du bist ein Genie, du machst alles so gut, es ist so wichtig', und das ist alles."

"Die Kirche arbeitet heute wie die Kommissare in der Sowjetunion. Und die Leute sehen das natürlich. Die Leute mögen das nicht. Vor allem nach dem Februar sind viele Leute aus der Kirche ausgetreten, sowohl Priester als auch Leute, die jahrelang dort waren."

"Sie können einfach nicht in einer Kirche bleiben, die sagt, dass Krieg eine gute Sache ist", sagte Grigori.

Da sich der Krieg dem neunten Monat nähert, ist Grigori sogar noch fester davon überzeugt, dass jede Form der Unterstützung eines Angriffskrieges den Grundsätzen des wahren Glaubens widerspricht.

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Yana Lapikova/AP
Der Geistliche Kyrill I hat ein einmaliges Verhältnis zum russischen Präsidenten und unterstützt dessen Krieg gegen die Ukraine.Yana Lapikova/AP

"Ich kann mir vorstellen, dass ein Christ sagt, dass die Menschen unter sehr schwierigen Umständen ihre Nation oder ihr Land verteidigen müssen. Es ist so schade, aber es gibt keinen anderen Weg".

"Aber wenn die Kirche anfängt zu sagen, dass es eine gute Sache ist, dass wir hingehen und sie alle töten müssen, worüber reden wir dann? Ihr müsst sagen, dass ihr keine Christen seid, oder irgendeine andere religiöse Person".

Für Grigori steht die russische Gesellschaft auf der falschen Seite der Geschichte, weil sie es versäumt hat, sich mit den sozialen Veränderungen auseinanderzusetzen, die sich aus der neuen Realität des Lebens in einer Übergangsgesellschaft ergeben.

"Russland lebt immer noch in der Idee des Imperiums. Das Hauptproblem ist, dass diese Idee einen umbringt."

"Wir haben also endlich bekommen, was wir verdient haben", erklärte er. "Russland als Staat ist wirklich gegen die ganze Welt. Und es gibt natürlich keine Chance, diesen Krieg zu gewinnen."

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Obwohl er die Möglichkeit nicht ausschließt, dass sich Russland davon erholen wird, zum Pariastaat der Welt zu werden, ist sich Vater Grigori sicher, dass der Weg lang und mühsam sein wird.

"Nachdem wir verloren haben, müssen wir harte Arbeit leisten, und zwar nicht nur in der Wirtschaft. Wir müssen es mit unserem Verstand und unseren Herzen tun. Und viele Menschen werden sich damit auseinandersetzen müssen, was passiert ist und wie wir in eine so schreckliche Situation gekommen sind."

"Das ist eine sehr schwierige und mühsame Arbeit. Es könnte ein Jahrhundert dauern, und es wird notwendig sein, dies zu tun. Aber ich bin sicher, dass es möglich ist."

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