Pharma-Lobby will Anreize für mehr Antibiotika

Die Pharma-Lobby will in Brüssel ihren Einfluss geltend machen
Die Pharma-Lobby will in Brüssel ihren Einfluss geltend machen Copyright Darron Cummings/AP2006
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Von Stefan GrobeGregoire Lory
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Die Suche nach neuen Antibiotika ist angesichts der Resistenz von Bakterien eine Notwendigkeit in Europa. In einer Zeit, in der die Europäische Kommission versucht, ihre Arzneimittelgesetzgebung zu überarbeiten, versuchen die Hersteller, ihre Interessen zu verteidigen - nicht ohne Kontroversen.

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Die Suche nach neuen Antibiotika ist angesichts der Resistenz von Bakterien eine Notwendigkeit in Europa.

In einer Zeit, in der die Europäische Kommission versucht, ihre Arzneimittelgesetzgebung zu überarbeiten, versuchen die Hersteller, ihre Interessen zu verteidigen - nicht ohne Kontroversen. Sie argumentieren, dass die Suche nach neuen Molekülen Investitionen in die Forschung erfordert.

Aber nicht alle Antibiotika sind kommerziell interessant. Um den Sektor einzubinden, schlägt die Industrie ein umstrittenes System vor.

Als Gegenleistung für einen finanziellen Aufwand für neue Antibiotika könnte einem Unternehmen eine mehrmonatige Verlängerung der Exklusivität eines Patents gewährt werden, das es auf ein anderes, profitableres Medikament hält - zum Beispiel ein Anti-Angst-Mittel oder Antidepressivum.

Antimikrobielle Resistenz (AMR) sei die größte globale Pandemie, die ab 2030 jährlich mehr als eine Milliarde Euro kosten werde, so Nathalie Moll vom Europäischen Pharma-Verband (EFPIA). Sie töte jährlich etwa 400.000 Menschen in der EU. Es sei also von Vorteil, einen Anreiz zu schaffen, jedes Jahr zwei bis vier Antibiotika auf den Markt zu bringen.

Verbraucherorganisationen äußern scharfe Kritik. Die Ausweitung dieser Exklusivität dürfte Gesundheitssysteme und Bürger teuer zu stehen kommen, vermuten sie. Wenn diese Exklusivität über den Ablauf des ursprünglichen Patents hinaus weiter angewendet werde, werde der Verbraucher mehr zur Kasse gebeten, sagt Monique Goyens vom Europäischen Verbraucherverband BEUC. Denn es gebe dann also kein billigeres Produkt, kein Generikum etwa. Die Verbraucher hätten weniger Auswahl und müssten mehr bezahlen. Auch werde dann in einigen Ländern die Behandlung nicht verfügbar ist, weil einige Pharmaunternehmen nur in bestimmten Ländern operierten, weil es dort rentabler sei.

Auf Anfrage von Euronews räumte die Europäische Kommission ein, dass dieser "Mechanismus im Zusammenhang mit der Überprüfung der Arzneimittelgesetzgebung diskutiert" werde. Brüssel habe "mehrere Optionen auf dem Tisch". Verbraucherorganisationen befürchten indes, dass diese Optionen nicht öffentlich diskutiert werden.

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