Alternder Nuklearpark lässt Frankreich in der Krise im Stich

Mitten in der Energiekrise wird Frankreich von seinem alternden Nuklearpark im Stich gelassen.
Mitten in der Energiekrise wird Frankreich von seinem alternden Nuklearpark im Stich gelassen. Copyright Laurent Cipriani/AP
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Von Stefan GrobeChristopher Pitchers
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Als stolzer Eigentümer von Europas größtem Park von Kernkraftwerken rühmt sich Frankreich, im Großen und Ganzen autonom zu sein, wenn es um die Stromerzeugung geht. Aber dieses Jahr hat sich das geändert.

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Kernenergie - das Juwel in Frankreichs Krone der Stromerzeugung. Als stolzer Eigentümer von Europas größtem Park von Kernkraftwerken rühmt sich das Land, im Großen und Ganzen autonom zu sein, wenn es um die Stromerzeugung geht. Aber dieses Jahr hat sich das geändert.

Im Kraftwerk in Paluel in der Normandie, bespielsweise, sind alle Reaktoren in Betrieb. Aber Frankreichs alternder Nuklearpark bedeutete, dass irgendwann im Jahr 2022 fast die Hälfte von ihnen wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet werden musste – was die elektrische Leistung drastisch reduzierte.

Einst der größte Stromexporteur des Kontinents, importiert Frankreich jetzt mehr als es exportiert, da 26 seiner 56 Reaktoren nach wie vor ausgefallen sind. Beim Stromimport gilt es jedoch, so der EDF-Standortleiter von Paluel, Jean-Marie Boursier, das Gleichgewicht zu halten.

Es gebe tagsüber Zeiten, in denen Strom exportiert werde, und dann gebe es Stunden, in denen er importiert werde müsse, denn Strom könne nicht gespeichert werden. Es müsse stets ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch geben. Gelegentlich werde Strom nach Deutschland und in andere Länder exportiert, gelegentlich importiert, so sagt er.

Staatspräsident Emmanuel Macron stellt die Kernenergie in den Mittelpunkt des Strebens seines Landes nach CO2-Neutralität. Der Energieriese EDF, der Anfang dieses Jahres von Macrons Regierung verstaatlicht wurde, plant den Bau von sechs neuen Reaktoren an drei bestehenden Standorten, von denen der erste bis etwa 2035 fertig sein soll.

Lokale Aktivisten in der Gegend von Paluel sind jedoch der Meinung, dass die geschätzten 50 Milliarden Euro besser für nachhaltigere Stromquellen ausgegeben werden sollten.

Das Datum 2035 oder 2037 werde nie zu halten sein, das sei gewiss, sagt Jean-Paul Desjardins. Aber es koste ein Vermögen. EDF sei defizitär und bankrott. Also zahle der Staat, am Ende also die Bürger. Dieses Geld könne aber besser in erneuerbare Energien wie Solarenergie, Windkraft und umweltfreundlichere Verkehrsmittel investiert werden.

Da derzeit so viele Reaktoren gewartet werden und die neuen Reaktoren des Landes erst in einigen Jahren operationell sind, könnte Frankreich lange warten, bis es seine Stromautonomie wiedererlangt.

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