Neue Technik soll bei Schiffbrüchen Leben retten

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Von Euronews
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Hunderte Menschen sterben, wenn die Evakuierung von Passagieren auf sinkenden Schiffen zu Panik und Chaos führt. Können mit Hilfe neuer Technologien mehr Leben gerettet werden?

Denis Loctier, euronews:
“Dies ist nur eine Übung. Aber oft laufen Schiffsevakuierungen chaotisch ab und enden tragisch. Warum ist das so, und was kann durch neue Techniken verbessert werden?”

Im Notfall steht dem Kapitän nur ein solcher Plan der verschiedenen Decks zur Verfügung. Dieser zeigt aber nicht, wo sich Passagiere und Crew tatsächlich befinden. Wenn einige Bereiche nicht zugänglich sind, gibt es keine Möglichkeit, herauszufinden, ob dort Leute eingeschlossen sind.

Vassilis Gazikas, Direktor der Marineeinsätze bei Louis Cruises:
“Wir müssen uns auf die Berichte der Crewmitglieder verlassen. Jedes Crewmitglied muss den Bereich überprüfen, für den er oder sie verantwortlich ist, und an die Evakuierungszentrale berichten. Und die berichtet an die Brücke. Wir wissen also, in welchen Bereichen sich Leute aufhalten, oder zu einer bestimmten Zeit evakuiert wurden.”

Ingenieure aus verschiedenen Ländern arbeiten in einem europäischen Forschungsprojekt zusammen, um eine ganze Reihe von technischen Lösungen zu entwickeln, mit deren Hilfe Schiffsevakuierungen schneller und organisierter ablaufen könnten.

Tasos Kounoudes, Ingenieur und CEO von SignalGeneriX, außerdem technischer Manager des LYNCEUS-Projekts:
“Wir haben drahtlose Anhänger entwickelt, die in die Rettungswesten integriert werden können. Sie erlauben die Lokalisierung der Menschen auf dem Schiff und ermöglichen den Sicherheitsoffizieren, genau zu wissen, wo sich die Passagiere und Crewmitglieder bei einer Evakuierung befinden.”

Damit das funktioniert, haben die Forscher gewöhnliche Rauchmelder durch solche ersetzt, die gleichzeitig ein drahtloses Netzwerk auf dem Schiff herstellen.

Das erlaubt, die Anhänger in den Rettungswesten in Echtzeit zu erfassen. Der Standort jeder Person an Bord wird an den Kapitän übermittelt – damit können alle Entscheidungen schneller getroffen werden.

Antonis Kalis, Leiter der Telekommunikationsabteilung bei SignalGeneriX:
“Dieser Bildschirm ist dem Plan aus Paper ähnlich, er kann also ohne viel Training benutzt werden. Der Unterschied ist der, dass man auf der elektronischen Version sehen kann, wo jeder ist. Man kann verschiedene Decks einblenden und schauen, wie viele Leute dort sind und wo exakt sie sich befinden. Das ist viel zweckmäßiger als die Version aus Stift und Papier.”

Mit Hilfe eines Scanners kann die Crew jede evakuierte Person zählen und identifizieren, anstatt auf ausgedruckten Passagierlisten nach ihnen zu suchen. Der gleiche Anhänger kann auch als Armband getragen werden. Die Person kann also auch gefunden werden, wenn es gar keinen Notfall gibt.

Zacharias Siokouros, Schiffsarchitekt und Ingenieur beim Maritime Institute of Eastern Mediterranean:
“Das Armband hat die zusätzliche Eigenschaft, den gesundheitlichen Zustand des Trägers zu kontrollieren. Es ist also ideal für Leute mit gesundheitlichen Problemen, die sich überlegen können, ob sie beobachtet werden wollen. Es ist auch ideal für Kinder, deren Eltern oft wissen wollen, wo im Schiff sich die Kinder befinden.”

Denis Loctier, euronews:
“Aber wie findet man jemanden, der sich außerhalb des drahtlosen Netzwerks befindet, weil er über Bord ging?”

Viele Passagiere sterben im Wasser an Unterkühlung, weil sie zu lange nicht gefunden werden.
Die Forscher haben dafür Geräte entwickelt, die Radarsignale zurückwerfen und so eine Standortbestimmung auch im Wasser erlauben.

Markus Schulz, Forscher an der TU Dresden:
“Ich erhalte Daten von einem Passagier. Das bedeutet, ein Passagier befindet sich im Wasser. Und daraufhin wird die elektronische Schaltung auf den Passagier noch einmal aktiviert, um die Distanz zu bestimmen, und wieder deaktiviert. Und nun haben wir die Distanz bestimmt zu dem Passagier.”

Die neuen und kompakten drahtlosen Geräte können also helfen, Notfall-Einsätze auf dem Meer schneller und organisierter abzuwickeln, Panik zu verhindern – und Menschenleben zu retten.

www.lynceus-project.eu

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