Mikrochip-Implantat: Totale Freiheit oder totale Kontrolle?

Mikrochip-Implantat: Totale Freiheit oder totale Kontrolle?
Von Anja Bencze
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Mitarbeiter eines belgischen Unternehmens haben sich einen Mikrochip in die Hand implantieren lassen, der Türen öffnet oder Passwörter ersetzt. Eine vielversprechende aber auch unheimliche Zukunfts

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Einfach die Hand vorzeigen und schon öffnet sich die Tür ganz von selbst. Ein Leben ohne Schlüssel oder Magnetkarte testen die Mitarbeiter des belgischen Technologieunternehmens NewFusion: Sie haben sich einen Mikrochip in Größe eines Reiskorns in die Hand implantieren lassen, auf freiwilliger Basis. Acht der 12 Mitarbeiter machen mit. Sie spielen gewissermaßen Versuchskaninchen für eine vielversprechende aber auch unheimliche Zukunftstechnologie.

Vincent Nys, CEO, NewFusion: “Wir haben dieses System selbst installiert und kontrollieren es. Wenn eines Tages eine Regierung die breite Markteinführung beschließen sollte, hätte das sicherlich auch Nachteile. Wir müssen uns damit befassen, wie wir mit dem Schutz des Privatlebens und der persönlichen Daten umgehen.”

Der Funkchip öffnet nicht nur Türen, er ersetzt Computerpasswörter oder erlaubt die Inbetriebnahme des Kopierers. Die Software ist hausgemacht. Dries Van Craen ist der Entwickler und kann sich viele andere Anwendungen vorstellen.

Dries Van Craen: “Sie scannen den Chip und erhalten Ihre persönlichen Informationen, Ihr Lieblingssong bei Spotify wird zur Playlist hinzugefügt, gemeinsam mit den Songs der Bürokollegen. Ihre Aufgabenliste erscheint auf Ihrer ganz persönlichen Arbeitsfläche. Dies hier ist nur eine kleine Demonstration, die zeigt, was man in nur wenigen Stunden programmieren kann. Stellen Sie sich vor, was man erreichen könnte, wenn man Monate oder Jahre zur Verfügung hätte.”

F.A.Z.-Redakteur und „Cyborg“ vierzueinser</a> im Selbsttest: Wie man einen RFID-Chip unter die Haut pflanzt. <a href="https://t.co/89vhOwhklL">https://t.co/89vhOwhklL</a></p>&mdash; FAZ_NET komplett (FAZ_NET) 15 mars 2016

Universeller Ausweis mit Sicherheitslücken

Das Implantat könnte eine Art universeller Ausweis werden, der nicht nur Identitäts- und Zugangskontrollen ermöglicht, sondern auch bargeldloses Zahlen oder die Speicherung von Gesundheitsdaten.

Vincent Nys, CEO, NewFusion: “Wenn Sie öffentliche Verkehrsmittel benutzen, haben Sie eine spezielle Karte. Wenn Sie Bücher aus der Bücherei ausleihen eine andere. Sie haben Kunden- und diverse Kreditkarten. So viele verschiedene Karten, wenn man das umkehren und sagen könnte, das ist meine Identität, die mich mit allem verknüpft, wäre das eine ideale Welt.”

Eine schöne neue Welt, die nicht nur begeistert. Die belgische Menschenrechtsorganisation “ligue des droits de l’homme” (LDH) warnt vor der totalen Überwachung. Und Experten raten zu größerer Vorsicht.

Peter J. Bentley, Computerwissenschaftler, University College London: “Die Technologie entwickelt sich sehr schnell weiter. Wenn Sie ein Haus bauen, sollten Sie nicht gleich die allerneuesten Technologien einplanen, weil sich drei Jahre später schon wieder alles verändert hat. Dasselbe gilt für Dinge, die Sie sich in den Körper einpflanzen lassen, sie sind nach drei Jahren veraltet. Und es gibt Sicherheitslücken und andere Probleme. Wollen Sie sich wirklich alle drei Jahre diese Chips herausholen und durch andere ersetzen lassen? Das ist der aktuelle Stand. Die Dinge entwickeln sich permanent weiter.”

So ein Funkchip kostet rund 100 Euro. Bereits 2015 führte ein schwedisches Unternehmen den Mikrochip bei seinen Angestellten ein. Ähnliche Experimente gibt es auch in Spanien oder der Schweiz.
Noch allerdings sind viele technische und rechtliche Fragen wie der Datenschutz zu klären.

iRobot: Per RFID-Chip Implantat zum Cyborg. Für viele ein Kindheitstraum, doch datenschutztechnisch eher gruselig. https://t.co/qcHvHRYoyO

— Dr. Datenschutz (@Dr_Datenschutz) 6 juillet 2016

RFID-Chip Büroangestellte Schweden – https://t.co/PubgzJ9rXw

— jurgenaaron (@Jurgen_Aaron) 6 avril 2016

Der RFID-Chip ist drin in der Hand. #iotkitchentalk#cyborg#berlin#o2pic.twitter.com/1iLyJl2h29

— Daniela Leistikow (@DLeistikow) 4 juillet 2016

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