Neue Technologie für Kreuzfahrtschiffe soll Leben retten

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Neue Technologie für Kreuzfahrtschiffe soll Leben retten
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Von Denis Loctier
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Neue Technologie für Kreuzfahrtschiffe soll Leben retten

Das Letzte, woran Passagiere bei einer Kreuzfahrt denken wollen, ist eine Notfall-Evakuierung. Aber in dem unwahrscheinlichen Fall, dass dies tatsächlich passiert, kann eine neue Technologie helfen, Leben zu retten. Hier in Griechenland und in ganz Europa arbeiten Forscher und Kreuzfahrtunternehmen zusammen, um sicherzustellen, dass alle von Bord gebrachten Passagiere erfasst werden.

Der Alarm ist das Zeichen für eine Notfall-Evakuierungsübung. Die Besatzung des Schiffes muss die Rettungsboote einsetzen und überprüfen, ob alle anwesend sind – genau wie im Ernstfall. Dieses Mal testet die Crew eine neue Technologie, welche die Position aller an Bord überwachen kann.

"Verschiedene Kreuzfahrtunternehmen stellen ihren Fahrgästen bereits Technik zur Verfügung, damit sie einkaufen oder in ihre Kabinen gelangen können. Wir können unser Ortungsgerät also in eine Schlüsselkarte oder in ein Armband integrieren", sagt Antonis Kalis, technischer Manager bei Lynceus2Market.

Technologie überwacht Positionen der Passagiere in Notfällen

Wenn Panik ausbricht, kann die Crew ein drahtloses Netzwerk nutzen, das das gesamte Schiff abdeckt und alle Personen auf einem Computerbildschirm anzeigt. Die Entwickler sagen, dass diese Funktion für echte Notfälle reserviert ist, so dass die Privatsphäre aller Passagiere und Crew-Mitglieder geschützt ist.

"Der Schiffssicherheitsbeauftragte kann sehen, wo sich die Besatzung und die Passagiere befinden. Es gibt auch die Möglichkeit, sich auf eine einzige, vermisste Person zu konzentrieren. Sie können ein Suchfeld verwenden, um genau herauszufinden, wo sich diese Person befindet", sagt Yiannis Panaretou, CEO von OptionsNet IT Services.

Das europäische Forschungsprojekt Lynceus2Market will diese Technologie in naher Zukunft zertifizieren und industriell herstellen. Die Entwickler sagen, dass Tausende dieser Geräte bereits von großen Kreuzfahrtunternehmen getestet werden. Die Technologie sei zudem sehr viel günstiger als GPS-Alternativen.

"Wir warten alle darauf, dass das Produkt kommerziell verfügbar ist. Natürlich werden wir die ersten sein, die es an Bord unserer Schiffe installieren", erklärt Vassilios Gazikas, Direktor für Marineoperationen bei Celestyal Cruises.

Person über Bord - was nun?

Aber was passiert, wenn jemand über Bord fällt und somit außerhalb der Reichweite des WLAN-Netzes ist? Unternehmen können die Lynceus-Geräte in Rettungswesten integrieren. Im Falle eines Unfalls können Rettungskräfte Handantennen verwenden oder mit Drohnen oder Hubschraubern über das Gelände fliegen. Diese senden Signale, welche die intelligenten Rettungswesten automatisch reflektieren. Wenn das Signal und die Reflektion aufeinander treffen, ertönt ein Piepston, der lauter wird je näher man der vermissten Person kommt. Das soll dabei helfen, die Opfer so schnell wie möglich zu finden.

"Das Gerät hat eine Reichweite von bis zu einem Kilometer, auch bei stürmischen Bedingungen und Wetter, das viel schlechter ist, als der leichte Nebel, den wir heute haben", weiß Angelos Ktoris, Marinearchitekt und Schiffsingenieur beim Maritimem Institut für das östliche Mittelmeer.

Dieser Test war Teil einer internationalen maritimen Such- und Rettungsübung auf Zypern. Über 40 Länder nahmen an der „Argonaut 2019“ teil, die eine große humanitäre Operation im Mittelmeer simulierte.

"Wir sind beeindruckt von den Ergebnissen des Lynceus2Market-Projekts. Dieses System kann Such- und Rettungspersonal, das vor Ort arbeitet, wirklich unterstützen - vor allem, wenn es auf Zeit ankommt", sagt Andreas Charalambides, Kommandant beim Joint Rescue Coordination Center auf Zypern.

Die Forscher hoffen, dass ihre Technologie im Ernstfall viele Leben retten kann. Sie soll dabei helfen, Opfer zu finden, bevor diese eine Unterkühlung erleiden.

Journalist • Denis Loctier

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