Europäischer Erfinderpreis für Karl Leo: Von Kartoffeln zum Smartphone

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Von Andrea Büring
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Ohne kreative Köpfe würden unsere Gesellschaft und Wirtschaft stillstehen. Die herausragendsten von ihnen hat das Europäische Patentamt mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet.

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Ohne kreative Köpfe würden unsere Gesellschaft und Wirtschaft stillstehen. Die herausragendsten von ihnen hat das Europäische Patentamt mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet.

Von OLEDs über nachhaltige Kunststoffproduktion bis zum Schutz von Seevögeln - ihre Erfindungen sollen zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen, das Wirtschaftswachstum vorantreiben und unseren Alltag verbessern.

Der Europäische Erfinderpreis wird unter anderem in den Kategorien Industrie, Forschung und KMU (kleine und mittlere Unternehmen) vergeben.

„Diese Erfinder widmen ihr Leben, um die größten Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Mit ihrem Einfallsreichtum, mit ihrer Kreativität", sagt Luis Berenguer Giménez vom Europäischen Patentamt.

Mit der Auszeichnung wolle man die Arbeit der Wissenschaftler:innen sichtbar machen und die Auswirkungen, die Innovation haben kann. "Der Europäische Erfinderpreis gibt uns einen einzigartigen Einblick in echte Geschichten von Innovation, Ausdauer und Erfolg", so Berenguer Giménez.

Karl Leo - von der Labor-Kuriosität zur Massenanwendung

Eine Auszeichnung für sein Lebenswerk erhält in diesem Jahr der deutsche Physiker Karl Leo. Seine Erfindung steckt in jedem zweiten Smartphone.

“Ich bin schon als Kind ungeheuer neugierig gewesen und musste immer alles Technische um mich herum zerlegen, sodass mir meine Eltern den Spitznamen der 'Techniker' gaben", sagt Karl Leo.

Heute wird er anerkennend der “Organik-Elektronik-Papst” genannt. Der Physiker, Ingenieur, Professor und erfolgreiche Unternehmer hat mit seinen Erfindungen die Elektronikindustrie auf den Kopf gestellt.

“Als ich mit organischen Halbleitern begann, galten sie noch als exotische Materialien, als physikalisch interessant, es gab neue Phänomene, aber man hat nicht an eine wirklich große praktische Anwendung geglaubt”, so Leo.

Organische Halbleiter bestehen aus Kohlenstoff. Als Pulver oder Flüssigkeit lassen sie sich gut verarbeiten und sie leuchten, wenn sie unter Strom gesetzt werden.

Die wirklich interessanten Dinge sind die unverstandenen.
Karl Leo, Preisträger des Europäischen Erfinderpreises

Allerdings waren sie anfangs wenig effizient: wegen ihres zu hohen Stromverbrauchs und der zu geringen Lebensdauer. Doch Leo verbesserte sie, er fügte ihnen kleinste Mengen an fremden Materialien hinzu. Ein Cocktail, der schließlich die Leitfähigkeit um den Faktor eine Million verbesserte und der 1998 zum Durchbruch führte: die Geburtsstunde der ersten effizienten und nachhaltigeren organischen Halbleiterdiode, OLED.

Kritischen Kolleg:innen bewies er seine Theorie mit einem Stromschaltkreis aus Kartoffeln.

"Es gibt bei Halbleitern zwei Prinzipien. Zum einen können wir Strom hineingeben und dadurch Licht erzeugen für Beleuchtung oder für Displays und zum anderen können wir Licht absorbieren und dann Strom erzeugen für eine Solarzelle", erklärt der Wissenschaftler.

Von einer Labor-Kuriosität zur Massenanwendung: Leos OLEDs verbessern die Energieeffizienz, Bildhelligkeit und Farbauflösung deutlich - und sind kostengünstiger als herkömmliche LEDs. Deshalb stecken sie heute in jedem zweiten Smartphone, in Tablets, Flachbildfernseher und in vielen Solarzellen.

Mit Blick auf die Zukunft fügt der Erfinder hinzu: "Man freut sich über die Dinge, die man erfolgreich beendet hat. Aber die wirklich interessanten Dinge sind die unverstandenen Dinge.”

Kategorie Lebenswerk

Karl Leo (Deutschland) - Fortschritte bei organischen Halbleitern

Der deutsche Physiker hat organische Halbleiter weiterentwickelt, indem er deren Leitfähigkeit mithilfe der sogenannten Dotierung verbessert hat. Heute ist seine Technologie in der Hälfte aller Smartphones weltweit und in vielen Arten von Solarzellen enthalten.

Kategorie Industrie

Per Gisle Djupesland (Norwegen) - Bessere nasale Medikamentenzufuhr

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Das System des norwegischen Erfinders nutzt die natürliche Form und Funktion der Nase, um die nasale Medikamentengabe zu verbessern und verschiedene Beschwerden zu lindern.

Kategorie Forschung

Robert N. Grass und Wendelin Stark (Österreich/Schweiz) - DNA-basierte Datenspeicherung

Bei dem zuverlässigen Datenspeicherungsverfahren der Erfinder sind DNA-Stränge in winzige Siliziumoxidkugeln eingeschlossen.

Kategorie Nicht-EPO-Länder

Sumita Mitra (Indien/USA) - Mit Nanomaterialien das Lächeln wiederherstellen

Diese Forscherin hat entdeckt, dass Nanocluster in der Zahnmedizin für widerstandsfähige, langlebige und ästhetisch ansprechende Füllungen verwendet werden können.

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Kategorie Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Henrik Lindström und Giovanni Fili (Schweden) - Flexible Solarzellen für tragbare Geräte

In ihrer Fabrik in Stockholm produzieren die Erfinder Farbstoffsolarzellen, die in fast jeder Form oder Farbe herstellbar sind und sogar in Innenräumen Strom erzeugen können.

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