Das Geschäft mit unseren Daten boomt

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Von Guy Shone, Joel Flynn
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In dieser Folge von The Exchange geht es um das Geschäft mit Big Data und den Datenschutz.

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In dieser Folge von The Exchange geht es um den expandierenden Cloud-Sektor und den Boom der Geschäftsanalytik: Was machen die Tech-Giganten tatsächlich mit unseren Daten und was bedeutet das für unsere Privatsphäre?

Tech-Firmen setzen auf die Cloud

Ob es uns gefällt oder nicht, die Technologie verändert die Art und Weise, wie große Unternehmen die Informationen speichern, die sie über unser Leben besitzen. Im 19. Jahrhundert gab es die Lochkarte, in den 1950er-Jahren die Diskette und in den frühen 2000er-Jahren den USB-Stick. Aber jetzt wird die Cloud-Technologie - die Praxis, Daten nicht auf lokalen Servern oder Computern, sondern dezentral zu speichern - immer mehr zur Norm. Und die Unternehmen setzen voll auf diese virtuelle Zukunft.

2021 wurden weltweit 215,7 Milliarden Dollar für Big-Data- und Business-Analytics-Lösungen (BDA) ausgegeben. Das geht aus Zahlen der Marktforscher von IDC hervor und entspricht einer Zunahme der Ausgaben um 10,1 Prozent im Vergleich mit 2020. Unternehmensverantwortliche würden nach Lösungen suchen, um besser und raschere Entscheidungen fällen zu können.

Rund 85 Milliarden Dollar würden demnach 2021 in Services rund um BDA fließen, und 82 Milliarden in BDA-Softwarelösungen. Das Software-Geschäft sei auch das Segment mit dem stärksten Wachstum – nämlich 15,1 Prozent.

Auch in den kommenden Jahren wird sich das Geschäft rund um BDA positiv entwickeln. IDC rechnet bis 2025 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 12,8 Prozent bei Big-Data- und Business-Analytics-Lösungen.

IT-Dienstleistungen und Software sind die beiden größten Segmente, die Unternehmen ausbauen wollen. Cloud-Technologie bedeutet, dass Daten jederzeit und überall zugänglich sind, wo es Internet gibt. Experten sind der Meinung, dass mit der Verbesserung der Cloud-Technologie die Kosten für diesen Dienst immer geringer werden. Ein Unternehmen, das in den letzten Jahren Milliarden in die Cloud-Technologie investiert hat, ist Cisco.

Chintan Patel, Chief Technology Officer von Cisco UK & Ireland, sagte gegenüber The Exchange: "Es geht darum, die richtigen Lösungen für unsere Kunden zur richtigen Zeit bereitzustellen, und das konzentriert sich im Moment sehr stark auf hybrides Arbeiten. Die Diskussion dreht sich um die Art und Weise, wie Anwendungen und Dienste digitaler genutzt werden, und das wird durch Anwendungen gesteuert. Die Dringlichkeit und die Notwendigkeit, Remote-Mitarbeiter zu vernetzen, ihnen Tools für die Zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen, virtuelle Arzttermine zu vereinbaren, Bildung zu ermöglichen, das hat den Übergang zur Cloud vorangetrieben, sie verbessert und flexibler gemacht. Es geht darum, den besten Technologiemix zu finden und unseren Kunden die Möglichkeit zu geben, diese Umgebungen auf sichere Weise zu verwalten", sagt er.

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Chintan Patel, Chief Technology Officer von Cisco UK & IrelandScreenshot: euronews

Tauziehen um Datenschutz

Das Geschäft mit Big Data boomt, aber es bestehen weiterhin Bedenken, was Unternehmen mit den von ihnen gesammelten Daten machen. Es besteht immer das Risiko einer Datenpanne - das hat man bereits bei Kreditkartenunternehmen und Telekommunikationsdiensten erlebt. Wie sicher ist es, unsere Daten in der Cloud zu speichern, und wie weit sollten Regierungen gehen, um Druck auf große Technologieunternehmen auszuüben, damit diese die Privatsphäre ihrer Nutzer schützen?

Daniel Newman, Gründungspartner und Chef-Analyst bei Futurum Research, sagt: "Es gibt einen Zwiespalt in der Marktwahrnehmung. Man versucht weltweit, die Gesetze zu ändern, um mehr und strenger zu regulieren. Aber gleichzeitig ist es für Regulierungsbehörden und Regierungen auf der ganzen Welt schwierig herauszufinden, wie man Verbraucher bei Laune halten, aber gleichzeitig Big Tech so regulieren kann, dass sie gezwungen sind, transparenter und offener zu sein, wie sie Daten sammeln und nutzen. Und zwar ganz allgemein in Bezug auf das, was Unternehmen über uns in Erfahrung bringen, was schädlich sein könnte oder natürlich auch sehr vorteilhaft aus ihrer Sicht der Vermarktung."

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Daniel Newman, Gründungspartner und Chef-Analyst bei Futurum ResearchScreenshot: euronews

Hongkongs "Doxing"-Razzia

Das Tauziehen um Daten und Privatsphäre ist an Orten wie Hongkong, wo es Proteste gegen die Regierung gab, noch heikler. Die Behörden haben vor kurzem das Gesetz zum Schutz der Online-Privatsphäre geändert, um die Menschen vor "Doxxing" zu schützen, d. h. vor der böswilligen Veröffentlichung privater Daten im Internet. Kritiker, darunter auch große Technologieunternehmen, befürchten jedoch, dass damit die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird.

Nach der erfolgreichen Niederschlagung der Unruhen im vergangenen Jahr richtete sich die Aufmerksamkeit der Behörden auf die Datengesetze Hongkongs. Damit hat sich online eine neue Front aufgetan.

"Besonders im Jahr 2019 gab es etwa 5.000 Fälle, in denen die persönlichen Informationen und Daten von Menschen auf einschüchternde Weise verwendet wurden. Das Gesetz wurde geändert, Doxing ist jetzt strafbar", sagt Hongkongs ehemaliger Datenschutzbeauftragter Stephen Wong.

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Stephen Wong, früherer Datenschutzbeauftragter von HongkongScreenshot: euronews

Die Erwartungen vieler Einwohner an den Datenschutz haben sich verändert.

Experten für digitalen Datenschutz sind besorgt: Nicht nur Hongkong, sondern ganz Asien wird von einem neuen chinesischen Datengesetz bedroht, dessen Auswirkungen laut Alex Hill, einem Spezialisten für digitalen Datenschutz und Anwalt, weitreichend sein könnten

_"Das Gesetz zum Schutz persönlicher Daten (PIPL Personal Information Protection Law) greift in Hongkong oder überall sonst auf der Welt, zum Beispiel wenn jemand in Hongkong Waren und Dienstleistungen an Menschen in China liefert oder ihr Verhalten überwacht."
_

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Alex Hill, Spezialist für digitalen Datenschutz und AnwaltScreenshot: euronews

Die Regierung von Hongkong hatte gehofft, dass sich die Stadt zu einem Daten- und Innovationszentrum in Asien entwickeln könnte. Doch angesichts eines immer komplizierter werdenden Geflechts von Vorschriften könnte es mit der Datensicherheit und dem Datenschutz bald ganz anders aussehen.

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