Telegram hat eine wichtige Rolle im Krieg in der Ukraine. Wie nutzt man es und wie sicher ist es?

Telegram ist eine Hybridplattform mit privaten Einzel- und Gruppenchats, die bis zu 200.000 Mitglieder haben können.
Telegram ist eine Hybridplattform mit privaten Einzel- und Gruppenchats, die bis zu 200.000 Mitglieder haben können. Copyright AP Photo/Alexander Zemlianichenko
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Von Pascale Davies
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Als Kommunikationsplattform ist Telegram nicht nur beim ukrainischen Präsidenten beliebt. In Russland wird es genutzt, um an anders blockierte Inhalte zu kommen. Aber wie nutzt man Telegram und wie sicher ist das Ganze?

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Telegram ist zu einem der wichtigsten Kommunikationskanäle im Krieg in der Ukraine geworden und hat seit der Invasion Russlands noch einmal an Bedeutung gewonnen.

Nur wenige Tage nach dem Einmarsch Russlands schickte der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyy aus der Hauptstadt Kiew eine Nachricht an seine Telegram-Follower, in der er seine Landsleute zum Widerstand gegen den russischen Angriff aufrief.

Inzwischen nutzen viele Menschen in Russland die App, um auf Nachrichten und Gespräche über die Ukraine zuzugreifen, die nicht der staatlich sanktionierten Version der Ereignisse entsprechen.

Aber wie kann man die App nutzen und ist sie sicher?

Wofür wird die App verwendet?

Die App dient in erster Linie dazu, Kontakten Nachrichten zu senden; man kann auch eigene Gruppen erstellen - wie bei Whatsapp.

Es handelt sich um eine hybride Plattform mit privaten Einzel- und Gruppenchats, die bis zu 200.000 Mitglieder haben können.

Es ist aber auch möglich, Einzelpersonen, wie Selenskyj, einem Unternehmen oder bestimmten Gemeinschaften, wie z. B. Kryptowährungsgruppen, zu folgen.

Man kann auch Nachrichten-Websites folgen und Newsletter abonnieren, um Informationen außerhalb der staatlich kontrollierten Medien zu erhalten. Diese Funktion machte die Plattform für manch einen zu einer Art Rettungsanker.

Präsidentschaft Ukraine
Wolodymyr Selenskyj hält seine Abonnenten regelmäßig auf Telegram informiert.Präsidentschaft Ukraine

Der russische Gesetzgeber hat letzte Woche eine Änderung des Strafgesetzbuchs verabschiedet, die die Verbreitung von "gefälschten" Informationen unter Strafe stellt und mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bedroht.

Als Reaktion darauf haben internationale Medienkonzerne wie die BBC und Bloomberg angekündigt, ihre Berichterstattung in Russland vorübergehend einzustellen.

Ist Telegram sicher?

Telegram hat den Ruf, eine sichere Messaging-App zu sein, aber trotzdem ist Vorsicht geboten.

Die Plattform verfügt standardmäßig nicht über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bedeutet, dass eine Plattform den Inhalt der Nachrichten der Nutzer nicht kennen darf. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kann aber aktiviert werden, allerdings nur für Einzelchats nicht für Gruppennachrichten.

Eine weitere Möglichkeit sind "geheime Chats", die nicht auf den Servern von Telegram gespeichert werden. Nutzer:innen können zudem einen Timer für die Selbstzerstörung von Nachrichten einstellen; diese werden dann automatisch gelöscht, und wenn eine Person eine Nachricht löscht, verschwindet sie auf beiden Geräten.

Wie geht das konkret?

Auf dem Mobiltelefon öffnen Sie einen Chat, geben den Namen des Kontakts ein, wählen "Mehr" und dann "Geheimen Chat starten".

Andere Plattformen, die eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verwenden, sind WhatsApp und Signal, dessen Gründer Telegram als weniger sicher bezeichnet hat.

Es besteht die Befürchtung, dass die russische Regierung Telegram auffordern könnte, Nutzerdaten herauszugeben.

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Dies geschah bereits 2018, aber Telegram widersetzte sich der russischen Regierung. Diese wiederum brachte das Unternehmen vor Gericht und die App wurde für zwei Jahre verboten. Die Nutzer hatten jedoch weiterhin Zugriff auf die App. Russland wies die Klage 2020 ab.

Kampf gegen Fehlinformationen

Länder können auch bestimmte Kanäle verbieten oder den Zugang zu ihnen anpassen.

So kann man in Europa beispielsweise nicht auf die russischen Medienkanäle Sputnik und Russia Today (RT) über Telegram zugreifen, nachdem die Europäische Union beschlossen hat, sie wegen Desinformation im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine zu verbieten.

Was die Verbreitung von Fehlinformationen angeht, so ist unklar, wie viele Nutzer echt sind und wie viele Bots. Es gab bereits zahlreiche Berichte über erfundene Nutzer auf Telegram, die die Linie der russischen Regierung verstärkt oder Beiträge geliked haben.

Die Verhinderung von Fehlinformationen und Desinformation ist jedoch nicht nur ein Thema für Telegram. WhatsApp hat spezielle Kampagnen zur Bekämpfung von Propaganda ins Leben gerufen.

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Will Cathcart, der Leiter von WhatsApp, teilte auf Twitter mit, dass der ukrainische Notdienst eine Helpline eingerichtet hat, um die Menschen mit hochwertigen Informationen über die Situation zu versorgen.

Telegram benutzen - trotz Blockade

Eine nützliche Funktion von Telegram ist, dass man die App trotz Blockade in einem Land über eine Verbindung über einen Proxy-Server herstellen oder ein VPN auf dem Telefon verwenden kann, um sich zu verbinden.

Um einen Proxyserver einzurichten, öffnet man Einstellungen > Daten und Speicher > Proxy-Einstellungen > Proxy verwenden aktivieren und gibt dann die entsprechenden Informationen ein.

Nicht nur für Nachrichten

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Telegram ist aber nicht nur für Nachrichten nützlich. Über die App können Sie auch Filme ansehen, Bücher lesen und Musik hören - auch wenn diese in dem Land, in dem man sich aufhält, blockiert sind.

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