Was tut die EU gegen Jugendarbeitslosigkeit?

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Was tut die EU gegen Jugendarbeitslosigkeit?
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Von Naomi LloydFanny Gauret
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Was wird im Europäischen Jahr der Jugend getan, um benachteiligten jungen Menschen zu helfen, eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz zu finden? Wir stellen das NEETs-Programm vor (junge Menschen, die sich in keiner Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung befinden) und die Jugendgarantie der EU.

Die Leitinitiative für das Europäische Jahr der Jugend 2022 ist ALMA vor, ein EU-Programm, das benachteiligten jungen Menschen Arbeitserfahrungen im Ausland in einem anderen Mitgliedstaat ermöglicht. Es startet im Laufe dieses Jahres.

Euronews-Reporterin Fanny Gauret hat in Tschechien mit jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen gesprochen, die von Auslandspraktika im Rahmen von TLN Mobility profitiert haben - was die viel größere ALMA-Initiative inspiriert hat.

EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte Nicolas Schmit spricht im Real-Economy-Interview darüber, wie die CARE-Fonds jungen Ukrainern bei der Arbeitssuche in der EU helfen und er beantwortet Fragen zur neuen ALMA-Initiative.

2022: Europäisches Jahr der Jugend

Junge Menschen sind von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie mit am stärksten betroffen: Sie verlieren als Erste ihren Arbeitsplatz, müssen Einkommenseinbußen hinnehmen und finden nur schwer Arbeit.

2022 ist das Europäische Jahr der Jugend, deshalb fragen wir: Was wird in diesem Jahr der Jugend getan, um benachteiligten jungen Menschen zu helfen, Arbeit und Ausbildung zu finden? Euronews-Reporterin Fanny Gauret traf in Tschechien junge Menschen, die dank eines Auslandspraktikums einen Fuß in die Arbeitswelt bekommen.

2022 ist das Europäische Jahr der Jugend. Junge Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren machen ein Sechstel der europäischen Bevölkerung aus. Aber sie finden nur schwer einen Job.

Obwohl die Jugendarbeitslosigkeit zurückgeht, ist die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu sein, für junge Menschen immer noch doppelt so hoch wie für den Rest der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.

Jeder Achte ist weder erwerbstätig, noch in einer Aus- oder Weiterbildung - diese Jugendlichen werden als NEETs bezeichnet.

Die EU-Jugendgarantie für alle Menschen unter 30 Jahren

Um dagegen etwas zu tun, garantiert die EU-Jugendgarantie, dass alle jungen Menschen unter 30 Jahren, die sich anmelden, innerhalb von vier Monaten ein Angebot für einen Arbeitsplatz, eine Lehrstelle oder eine Aus- oder Weiterbildung erhalten.

Seit ihrer Verabschiedung 2013 haben jedes Jahr mehr als 3 Millionen junge Menschen ein Angebot angenommen, was bedeutet, dass bisher 36 Millionen Menschen geholfen wurde.

Ein Weg, die Jugendgarantie in die Tat umzusetzen, besteht darin, jungen Menschen zu helfen, neue Fähigkeiten und Selbstvertrauen zu gewinnen, indem sie im Ausland arbeiten. Die neue ALMA-Initiative - die Abkürzung steht für Aim, Learn, Master, Achieve - wird genau das im Laufe dieses Jahres in der gesamten EU anbieten. Fanny Gauret hat sich in Tschechien angeschaut, welchen Unterschied die Arbeit im Ausland für junge Menschen macht.

Auslandspraktika geben Selbstvertrauen: Beispiele aus Tschechien

Im tschechischen Brünn trifft sie sich mit zwei jungen Tschechinnen, die gerade von einem zweimonatigen Auslandspraktikum zurück sind. Organisiert von "Expedition Irland", einem Programm für arbeitslose Jugendliche unter 30, die aus benachteiligten Verhältnissen stammen.

Julie Baštová wuchs in Pflegefamilien auf, oft unter schwierigen Bedingungen. Sie machte eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin. In Dublin absolvierte sie ein Praktikum im Bereich Grafikdesign, ihrem beruflichen Traum:

"Ich konnte ohne jeglichen Erfahrungen in diesem Bereich arbeiten. Das wäre hier nicht möglich gewesen. Dank des Programms habe ich viel gelernt", erzählt die junge Frau. "Ich konnte in den Beruf hineinschnuppern. Ich habe auch bei der Illustration eines Kinderbuchs mitgeholfen, sodass ich etwas vorweisen kann."

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Julie Baštová weiß jetzt, was sie willeuronews

"Expedition Irland" ist Teil der europäischen Initiative TLN Mobility. Mit einem Gesamtbudget von rund 100 Millionen Euro - davon 70 % aus dem Europäischen Sozialfonds - hat dieses Programm bereits rund 7.000 benachteiligte junge Menschen auf ihrem Weg in die Beschäftigung unterstützt.

Die junge Frau arbeitet wieder als Sozialarbeiterin, aber sie möchte Grafikdesignerin werden: "Ich gehe diesen Weg weiter, ich bilde mich aus und arbeite auch nebenbei... Ich habe gelernt, viel selbständiger zu sein."

Die Euronews-Reporterin ist bei einem Nachbereitungstreffen der Jugendlichen dabei, die in Irland waren. Ein Mentor unterstützte die Teilnehmer bei jedem Schritt des Projekts: Englischunterricht, Suche nach einem Praktikumsplatz und Unterstützung, etwas, das laut der nationalen Projektleiterin sehr wichtig ist:

"Benachteiligte Jugendliche, die keine Erfahrung mit Auslandspraktika haben, haben oft ihre Ausbildung nicht beendet", so Tomke Trávníček. "Sie würden nicht an einem Erasmus-Programm teilnehmen, weil sie zu viel Angst haben. Nach dem Auslandspraktikum sind sie motivierter, haben mehr Selbstvertrauen und sie haben Arbeitserfahrungen gesammelt."

Denisa Hönigová leidet unter sozialen Ängsten, die ihr Leben stark beeinträchtigen. Die euronews-Reporterin trifft sie in dem Café, in dem sie seit ihrer Rückkehr aus Irland arbeitet. Sie hat ihre Schulausbildung nicht beendet und hatte Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Sie erzählt: _"Ich fühlte mich verloren und hatte die Hoffnung, dass es mir besser geht. Es hat mir sehr geholfen, in ein anderes Land zu gehen, all diese Dinge zu erleben, zu arbeiten und die ganze Zeit mit Fremden zu sprechen, sogar mit Fremden zusammenzuleben."

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Denisa Hönigová hat vom Auslandspraktikum profitierteuronews

Dank dieser Erfahrung hat die junge Frau ihre Beziehungen zu anderen verbessert; das Praktikum hat sie darin bestätigt, dass sie in der alternativen Modebranche arbeiten möchte: "Mir ist klar geworden, dass ich vielleicht irgendwann meine eigene Marke haben möchte, ich arbeite daran."

2019 war jeder dritte junge Mensch mindestens zwei Wochen im Ausland, um dort zu arbeiten oder für eine Ausbildung. Dieser Trend ist für junge Menschen mit weniger Chancen ein Nachteil.

Inspiriert von TLN Mobility soll das neue europäische ALMA-Projekt benachteiligten Jugendlichen die gleichen Möglichkeiten bieten. Laut dem Europäischen Jugendforum in Brüssel müssen bestimmte Garantien gegeben sein, damit ALMA ein Erfolg wird:

"Alma kann eine großartige Erfahrung für junge Menschen sein, ein echtes Plus, aber Gehalt und Sozialleistungen müssen garantiert sein", so Manon Deshayes, Referentin beim Europäischen Jugendforum. "Ohne das gibt es keinen Mehrwert für junge Menschen."

Das Ziel dieser EU-Maßnahmen ist es, jedem jungen Menschen eine qualifizierte Arbeitsstelle zu ermöglichen.

EU-Kommissar Nicolas Schmit: "Junge Arbeitssuchende brauchen Selbstvertrauen"

Es gibt andere junge Menschen, die plötzlich und unerwartet nach Arbeit oder einer Ausbildung in Europa suchen - und das sind die jungen Ukrainer, die vor Russlands Krieg gegen ihr Land fliehen. Die Europäische Union hat ihnen das Recht eingeräumt, zu arbeiten und zu studieren, und hat gerade Mittel zur Unterstützung angekündigt. Mehr dazu gibt es im Interview mit dem EU-Kommissar für Arbeit und soziale Rechte Nicolas Schmit.

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EU-Kommissar Nicolas Schmit mit euronews-Reporterin Naomi Lloydeuronews

Euronews-Reporterin Naomi Lloyd: Mit welchen EU-Mitteln werden junge Ukrainer dabei unterstützt, Arbeit zu finden oder ihr Studium fortzusetzen?

Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Arbeit und soziale Rechte: Es handelt sich um Mittel, die im Rahmen der Kohäsionsfonds und des Europäischen Sozialfonds (ESF) noch nicht verwendet wurden. Wir fordern die Mitgliedsstaaten dazu auf, dieses Geld zu verwenden und flexibel zu nutzen, um Projekte für ukrainische Flüchtlinge zu finanzieren. Wir reden über Milliarden Euro, die schnell eingesetzt werden können. Auch beim Zugang zum Arbeitsmarkt arbeiten wir daran. Wir erleichtern die Anerkennung ihrer Diplome und ihrer Fähigkeiten durch ein System, das jetzt auch ins Ukrainische übersetzt wurde.

Euronews: Und es gibt die Vorzeige-Initiative ALMA. Wie kann sie Ihrer Meinung nach benachteiligten Menschen helfen?

Nicolas Schmit: Sie gibt den jungen Menschen etwas, was sie unbedingt brauchen: Vertrauen in sich selbst. Wir bieten ihnen eine neue Möglichkeit, eine neue Chance, etwas zu entdecken, aber auch, selbständig zu werden. Das kann diesen jungen Menschen dabei helfen, sich ein eigenes Leben aufzubauen, eine Karriere zu machen, einen festen Arbeitsplatz zu finden.

Euronews: Es gibt die Befürchtung, dass die Praktika unbezahlt bleiben. Wie stellen Sie sicher, dass das nicht passiert?

Nicolas Schmit: Wenn diese Person arbeitet, sollte sie nicht nur sozialen Schutz haben. Die Sozialversicherung wird von europäischen Fonds, dem Europäischen Sozialfonds übernommen, aber auch die Unternehmen, die diese jungen Menschen beschäftigen, müssen Gehälter bezahlen.

Cutter • Nicolas Coquet

Weitere Quellen • Produktion: Louise Lehec; Kamera Kroatien: Mathieu Rocher; Brüssel: Pierre Holland/Gil Peckel; Motion Design: NEWIC  https://www.agence-newic.com

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