Bald Realität: Medikamente per E-Rezept in ganz Europa

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Von Claudio Rosmino
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In Zukunft sollen Bürger:innen Medikament in jeder Apotheke eines Mitgliedstaates bekommen können - ohne ein Papierrezept und Sprachbarriere. In einigen EU-Staaten ist das heute schon Realität.

In Zukunft sollen Bürger:innen Medikament in jeder Apotheke eines Mitgliedstaates bekommen können - ohne ein Papierrezept und Sprachbarriere. In einigen EU-Staaten ist das heute schon Realität.

Estland und Finnland sind in mehreren Bereichen eng miteinander verbunden. Das führt dazu, dass jedes Jahr mehr als sechs Millionen Passagiere zwischen den Hauptstädten Helsinki und Tallinn reisen, zwischen denen es eine 2,5-stündige Fährverbindung gibt.   

Dabei haben die Bürger:innen beider Länder die Möglichkeit, Medikamente im jeweils anderen Land zu bekommen, ohne ein gedrucktes Rezept vorlegen zu müssen. 

Ein grenzüberschreitender elektronischer Verschreibungs- und Verabreichungsdienst macht das möglich. Damit sind von Ärzt:innen verschriebene Medikamente auch in einer Apotheke eines anderen EU-Mitgliedstaates erhältlich. Das Verfahren ist einfach und schnell.

Mit dem elektronischen Personalausweis der Patient:innen prüfen die Apotheker:innen auf der elektronischen Verschreibungsplattform, welches Produkt verschrieben wurde und kann es dann an den Kunden abgeben.

E-Rezept gilt nicht für alle Medikamentengruppen

"Sobald wir im System sind, sehen wir die Liste der für diese Person ausgestellten Rezepte, und das System übersetzt sie automatisch in die estnische Sprache. So ist alles für uns verständlich", erklärt Apotheker Aleksandr Vares. 

"Nach der Abgabe dauert es einige Minuten, bis unser System die Informationen an das Heimatland des Patienten sendet, und dann wird das Rezept entweder gelöscht oder die Menge des verschriebenen Medikaments verringert.”

"Es ist möglich, fast alle verschreibungspflichtigen Medikamente zu kaufen, mit Ausnahme von Psychopharmaka, Betäubungsmitteln und sogenannten Magistralrezepturen, Arzneien, die direkt in der Apotheke zubereitet werden.”

Tehic ist die öffentliche IT-Behörde, die die Einführung der elektronischen Verschreibung in Estland vorangetrieben hat. Ihre Erfahrung ist nun eine nützliche Fallstudie für den europäischen Gesundheitsdatenraum. 

Die EU-Kommission hat dafür kürzlich ein Projekt gestartet, das Gesundheitsdaten von Patient:innen nutzen soll. Nach Aussage der Kommission soll damit eine grenzüberschreitende Versorgung gewährleistet, die Forschung gefördert und die Gesundheitspolitik unterstützt werden. 

Das elektronische Rezept basiert auf der europäischen Infrastruktur für digitale Gesundheitsdienste - ein Netz, das die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger auf Reisen in ganz Europa gewährleisten soll.

Zwei grenzüberschreitende Gesundheitsdienste werden derzeit eingeführt: das elektronische Rezept samt elektronischer Verabreichung und Patientenkurzakten. 

Die ersten Länder, die mit der elektronischen Verschreibung und Verabreichung begonnen haben, sind Estland, Finnland, Kroatien und Portugal. Die anderen europäischen Länder werden sich dem System in den nächsten Jahren schrittweise anschließen.

EU-Service wie bei Roaming von Mobiltelefonen

"Heute denken wir nicht mehr daran, auf Reisen ein Roaming-Paket für das Mobiltelefon zu haben. Mit grenzüberschreitenden E-Health-Diensten sollte es genauso einfach sein, sodass ich nicht mehr daran denken muss, das Rezept dabei zu haben. Das sollte nicht nötig sein. Ich sollte einfach in die Apotheke gehen, meinen Ausweis vorzeigen und das gewünschte Medikament bekommen", erklärt Tõnis Jaagus, Leiter des Gesundheitsbereichs bei der estnischen öffentlichen IT-BehördeTehic. 

Die Verbindung verschiedener Gesundheitsdienstleister in Europa erfordert ein hohes Maß an Sicherheit und Vereinbarkeit, basierend auf gemeinsamen Codes der Mitgliedstaaten, sagt der IT-Architekt bei Tehik, Artur Novek. 

"Wir müssen die Menschen sicher identifizieren, und in Estland haben wir zwei Möglichkeiten, einmal über den Personalausweis und den mobilen Ausweis. In den Geräten, wie im Personalausweis, befindet sich ein Chip, der Ihren privaten Schlüssel enthält, mit dem Sie sich gegenüber dem System identifizieren können."

Mit den grenzüberschreitenden Gesundheitsdiensten in ganz Europa wird es ähnlich sein wie mit dem Roaming von Mobiltelefonen. Medizinische Daten und Rezepte werden den Patient:innen auf ihren Reisen ins Ausland folgen. 

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