Diese Mini-Parasiten fressen und paaren sich auf unseren Gesichtern während wir schlafen

Rund 90 Prozent aller Menschen haben diese kleinen Milben auf der Haut ihres Gesichts.
Rund 90 Prozent aller Menschen haben diese kleinen Milben auf der Haut ihres Gesichts. Copyright  Creative Commons/Palopoli et al
Von Luke Hurst
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Kleine Milben, die nur Bruchteile eines Millimeters lang sind und sich unter anderem auf dem Gesicht der meisten Menschen wiederfinden, entwickeln sich offenbar von Parasiten zu Symbionten.

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Winzige Milben, die auf fast allen Menschen leben und sich auf unserer Haut paaren, entwickeln sich möglicherweise von Parasiten zu Lebewesen, die eine Symbiose mit uns eingehen.

Das sagen Wissenschaftler, die diese Kreaturen, die in den Haarfollikeln von Gesicht und Brustwarzen zu finden sind, erforschen. 

Die Milben mit der Bezeichnung Demodex folliculorum sind nur ein Bruchteil eines Millimeters groß und ernähren sich von Talg, einer Substanz, die die Haut überzieht und auf natürliche Weise von den Zellen in unseren Poren abgesondert wird.

Nachts während wir schlafen, verlassen sie ihr Versteck, um sich auf unseren Gesichtern zu paaren.

Etwa 90 Prozent der Menschen sind von diesen Milben befallen, die bei der Geburt weitergegeben werden. Sie sind normalerweise harmlos und bleiben unbemerkt, aber in großer Zahl können sie die Haut reizen, sie schuppig machen und Rötungen und Juckreiz verursachen.

Sie sind eine von zwei Arten von Follikelmilben, die auf dem Menschen leben, neben Demodex brevis, einer solitären Art, die die Talgdrüsen unter der Haut bewohnt.

Vom Parasit zur Symbiont

Bislang war man davon ausgegangen, dass Demodex folliculorum, auch Haarbalgmilbe, eine parasitäre Beziehung zu uns unterhalten und auf unsere Kosten Nährstoffe aufnehmen.

Neue Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass sie sich zu Symbionten entwickeln könnten, was bedeutet, dass ihre Existenz für beide Seiten vorteilhafte ist.

So dachte man bisher, die Milben hätten keinen Anus und würden daher ihr ganzes Leben lang ihre Fäkalien ansammeln, bevor sie diese nach ihrem Tod freisetzen und Hautentzündungen verursachen.

Dies ist jedoch nicht der Fall, wie die Forscher der University of Reading, der Universität Valencia, der Universität Wien und der Nationalen Universität San Juan herausgefunden haben.

Die neue Studie, die in der Fachzeitschrift Molecular Biology and Evolution veröffentlicht wurde, ergab, dass die Milben tatsächlich einen Anus haben und zu Unrecht für viele Hautkrankheiten verantwortlich gemacht werden.

Möglicherweise tragen sie sogar dazu bei, unsere Haut sauber zu halten.

"Milben werden für viele Dinge verantwortlich gemacht. Die lange Assoziation mit dem Menschen könnte darauf hindeuten, dass sie auch einfache, aber wichtige nützliche Aufgaben haben könnten, z. B. die Poren in unserem Gesicht offen zu halten", sagte Dr. Henk Braig, Mitautor der Studie von der Bangor University und der National University of San Juan.

Sie leben in unseren Poren und kommen nachts heraus, um zu fressen und sich zu paaren: Die Haarbalgmilbe oder Gesichtsmilbe.

Ungewöhnliche Körpermerkmale

In der ersten DNA-Analysestudie der Milben überhaupt wurde festgestellt, dass sie durch ihre isolierte Existenz und Inzucht unnötige Gene und Zellen verlieren und zu einfacheren Organismen werden, die sich möglicherweise mit ihrem menschlichen Wirt vereinigen.

"Wir haben herausgefunden, dass diese Milben eine andere Anordnung von Genen für Körperteile haben als andere ähnliche Arten, weil sie sich an ein geschütztes Leben in Poren angepasst haben", sagt Dr. Alejandra Perotti, außerordentliche Professorin für Wirbellosenbiologie an der Universität Reading, die die Forschung mit geleitet hat.

"Diese Veränderungen an ihrer DNA haben zu einigen ungewöhnlichen Körpermerkmalen und Verhaltensweisen geführt".

Dazu gehört die Entwicklung von winzigen Beinen, die aus nur drei einzelligen Muskeln bestehen.

Der Verlust der Gene bedeutet auch, dass ihnen der UV-Schutz fehlt, dass sie das Gen verloren haben, das die Tiere dazu veranlasst, mit dem Tageslicht aufzuwachen, und dass sie kein Melatonin selbst produzieren können.

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Während der Paarung: Festgeklammert

Stattdessen tanken sie Melatonin aus der menschlichen Haut, um sich auf das vorzubereiten, was die Forscher als "nächtliche Paarungszeit" bezeichnen.

In dem Artikel werden die Paarungsgewohnheiten und die sexuelle Anatomie der Milben ausführlich beschrieben.

So haben die Männchen einen Penis, der an der Vorderseite ihres Körpers nach oben ragt, und sie müssen sich während der Paarung unter den Weibchen positionieren, während sie sich beide an menschliches Haar klammern.

Wer das trotz möglichen positiven Effekten, ekelhaft findet, kann beruhigt sein: Möglicherweise werden wir nicht ewig mit den Milben leben müssen. Die Forschung hat ergeben, dass der Mangel an potenziellen Partnern, die den Nachkommen neue Gene hinzufügen könnten, bedeutet, dass sie möglicherweise vom Aussterben bedroht sind.

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