Mobilität für alle: Rom soll barrierefreier werden

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Von Giorgia Orlandi
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Nach den geltenden Rechtsvorschriften sind italienische Gemeinden verpflichtet, alle baulichen Barrieren zu beseitigen - aber nur weniger als 5 % der Gemeinden haben tatsächlich etwas unternommen.

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Für Menschen mit Behinderungen kann das Fortbewegen in der italienischen Hauptstadt eine schreckliche Erfahrung sein. Nach den geltenden Rechtsvorschriften von 1986 sind die italienischen Gemeinden verpflichtet, alle baulichen Barrieren zu beseitigen - aber nur weniger als 5 % der Gemeinden haben tatsächlich etwas unternommen. Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind zudem oft die Ersten, die z. B. den Preis für Abfall-Entsorgungsprobleme einer Stadt zahlen müssen, denn der Müll steht oft im Weg.

Jahrelanges Missmanagement

Roms neuer Bürgermeister Roberto Gualtieri hat versprochen, die Hauptstadt umzugestalten und einige ihrer langfristigen Probleme mithilfe der Jubiläums- und Entwicklungs-Mittel anzugehen.

Jahrelanges Missmanagement und fehlende Wartungsarbeiten haben die öffentlichen Verkehrsdienste in der Stadt stark beeinträchtigt.

Dario Dongo ist Rechtsanwalt und Gründer von "Egalité", einer Vereinigung, die sich für die Rechte behinderter Menschen in Italien und insbesondere in Rom einsetzt. Er hat Atac (Roms Verwaltung für den öffentlichen Nahverkehr) mehrmals bei den lokalen Behörden wegen der schlechten Dienstleistungen für Behinderte angezeigt. Euronews hat den Aktivisten begleitet und seinen täglichen Kampf beobachtet.

Hohe Treppen, Löcher im Bürgersteig oder fehlende Rampen: Dario Dongos Fortbewegung in Rom ist ein täglicher Kampf. Vieles, was andere gar nicht wahrnehmen, wird für ihn zu Hindernissen, die ihn oft dazu zwingen, mitten auf der Straße zu fahren:

"Ich bin sehr frustriert, nicht unbedingt persönlich, sondern als Mitglied einer Gemeinschaft - besonders wenn ich an die Menschen denke, die weniger Glück haben als ich", erzählt Dongo. "Menschen, die zerbrechlicher sind oder schwerere Formen von Behinderungen haben als ich, oder über weniger Ressourcen verfügen. Im Laufe der Jahre werden sie gezwungen, sich zu ergeben, als sei dies ein unvermeidliches Schicksal, dabei werden sie ihrer Grundrechte beraubt."

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Dario Dongo im Gespräch mit euronews-Reporterin Giorgia Orlandieuronews

Jeder Tag steckt voller Hindernisse

Eine Fahrt mit der U-Bahn zu Roms historischem Zentrum verdeutlicht seine Frustration: Am Zielort angekommen, steckt er fest, weil der Treppenlift nicht funktioniert. Nach einer Wartezeit von mehr als 30 Minuten, wird er aufgefordert, die Station zu wechseln. Auch am Kolosseum wird es noch einmal schwierig: Roms Kopfsteinpflaster ist nichts für Rollstuhlfahrer. 

Jahrelange Vernachlässigung ist einer der Gründe, warum das System nicht so funktioniert, wie es sollte. Eugenio Patanè, stellvertretender Bürgermeister, zuständig in der Stadtverwaltung für Mobilität: "In den vergangenen 14 Jahren wurden unsere Systeme und Infrastrukturen nicht gewartet und nicht erneuert. Wir haben ein schweres Erbe angetreten. Wir müssen in den nächsten drei Jahren daran arbeiten, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Das bedeutet neue Investitionen und Mittel, über die wir dank des Entwicklungs-Plans und des bevorstehenden Jubiläums verfügen. Jetzt müssen wir sie nur noch umsetzen. Wir müssen Ausschreibungen organisieren und angemessene Wartungsarbeiten durchführen, aber vor allem brauchen wir eine Planung."

Trotz all der Hindernisse gibt Dario Dongo seinen täglichen Fortbewegungs-Kampf nicht auf: "Nur so können sich die Dinge ändern, vor allem, wenn man von unten Druck ausübt. Jeder sollte davon ausgehen können, dass die Dinge so funktionieren, wie sie sollten, sonst werden sie nie in Ordnung gebracht."

Kürzlich wurde bei Atac die Leitung gewechselt, um ihre Effizienz zu verbessern. Die Gelder aus Italiens Konjunkturprogramm und die Mittel für das Jubiläum 2025 bieten eine einmalige Chance, die italienische Hauptstadt in eine Stadt für alle zu verwandeln, in der es sich viel leichter leben lässt.

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