Kreislaufwirtschaft: Chancen für eine nachhaltige Geschäftswelt

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Von Guy Shone, Cyril Fourneris
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Die Kreislaufwirtschaft bietet eine wirtschaftliche Chance von 4,5 Billionen Dollar, indem sie Abfälle reduziert, Innovationen fördert und Arbeitsplätze schafft.

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In dieser The Exchange-Folge geht es um die Kreislaufwirtschaft. Sie ist ein Systemlösungsrahmen, mit dem globale Herausforderungen wie Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, Abfall und Umweltverschmutzung angegangen werden können. Untersuchungen zeigen, dass die Kreislaufwirtschaft eine wirtschaftliche Chance von 4,5 Billionen Dollar bietet, indem sie Abfälle reduziert, Innovationen fördert und Arbeitsplätze schafft. Wir sprechen mit Menschen und Akteuren, die glauben, dass die Kreislaufwirtschaft ein Weg ist, um nachhaltiges Wachstum zu schaffen und gleichzeitig Gewinne zu erzielen.

Kreislaufwirtschaft: Entscheidend für die Zukunft von Unternehmen

Die großen Abfallmengen in allen Industriezweigen veranlassen Unternehmen dazu, ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu überdenken. Reicht es aus, Abfälle zu reduzieren, wiederzuverwenden und zu recyceln? Oder sollten Unternehmen Ihr Konzept radikal überdenken, um Kreislaufwirtschaft zu erreichen?

In dieser The Exchange-Folge erklären uns Nestlé und Renault, warum die Kreislaufwirtschaft für die Zukunft dieser Megamarken entscheidend ist.

Der Begriff "Kreislaufwirtschaft" wurde erstmals 1988 vom amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Allan Kneese verwendet. Seitdem ist er zu einer der meistdiskutierten Ideen in der Geschäftswelt geworden, die Themen wie Recycling, Abfallvermeidung, Innovationsförderung und die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze umfasst.

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Guy Shone führt durch die Wirtschaftssendung "The Exchange"euronews

Untersuchungen des Weltwirtschaftsforums zeigen, dass die Kreislaufwirtschaft eine wirtschaftliche Chance von 4,5 Billionen Dollar bietet. Mit der Kreislaufwirtschaft geht Effizienz einher. Das Beratungsunternehmen Accenture prognostiziert, dass Automobilhersteller, die einen Kreislaufansatz bei der Herstellung verfolgen, potenziell eine Gewinnsteigerung von 150 % erzielen könnten.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass durch den Übergang zur Kreislaufwirtschaft weltweit 6 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, da Unternehmen die traditionellen Wege der Geldgewinnung durch "Gewinnung, Herstellung, Verwendung und Entsorgung" ersetzen werden.

Beispiele aus der Praxis

Ein Unternehmen, das in Nachhaltigkeit investiert, ist Nestlé. Der Hersteller von Nespresso, San Pellegrino und Kit-Kat ist der größte Lebensmittel- und Getränkehersteller der Welt. Das 150 Jahre alte Unternehmen hat über eine Viertelmillion Mitarbeiter, Hunderte Fabriken und verkauft Produkte in 186 Ländern. Wie stellt Nestlé sicher, dass Geschäfte in diesem Ausmaß den Planeten nicht schädigen? Das fragen wir Jodie Roussell, eine der Hauptverantwortlichen für Kreislaufwirtschaft bei Nestlé.Es gibt die Vision, dass Nestlé-Verpackungen dem Planeten nicht schaden. Wie nahe ist man der Verwirklichung dieses Ziels?

"Was unseren Ansatz anbelangt, so haben Sie recht: Unsere Vision ist es, dass keine unserer Verpackungen auf Mülldeponien oder als Abfall endet", erklärt Jodie Roussell, verantwortlich für Verpackung und Nachhaltigkeit bei Nestlé. "Wir wollen den Einsatz von Neukunststoff verringern und sind auf dem besten Weg, diesen bis 2025 um ein Drittel zu reduzieren. In der Europäischen Union gibt es gute Beispiele für die Harmonisierung von Kennzeichnung und Behältern sowie für die Festlegung gemeinsamer Ziele. Solche Beispiele für Rechtsvorschriften geben uns Hoffnung, dass wir die Beteiligung der Verbraucher und die Einhaltung der Vorschriften durch die Unternehmen vereinfachen und uns auf das Wichtigste konzentrieren können, nämlich das richtige Ergebnis zu erzielen und sicherzustellen, dass keine Verpackungen als Abfall oder auf Mülldeponien enden."

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Jodie Roussell ist verantwortlich für Verpackung und Nachhaltigkeit bei Nestléeuronews

Renault reißt das Ruder herum

Ein weiteres Unternehmen, das die Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt seiner Geschäftsstrategie gestellt hat, ist der französische Autogigant Renault. Die Autoindustrie entsorgt jedes Jahr riesige Mengen an Abfall, darunter auch giftige Chemikalien und Metalle auf Mülldeponien. Renault will das Ruder herumreißen. Wir haben euronews-Reporter Cyril Fourneris zum Refactory-Werk des Unternehmens in der Nähe von Paris geschickt, um sich anzuschauen, wie die Kreislaufwirtschaft umgesetzt wird.

Jedes Jahr werden in Europa 11 Millionen Autos entsorgt, aber wussten Sie, dass 85 % der für die Herstellung von Autos verwendeten Materialien recycelt werden können? Cyril Fourneris besucht Europas erste vollständig kreislauforientierte Autofabrik von Renault. Ein großes Projekt.

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Cyril Fourneris vor der Refactory-Fabrik von Renaulteuronews

Renault hat das Projekt Refactory vor zwei Jahren ins Rollen gebracht und hofft, damit bis 2025 einen Umsatz von 200 Millionen Euro zu erzielen. Teil des Projekts ist diese neue Werkstatt, die 150 alte Autos pro Tag aufarbeiten kann. Von der Mechanik bis zur Lackierung: In weniger als einer Woche sehen die Autos wie neu aus. Sie werden fotografiert und wieder verkauft. In einer anderen Halle sind 200 Arbeiter in der Lage, über 1.600 verschiedene Autoteile wieder aufzuarbeiten.

"Wir produzieren nicht nur Motoren und Getriebe mit denselben Qualitätsanforderungen wie bei neuen, indem wir aufgearbeitete Materialien aus alten Motoren verwenden, sondern wir können unseren Kunden aufgrund der Kostenreduzierung in der Wertschöpfungskette Autos anbieten, die 30 % billiger sind als ein Neuwagen", sagt François Evrard, Leiter des Refactory-Projekts bei der Renault Gruppe.

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François Evrard, Leiter des Refactory-Projekts bei der Renault Gruppeeuronews

Um ein Wirtschaftssystem dafür zu schaffen, hat die Gruppe gerade ein Start-up-Zentrum ins Leben gerufen, das sich der Kreislaufwirtschaft widmet. Dazu Nathalie Rey, Leiterin des Refactory-Projekts bei der Renault Gruppe:

"Die Idee von Renault und den Start-ups ist es, alles gemeinsam zu nutzen. Renault bringt sein Wissen in den Bereichen Industrie und Kreislaufwirtschaft ein, und die Start-ups bringen ihre Agilität und die Art und Weise mit, wie sie innovativ sein wollen."

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Nathalie Rey, Leiterin des Refactory-Projekts bei der Renault Gruppeeuronews

Eine der wichtigsten Möglichkeiten, wie Kreislaufwirtschaft effizient umgesetzt werden kann, ist das Produkt-Design. Die Ellen MacArthur Foundation ist eine in London ansässige Wohltätigkeitsorganisation, die sich für die Förderung und Entwicklung der Kreislaufwirtschaft einsetzt.

Joe Iles ist der Leiter des Designprogramms bei der Ellen MacArthur Foundation. Er erklärt, wie die Produktentwicklung zur Kreislaufwirtschaft beiträgt.

"Alles um uns herum ist gestaltet, von den Lebensmitteln, die wir essen, über die Kleidung, die wir tragen, die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten, bis hin zu den Systemen, die uns mit Nahrung, Energie, Mobilität oder Medizin versorgen. Wenn wir etwas entwerfen, treffen wir bewusst oder unbewusst Entscheidungen darüber, wie diese Dinge funktionieren. Es geht nicht nur darum, die Symptome einer kaputten Wirtschaft oder Systeme zu behandeln, sondern darum, Produkte, Dienstleistungen und Systeme bewusst so zu gestalten, dass sie zirkulär und nachhaltig sind. Wie sollte also die erste Frage bei der Produktentwicklung lauten? Meiner Meinung nach sollte man sich fragen: Passt diese Entwicklung, diese Dienstleistung in eine Kreislaufwirtschaft?"

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Joe Iles, Leiter des Designprogramms bei der Ellen MacArthur Foundationeuronews

Internationale Unternehmen, die unser Essen, unsere Kleidung und unsere Autos herstellen, tragen eine gigantische Verantwortung. Die Welt erschwinglich zu ernähren, den Menschen die Produkte zu geben, die sie wollen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig die Klimakrise zu lösen. Das ist eine der größten Aufgaben, die die Wirtschaft je zu bewältigen hatte. In einer Zeit, in der Millionen Menschen einen Mangel an Nahrungsmitteln, Energie und Sicherheit befürchten, müssen die Führungskräfte in den Vorstandsetagen sicherlich mehr tun, um die Quadratur des Kreises zu schaffen.

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