Seltene Erden: Hohe Nachfrage, hohe Abhängigkeit

Mit Unterstützung von The European Commission
Seltene Erden: Hohe Nachfrage, hohe Abhängigkeit
Copyright euronews
Copyright euronews
Von Andrea Bolitho
Diesen Artikel teilen
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die Stoffe werden unter anderem beim Bau von Elektrofahrzeugen benötigt. Die Länder der Europäischen Union sind in Sachen seltene Erden aber von Rohstoffquellen außerhalb der EU abhängig. Wie könnte das geändert werden?

Der Ausstoß von Schadstoffen soll weltweit deutlich verringert werden, da werden auch und gerade in Europa Rohstoffe wie Lithium und seltene Erden immer bedeutsamer. Wahrscheinlich werden sie sogar bald wichtiger als Erdöl oder -gas sein.

Doch es bestehen Abhängigkeiten und Zwänge. Wie sind diese abzubauen und in eigene Vorteile umzukehren? Einen Teil der Antwort findet man in Estland. Der kleine Küstenort Sillamäe ist der einzige Standort für die Spaltung seltener Erden in der Europäischen Union. Was sind seltene Erden und warum sind sie für viele Technologien ausschlaggebend?“

Wichtig für den Bau von Elektrofahrzeugen

Vasileios Tsianos von Neo Performance Materials erläuert: „Seltene Erden sind entscheidend wichtige Rohstoffe, die für den Übergang der EU zu grünen Technologien benötigt werden. Ein Beispiel sind Neodymium und Praseodymium: Zwei Stoffe, die wir bei Silmet verarbeiten und dann verwenden, um Magnete herzustellen, die energiesparend sind und in Antriebssträngen von Elektrofahrzeugen verwendet werden, wodurch die Batteriegröße in einigen Fällen um mehr als 20 Prozent verringert wird.“

Wir erreichen einen Reinigungsgrad von 99,99 - die höchste Reinheit von Niobium und Tantal, die außerhalb Chinas hergestellt wird
Vasileios Tsianos
Neo Performance Materials

Es gibt 17 seltene Erden, die vielfältig genutzt werden: Hauptsächlich Verwendung finden sie in der Herstellung von besonders starken Magneten. Das Schwermetall Niobium ist auch so ein Stoff von großer Bedeutung. „Dieses Metall wird in die Elektronenstrahlkammer eingeführt, die mit etwa 30 000 Volt arbeitet. Diese Elektronenstrahlen schmelzen das Metall. Es tropft ähnlich wie Wasser. Wir erreichen einen Reinigungsgrad von 99,99 - die höchste Reinheit von Niobium und Tantal, die außerhalb Chinas hergestellt wird, was für Düsentriebwerke, Weltraumraketen und andere Anwendungen entscheidend ist", sagt Tsianos.

Der Europäischen Union ist die Bedeutung derartiger Stoffe bewusst - ebenso die Notwendigkeit, auf diesem Gebiet etwas tun zu müssen. Derzeit ist man von Drittländern abhängig, insbesondere von China, das 66 Prozent der so wichtigen Rohstoffe und 98 Prozent der Seltenen Erden liefert.

EU-Zielsetzung: Zuverlässige Versorgung und klare Vorschriften

Die Europäische Kommission will Rechtsrichtlinien vorlegen und dabei die Kraft des Binnenmarktes nutzen, um sicherzustellen, dass in Europa eine vielfältige und zuverlässige Versorgung mit diesen Stoffen gewährleistet ist und gleichzeitig eindeutige Sozial- und Umweltvorschriften gelten.

Julia Ignatowa, Verkaufsleiterin für Seltene Erden bei Neo Performance Materials, sagt: „Wir konzentrieren uns auf die Herkunft der Stoffe, dann darauf, wie die Anlage betrieben wird, ob Steuern bezahlt werden, wie sich um die Rechte der Menschen gekümmert wird, denn das ist der wichtigste Punkt in jeder Anlage.“

Die Staaten Europas sind bei der Beschaffung seltener Erden von anderen Ländern abhängig - vor allem von Australien, China oder südamerikanischen Staaten. Die Stoffe sind ein wesentlicher Bestandteil der Batterien von Elektrofahrzeugen. Wie also an die begehrten Metalle kommen, wenn gleichzeitig Abhängigkeiten verringert werden sollen?

Frankreich: Lithiumvorkommen in Beauvoir

Das Ziel des Vorhabens in Beauvoir lautet, jährlich 34 000 Tonnen Lithiumhydroxid zu liefern, was dem Bedarf von etwa 700 000 Elektrofahrzeugen entspricht
Alan Parte
Imerys

Das französische Unternehmen Imerys hofft, die Lithiumvorkommen in Beauvoir nördlich von Clermont-Ferrand nutzen zu können. „Angesichts des Lithiumbedarfs, der sich bis 2030 in Europa um das Sechsfache erhöhen wird, ist es notwendig, dass mehr Projekte vor Ort entwickelt werden, um die Ausgaben zu verringern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Möglichkeiten der Lithiumgewinnung in Frankreich und Europa ausfindig zu machen und voranzutreiben. Das Ziel des Vorhabens in Beauvoir lautet, jährlich 34 000 Tonnen Lithiumhydroxid zu liefern, was dem Bedarf von etwa 700 000 Elektrofahrzeugen entspricht“, äußert Alan Parte von Imerys.

Die Bedeutung der Wiederverwertung

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Rohstoffrichtlinien ist der Ausbau der Wiederverwertung. Je mehr Rohstoffe im Kreislauf bleiben, desto weniger müssen abgebaut werden.

Zurück nach Estland: In Narva soll in Verbindung mit der Nutzung von seltenen Erden der Bau von Europas erstem Werk für die Magnetherstellung vorangetrieben werden. Dort sollen die in Estland verarbeiteten Stoffe genutzt werden. Auch eine Forschungseinrichtung wird angestrebt.

Das nahe der russischen Grenze gelegene Werk wird der Stadt dabei helfen, sich von der Ölschieferindustrie zu lösen und den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zu beschleunigen.

Diesen Artikel teilen

Zum selben Thema

Grüner Wandel beschleunigt Innovation in Rekordzeit