Kaffee-Fan? Koffein kann Körperfett und Diabetesrisiko verringern

Eine neue Studie beschäftigt sich mit der langfristigen Wirkung von Koffein im menschlichen Körper
Eine neue Studie beschäftigt sich mit der langfristigen Wirkung von Koffein im menschlichen Körper Copyright Canva
Von Natalie Huet
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Wissenschaftler fanden genetische Hinweise darauf, dass ein höherer Koffeingehalt im Blut das Körpergewicht und das Diabetesrisiko verringert. Was bedeutet das für Kaffee-Fans?

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Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass ein hoher Koffeingehalt im Blut dazu beitragen kann, den Körperfettanteil und sogar das Risiko für Typ-2-Diabetes zu senken.

Die Studie gibt jedoch keine Empfehlung für eine bestimmte Kaffeemenge, die man trinken sollte, um gesund zu bleiben - und mehr ist nicht unbedingt besser, weil die in koffeinhaltigen Getränken enthaltenen Fette oder Zucker die Vorteile aufheben könnten.

Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass der tägliche Konsum von drei bis fünf Tassen Kaffee - die durchschnittlich 70-150 mg Koffein enthalten - mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist.

Dabei handelte es sich allerdings um Beobachtungsstudien. Mit ihnen ist es schwierig, die tatsächliche Wirkung von Koffein von der Wirkung anderer potenziell einflussreicher Faktoren zu trennen.

Die jüngste Studie, die in der Open-Access-Zeitschrift "BMJ Medicine" veröffentlicht wurde, verwendete stattdessen eine Technik, die als "Mendelsche Randomisierung" bekannt ist und genetische Beweise zur Unterstützung einer kausalen Wirkung verwendet.

Erforschung des Koffeinstoffwechsels

Die Forscher:innen untersuchten die Rolle von zwei häufigen Genvarianten, die die Geschwindigkeit des Koffeinstoffwechsels beeinflussen und zufällig bei der Geburt vergeben werden.  

Menschen, die Träger von Genvarianten sind, die mit einem langsameren Koffeinstoffwechsel verbunden sind, trinken im Durchschnitt weniger Kaffee, haben aber höhere Koffeinwerte im Blut als diejenigen, die das Koffein schnell verstoffwechseln.

Die Forscher:innen nutzten diese Varianten, um den "genetisch vorhergesagten" Koffeinspiegel im Blut von fast 10.000 Personen zu bestimmen, die an sechs Langzeitstudien teilgenommen hatten.

Sie fanden heraus, dass höhere Koffeinspiegel im Blut sowohl mit einem niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) als auch mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden waren.

"Es sind kleine, lebenslange Effekte", sagte Dipender Gill, einer der Hauptautoren der Studie, gegenüber Euronews Next.

Koffein ist dafür bekannt, dass es den Stoffwechsel ankurbelt, die Fettverbrennung steigert und den Appetit verringert. Eine tägliche Einnahme von 100 mg erhöht den Energieverbrauch schätzungsweise um etwa 100 Kalorien pro Tag.

Die Forscher:innen nutzten die "Mendelsche Randomisierung", um herauszufinden, inwieweit die Wirkung des Koffeinspiegels im Blut auf das Typ-2-Diabetes-Risiko durch die gleichzeitige Gewichtsabnahme bedingt sein könnte. Sie fanden heraus, dass die gleichzeitige Gewichtsabnahme fast die Hälfte (43 Prozent) der Wirkung ausmachte.

Was bedeutet das für Kaffeefreunde?

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie jeden Tag viel zu viele Tassen Kaffee trinken müssen, um zu funktionieren, könnte das bedeuten, dass Ihr Koffeinstoffwechsel vom schnelleren Typ ist. Der Koffeingehalt in Ihrem Blut lässt schnell nach und Sie müssen oft nachfüllen, um ihn aufrechtzuerhalten und die Wirkung zu spüren.

Diese Studie sagt jedoch nichts darüber aus, ob ein schneller oder langsamer Koffeinstoffwechsel ein höheres Risiko für Fettleibigkeit oder Diabetes mit sich bringt, warnte Gill.

Man sollte seine Ernährungsgewohnheiten oder seinen Lebensstil nicht allein aufgrund der Ergebnisse dieser Studie ändern, denn Koffein hat nicht nur potenziell positive Wirkungen, sondern kann bei übermäßigem Konsum auch schädliche Auswirkungen haben.
Dipender Gill
Einer der Hauptautoren der Studie

"Auf individueller Ebene hat die Geschwindigkeit, mit der wir Koffein verstoffwechseln, einen so geringen Einfluss auf unser Körpergewicht, dass es an sich das Gewicht nicht erklärt. Aber der Ansatz, den wir verwenden, hilft dabei, den Effekt in großen Stichproben zu untermauern oder zu unterstützen", erklärte er.

Mit anderen Worten: Die Studie zeigt, dass es genetische Hinweise darauf gibt, dass ein höherer Koffeingehalt im Blut das Körpergewicht und das Diabetesrisiko senkt, aber es gibt keinen großen Nutzen, den wir daraus auf individueller Ebene ziehen können. Man sollte seine Kaffeegewohnheiten sicherlich nicht allein aufgrund dieser Studie ändern.

"Einzelpersonen sollten ihre Ernährungsgewohnheiten oder ihren Lebensstil nicht allein aufgrund der Ergebnisse dieser Studie ändern, denn Koffein hat nicht nur potenziell positive Wirkungen, sondern kann bei übermäßigem Konsum auch schädliche Auswirkungen haben", so Gill.

Die Forscher:innen fordern weitere Untersuchungen zu den Vorteilen von kalorienfreien koffeinhaltigen Getränken, um die Wirkung von Koffein weiter zu isolieren und mögliche Mythen über den Kaffeekonsum zu zerstreuen.

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"Wenn Menschen Kaffee konsumieren, ist es unklar, ob es die Wirkung des Koffeins im Kaffee ist oder die anderen Dinge, die im Kaffee enthalten sind. Und es gibt noch viele andere Inhaltsstoffe im Kaffee, darunter auch Wasser - eigentlich ist es gut, wenn man viel Flüssigkeit zu sich nimmt", erklärte Gill

Eine Einschränkung hat die Studie jedoch: Sie bezieht sich auf Menschen mit überwiegend europäischer Abstammung. Die Forscher:innen sagen, dass weitere klinische Studien erforderlich sind, um ihre Ergebnisse zu validieren und zu bestätigen.

Der Goldstandard wäre eine randomisierte klinische Studie, in der untersucht wird, "wie der Koffeinspiegel im Plasma einer Person therapeutisch verändert werden kann und welche Auswirkungen das auf verschiedene Stoffwechselparameter hat", so Gill.

"Schließlich handelt es sich um eine Art Medikament, nicht wahr? Man könnte also den Plasmaspiegel dieses Medikaments [Koffein] auf jede Art und Weise verändern, wie man sonst ein Medikament verabreichen würde, - also als Tablette, als Injektion".

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