Hoffnung im Kampf gegen Blutkrebs: Neue Pille heilt 18 Erkrankte

18 Blutkrebskranke konnten mit der neuen Pille namens Revumenib geheilt werden.
18 Blutkrebskranke konnten mit der neuen Pille namens Revumenib geheilt werden. Copyright Euronews/Canva
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Von Imane El AtillahEuronews
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Bei den Patientinnen und Patienten schlug keine andere Behandlung mehr an. Die meisten Ärzte hatten den Glauben an eine Heilung schon aufgegeben.

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Akute myeloische Leukämie ist eine besonders aggressive Form von Blutkrebs. Bisher endete sie für viele Betroffene tödlich. Ein neues Medikament macht jetzt Hoffnung.

Neues Medikament sorgt für vollständigen Rückgang des Tumors

Die Pille trägt den Namen Revumenib. Sie wurde bei einer Studie in den USA an Patientinnen und Patienten mit aggressiven Tumoren getestet, die nicht mehr auf andere Behandlungen wie Chemotherapien ansprachen. Das Ergebnis: Bei rund einem Drittel der Teilnehmenden ging der Krebs vollständig zurück.

Bei anderen Betroffenen sorgte das Medikament zwar nicht für eine vollständige Remission der Krankheit, die Forschenden sind dennoch hoffnungsvoll, dass die Pille den Weg zur Heilung von Leukämiekranken ebnen könnte.

"Die Ergebnisse der Patienten, die dieses Medikament erhalten haben, stimmen uns sehr hoffnungsvoll. Das war ihre letzte Chance", sagt Studienmitautor Dr. Ghayas Issa, Leukämiearzt am MD Anderson Cancer Center der Universität von Texas.

"Bei einem Teil von ihnen, knapp der Hälfte, sind die Leukämiezellen aus dem Knochenmark verschwunden", erklärt er gegenüber Euronews Next.

Wie funktioniert die Pille?

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine bösartige Krebserkrankung des blutbildenden Systems. Sie zeichnet sich durch eine unkontrollierte Vermehrung von unreifen Vorläuferblutzellen, den sogenannten Blasten, im Knochenmark aus.

Beim Fortschreiten der Krankheit spielt ein Protein namens Menin eine große Rolle. Und dort setzt das Medikament Revumenib an: Es hemmt das Protein und programmiert die Leukämiezellen so quasi in normale Zellen zurück.

Menin ist wie eine Art Motor in der komplexen Maschinerie, die von Leukämiezellen gekapert wird und dafür sorgt, dass sich normale Blutzellen in Krebszellen verwandeln.

Durch den Einsatz von Revumenib werde der Motor ausgeschaltet und die Leukämiezellen wieder in normale Zellen verwandelt, erklärt der Arzt aus Texas. So komme es zu einer Rückbildung des Krebses.

Die Ergebnisse der klinischen Studie wurden vor Kurzem im Fachmagzin "Nature" veröffentlicht. Laut dem Bericht konnten dank der neuen Pille schon 18 Menschenleben gerettet werden.

Diese ersten Studienergebnisse haben gezeigt, dass 53 Prozent der Behandelten auf Revumenib ansprachen. Bei 30 Prozent kam es zu einer vollständigen Remission, das heißt, es war kein Krebs mehr im Blut nachweisbar. Jetzt werden neue Phasen der Studie gestartet. 

Ein Heilmittel, aber nicht für alle

"Das ist definitiv ein Durchbruch und das Ergebnis jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit. Viele Menschen haben im Labor hart gearbeitet, um zu verstehen, was diese Art von Leukämie verursacht", so Issa.

Er erklärt allerdings, das Medikament wirke nicht bei allen Patienten. Die Pille ziele auf nur auf Erkrankte mit der häufigsten Mutation bei akuter myeloischer Leukämie ab – der Mutation NPM1 oder auf Patienten mit der weniger häufigen Variante namens KMT2A. Man schätzt, dass diese Mutationen zusammengerechnet bei etwa 30 bis 40 Prozent der Menschen mit akuter myeloischer Leukämie auftreten.

Algimante Daugeliate gehört zu den Testpersonen, die das neue Medikament eingenommen haben - mit Erfolg. Die 23-jährige Architektin aus Litauen hatte schon eine Chemotherapie und zwei Knochenmarkstransplantationen hinter sich – aber nichts schlug an. Ihre Ärzte dachten schon darüber nach, sie auf die Palliativstation zu verlegen, an eine Heilung glaubte niemand mehr.

"Ich war verzweifelt. Es fühlte sich an wie ein schrecklicher Film. Ich war dem Tod so nahe und gerade mal 21 Jahre alt", sagt sie im Interview mit der Zeitung "El Pais".

Doch dann begann sie vor zwei Jahren mit der Einnahme von Revumenib – und der Krebs ging zurück. Endlich wieder gesund konnte die junge Frau ihr Studium wiederaufnehmen und ihren Abschluss machen. Heute arbeitet sie in einem Architekturbüro in Kopenhagen.

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