Touristen zu Fuß mitten im Gardasee: Dürre legt mysteriösen Pfad zur Insel frei

Ein Pfad führt auf die mitten im Gardasee liegende Insel San Biagio
Ein Pfad führt auf die mitten im Gardasee liegende Insel San Biagio Copyright AFP
Von Charlotte EltonEuronews mit AFP
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Schon im vergangenen Sommer gab es spektakuläre Bilder vom fast ausgetrockneten Gardasee. Jetzt sorgt die Dürre auch im Winter für eine extreme Situation.

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Ausflügler und Reisende strömen dieser Tage auf die kleine Insel San Biagio, eine winzige Landzunge mitten im Gardasee in Italien.

Normalerweise ist die Insel nur mit dem Boot zu erreichen, aber beim aktuellen Niedrigwasser ist ein schmaler Pfad aus Stein und Sand entstanden, der die Insel mit dem Ufer verbindet.

Das ungewöhnliche Phänomen ist das Ergebnis der winterlichen Trockenheit, die die Region heimsucht.

"Es ist ein schöner Anblick, aber gleichzeitig auch traurig, denn es ist die Folge der Dürre. Wir hoffen, dass es nur von kurzer Dauer ist", sagt Alberto Pampuri, ein 62-jähriger Rentner, der mit seiner Frau und Freunden zu diesem Ort geradelt ist.

Dieses ungewöhnliche Phänomen erinnert einige Besucher an "Floating Piers", eine Kunstinstallation des Künstlers Christo aus dem Jahr 2016 am Iseosee. Christo installierte mehrere Stege über den See.

"Aber das waren künstliche Stege, während es hier ein natürliches Kunstwerk ist", schwärmt Agata Carteri, eine 48-jährige Lehrerin.

Warum ist der Wasserstand des Gardasees so niedrig?

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Touristenpaar vor der Insel San Biago im GardaseeAFP

Ein ungewöhnlich trockener Winter hat dazu geführt, dass am Gardasee in diesem Winter der niedrigste Wasserstand seit über 30 Jahren registriert wird.

Die Wasserlinie des Sees liegt etwa 65 cm unter dem Durchschnitt für diese Jahreszeit. Auch die Wasserstände des Po sowie des Lago Maggiore und des Comer Sees sind außergewöhnlich niedrig.

Normalerweise wird der See durch die Schneeschmelze von den umliegenden Gipfeln gefüllt, aber in diesem Winter hat es in der Region kaum geschneit oder geregnet.

Der Winter hat den Anwohnern und Anwohnerinnnen, die im Sommer unter einer rekordverdächtigen Dürre litten, nur wenig Erleichterung gebracht.

Wie wirkt sich die Trockenheit auf den Tourismus am Gardasee aus?

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Blick auf die Insel San Biago im GardaseeAFP

Vor fünf Jahren überquerte Matteo Fiori die Bucht von Manerba del Garda zu Fuß, um die Insel San Biagio zu erreichen, wobei er seinen Rucksack über den Kopf hob, um ihn vor den Wellen zu schützen.

"Das Wasser stand mir bis zur Brust, es war ein Abenteuer", sagt der 45-jährige Sozialarbeiter, der gekommen ist, um den neuen Weg zur Insel anzuschauen.

Der für einen Monat im Februar unerwartete Zustrom von Touristinnen, Touristen und Ausflugsgästen ist ein Segen für die kleine Stadt Manerba del Garda.

"Die Insel ist zu einer Attraktion außerhalb der Saison geworden, die unseren See bekannter macht", sagt Bürgermeister Flaviano Mattiotti.

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Ausflügler laufen von Manerba del Garda aus Richtung InselAFP

Aber die Dürre könnte in Zukunft Probleme für die Stadt bedeuten, fügt er warnend hinzu.

"Wenn der Pegel des Sees im Frühjahr nicht ansteigt, müssen wir die Häfen ausbaggern, um den Zugang für Touristenboote zu erleichtern, was ein Novum wäre", sagt Mattiotti.

Im vergangenen Jahr haben fast 28 Millionen Tourist:innen den Gardasee besucht, etwa 40 Prozent davon kamen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

"Es ist wie ein Spaziergang auf dem Wasser", staunt Afra Vorhauser, eine Besucherin aus Südtirol.

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"Als ich in den deutschen Fernsehnachrichten einen Bericht über die Insel sah, beschloss ich zu kommen".

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Familie auf der Insel San Biago im GardaseeAFP

Auf San Biagio - auch bekannt als "Kanincheninsel" - picknicken Familien in der Wintersonne auf der Wiese oder wandern an den kargen Stränden. Kinder klettern auf den Felsen und lassen Steine übers Wasser hüpfen.

Der Winter hat "eine neue Touristenbewegung ausgelöst, die Leute kommen, weil sie neugierig sind, Teile des Sees zu entdecken, die normalerweise unter Wasser liegen", sagt Paolo Artelio, Präsident von VisitGarda, der Agentur zur Förderung des Gardasees.

Besucher:innen können die teilweise freigelegten Höhlen von Catullus besichtigen, die Überreste einer römischen Villa an der Spitze der Halbinsel Sirmione.

Die lokalen Behörden betonen bei all den Meldungen über die Trockenheit, dass die meisten typischen Attraktionen des Sees weiterhin zur Verfügung stehen - und dass es "verfrüht ist, eine Katastrophe auszurufen".

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"Für Touristen ändert sich nichts, denn der See ist immer noch durchschnittlich 136 Meter tief, sie können nach Belieben surfen, segeln oder schwimmen", beruhigt Pierlucio Ceresa, Generalsekretär der lokalen Wasserqualitätsorganisation Comunità del Garda.

 "Es reicht, wenn es Ende Februar schneit und im März regnet, damit sich die Situation wieder normalisiert.", meint er zuversichtlich.

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