"Habemus GroKo" - aber die Wirtschaft vermisst Reformeifer

"Habemus GroKo" - aber die Wirtschaft vermisst Reformeifer
Von Euronews
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Die Wirtschaft hieß einzelne Verhandlungspunkte willkommen - Sozialabgaben unter der Marke von 40 Prozent, keine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, mehr Ausgaben für Bildung. Aber die Stimmung ist kritisch. Der Euro stieg, die Börse bewegte sich kaum

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Die Rekordjagd an der Wall Street hat dem Dax nach dem kleinen Rückschlag der vergangenen Tage wieder ein wenig Auftrieb gegeben – am Nachmittag drehte der deutsche Leitindex ins Minus und fiel unter die Marke von 13.200 Punkten.

Robert Halver, Baader Bank, Frankfurt:
"Habemus GroKo – sie wird kommen. Aber der Börse ist es fast egal, weil die großen Dax-Konzerne wissen:
Erstens: Es gibt natürlich irgendwann eine Regierung und
Zweitens: Sie sind weltweit aufgestellt. Die Niederungen und die Niedertracht der deutschen Politik interessieren sie nicht.“

Spekulationen auf einen Schwenk in der EZB-Geldpolitik und der Durchbruch bei den Sondierungsgesprächen in Berlin haben den weiter Euro in die Höhe getrieben. Er verteuerte sich um einen US-Cent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 1,2128 Dollar. Aktienanlegern schmeckte das gar nicht, vor allem Exportwerte standen auf den Verkaufslisten.

In den vergangen zwölf Monaten legte die Gemeinschaftswährung gut 15 Prozent zu. Die Waren der Unternehmen aus der Euro-Zone werden dadurch im Welthandel teurer, was die Absatzchancen beeinträchtigt.

Robert Halver, Baader Bank, Frankfurt:

“Ich denke, die Unternehmen und die Märkte wollen natürlich Reformen. Wir haben einen enormen Reformstau in puncto Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung. Es wäre wünschenswert, das hinzubekommen. Aber zumindest die Industrie kann sagen: Wenn das hier nicht funktioniert, auch andere Standorte sind recht schön. Dann gehen wir dorthin.“

Nach aktuellen Schätzungen (Regierungskreise laut “Reuters”) hat die neue Bundesregierung für neue Projekte und Investitionen finanzielle Spielräume von 45 Milliarden Euro in dieser Legislaturperiode.

Die Wirtschaft hieß einzelne Verhandlungspunkte willkommen - Sozialabgaben unter der Marke von 40 Prozent, keine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, mehr Ausgaben für Bildung.

Aber die Stimmung ist kritisch. “Eine Wiederauflage der großen Koalition kommt Deutschland teuer zu stehen”, so der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Mario Ohoven. “Es fehlt eine klare Vision, und es fehlen mutige Reformen, die Deutschland zukunftsfähig machen könnten,” sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest.

Sigrid Ulrich mit Reuters

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