Antônia kämpft gegen das brasilianische Belo Monte Staudammprojekt

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Antônia Melo de Silva steht an der Spitze der Bewegung “Xingu Vivo Para Sempre” und kämpft unter Einsatz ihres Lebens gegen das brasilianische Belo Monte Staudammprojekt: “Sie versuchen, mich mit Sätzen einzuschüchtern wie: “Du wirst sterben”, “Antonia Melo, du wirst sterben”. Natürlich werde ich eines Tages sterben! Sie aber sagen, ich werde sterben, wenn ich mich in ihre Geschäfte einmische, wenn ich sie störe. Solche Aussagen kommen von ihren Schergen.”

Antônia Mela kämpft bereits seit 25 Jahren für die Rechte der Frauen im brasilianischen Bundesstaat Pará. Diese Morddrohungen sind die Folge des Kampfes, den sie an der Spitze der “Xingu Vivo Para Sempre”-Bewegung führt.

Es ist ein Krieg gegen den Belo Monte Staudamm, den der Staat am Rio Xingu bauen will, einem Nebenfluß des Amazonas im Bundestaat Pará.

Dieses Projekt bedroht das Gebiet der indigenen Bevölkerung und von Kleinbauern, die dort in Gemeinden zusammenleben. Zwanzigtausend Familien müssten weichen, um den Weg für einen Zugangskanal für die Staustufe freizumachen.

In dem Dorf São Francisco das Chagas leben ein paar Dutzend Kleinbauern deswegen in Angst und Schrecken. Antônia versucht, ihnen Mut zu machen: “Die Regierung sagt, dass sie Schulen, Krankenhäuser und weitere Infrastruktur bauen wird. Sie denkt, wir werden unser Land für eine Schule tauschen, von der niemand weiß, wo sie dann steht. Aber wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass Gesundheit, Bildung, Wohnraum und Straßen unser gutes Recht sind. Und wir brauchen keinen Staudamm, um es zu bekommen!”

Aber in einer Region, in der eine Familie im Durchschnitt 150 Euros im Monat verdient, sind

diese kleinen Farmer empfänglich für die Versprechen der Staudamm-Entwickler. Ana, eine Freundin Antônias erzählt: “Sie haben bereits etwas Land gekauft, für 600.000. Und das ist ihr Trick: Sie bezahlen mich gut, aber das bedeutet nicht automatisch, dass auch mein Nachbar gut bezahlt wird. In der Praxis heißt das, sie bezahlen für ein paar kleine Streifen Land und für den Rest gar nichts.” Ein Bauer bestätigt: “Das ist genau das, was sie getan haben! Ich weiß, dass sie den ersten Familien den von Dir erwähnten Preis bezahlt haben, um die anderen zu ködern. Aber sie betrügen die Bauern. Sie bezahlen einige wenige und der Rest kann zur Hölle fahren!”

Antônia ist mit Freunden unterwegs: “Wir fahren hier auf der Transamazonica, einer Straße, die vor 40 Jahren während der Militärdiktatur gebaut wurde. Damals lockte die Regierung Tausende von Familien aus ganz Brasilien mit dem Versprechen an, dass es hier Land gäbe für Menschen ohne Landbesitz. Die Regierung lockte Tausende von Familien hierher und ließ sie dann im Stich. Einige gingen dorthin zurück, wo sie hergekommen waren. Viele von denen, die blieben, wurden von Krankheiten und Unfällen heimgesucht. Ich lebte zu dieser Zeit hier und bekam all das Leiden hautnah mit. Seit den 70er Jahren versuchen die Familien, die unter diesen Umständen blieben, ihr Land zu kultivieren, um zu überleben.”

Wie zum Beispiel Raimundo und Fernandina da Silva: Sie kauften ihr Land vor 20 Jahren. Sie rodeten die Bäume und pflanzten Gemüse, um ihre 10 Kinder zu ernähren. Nun will der Staat, dass sie ihr Land verlassen. Denn wenn der Staudamm gebaut wird, wird dieses Gebiet unter Wasser stehen. “Als wir hier ankamen, gab es nichts, nur Wald. Als wir das Land kauften, gab es nur Wald, nicht einmal einen Schuppen als Obdach”, erzählt Raimundo. Seine Frau ergänzt: “Wir sind sehr verzweifelt wegen des Staudamms. Er wird uns zwingen, unser Land zu verlassen und alles zerstören, was wir haben. Das Leben ist hart hier, wir haben sehr hart für das gearbeitet, was wir haben, auch wenn es nicht viel ist. Und von jetzt auf plötzlich sollen wir alles verlieren. Das ist schlimm für uns, sehr schlimm.”

Angesichts der enormen Reichtümer, die im Amazonas-Regenwald schlummern, haben Aktivisten wie Antônia wenig Chancen, sich der Ausbeutung zu widersetzen. Aber sie werden niemals aufgeben, egal was für Risiken ihr Kampf beinhaltet. Antônia ist sich sicher: “Das sind große Herausforderungen, die schwerwiegende Folgen für meine eigene Familie haben. Dieser Kampf bringt mir eine ganze Menge von Problemen. Trotz allem aber machen mich diese Herausforderungen sehr glücklich. Denn ich bin absolut sicher, dass meine Arbeit vor allem ein Beitrag zum Wohlergehen künftiger Generationen ist – sie sind es, für die wir kämpfen.”

Das war die brasilianische Ausgabe von “Women and War”. Begleiten Sie uns im nächsten Monat wieder für einen anderen Kampf mit einem neuen Ziel.

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