Twitter und Facebook: Lernen mit sozialen Netzwerken

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Von Euronews
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Wie können Lehrer die Möglichkeiten und die Reichweite von Sozialen Netzwerken nutzen, um die Lernergebnisse zu verbessern? Und wie denken Schüler und Eltern über die Verwendung sozialer Netzwerke im Unterricht? Ist das eine gute Idee? Mit diesem Thema beschäftigen wir uns in dieser Woche bei Learning World.

Soziale Netzwerke sind vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt. Pädagogen fragen sich nun, wie sie in den Unterricht integriert werden können. Während Schüler das für eine gute Idee halten, fragen sich einige Eltern, ob Facebook ihren Kindern wirklich etwas sinnvolles bringen kann. Dieser Frage gehen wir jetzt bei Learning World nach.

Singapur ist eine führende Wirtschaftsmacht in Südostasien und gehört weltweit zu den Top-Ten der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften.
Das Land ist überzeugt, dass Bildung der entscheidende Faktor für seinen wirtschaftlichen Erfolg ist. Die Regierung will untersuchen, wie soziale Netzwerke im Unterricht genutzt werden können.

In Singapur hat die Regierung massiv in die Modernisierung des Bildungssystems investiert: Soziale Netzwerke sind dabei Teil der Strategie.
Im Matheunterricht schicken die Schüler per Twitter die Lösungen an die Lehrerin.

Die Schülerin Lucia sagt:
“Soziale Netzwerke zu nutzen ist oft besser, weil viele sich scheuen Fragen zu stellen oder ihre Meinung zu bestimmten Themen zu sagen. Mit sozialen Netzwerken ist der Umgang untereinander einfacher.”

Die Regierung von Singapur bezeichnet Ngee Ann als sogenannte “Schule der Zukunft” – eine öffentliche Schule mit gut ausgestatteten Laboren und Unterrichtsräumen. Hier werden neue Technologien ausprobiert, um zu sehen, welche davon man an anderen Schulen in Singapur einführen kann.

Direktor Adrian Lim sagt:
“Wir wollen versuchen dank der Technologie das Lernen zu verbessern. Wenn diese Werkzeuge, die den Schülern zur Verfügung stehen, mit guten Lehrmethoden kombiniert werden, dann können wir das Lernen im Klassenzimmer verbessern.”

Mittlerweile verwenden Lehrer Facebook um ihren Schülern Internetlinks zu schicken. Im Englischunterricht fassen die Schüler auf Twitter literarische Texte zusammen. Und im Internet können Lehrer und Schüler Infografiken und Bilder austauschen.

Die Leiterin der englischen Abteilung Muñeira Daud sagt:
“Wir beraten über die Verwendung von sozialen Netzwerken. Die Lehrer müssen lernen, soziale Netzwerke strategisch so einzusetzen, dass die Aufmerksamkeit der Schüler geweckt wird. “

Die Noten der Schüler haben sich seit Beginn des Projekts verbessert und die Lehrer geben zu, dass sie durch die Verwendung von sozialen Netzwerken ständig etwas Neues von ihren Schülern lernen.

Gut und schön, dass soziale Medien in der Schule Einzug halten, aber müssen Lehrer denn unbedingt Facebook und Twitter Accounts haben? Welche Vorteile bringt das und warum denken viele, dass es so wichtig sei, diese neuen Technologien im Unterricht zu verwenden? Wir haben Professor Sreenath Sreevanisan von der Columbia University in New York gefragt.

Alles dreht sich um Innovation und Technologie, aber wo bleibt die Bildung? Welche großen Sprünge und Innovationen gab es auf diesem Gebiet in den vergangenen 200 Jahren?

Professor Sreenivasan, der Leiter der Abteilung für Digitale Technik an der Columbia University, hat darauf ein paar überraschend amüsante Antworten parat .

“Man könnte meinen, dass die neuen weissen Tafeln und Powerpoint die beiden letzten Neuerungen auf dem Bildungsmarkt waren … ganz schön irre… als wäre gerade die Bildung die einzige menschliche Aktivität, die keine Innovation gesehen hat.”

Laut Professor Sreenivasan, haben soziale Netzwerke viel mehr Einfluss als Handys oder Sonnenbrillen und sind ausserdem unberechenbar. In den 90er Jahren wussten wir nicht, was wir mit Emails anfangen sollen. Heute fragen wir uns, wie wir mit Sozialen Netzwerken weltweit und in der Schule umgehen sollen.

Professor Sreenivasan sagt:
“Die Lehrer müssen lernen, wie man soziale Netzwerke nutzt. Es ist keine Frage des Alters sondern der Einstellung. Die besten Nutzer Sozialer Netzwerke, die ich kenne, sind über 70 Jahre alt. Andere 20-Jährige haben keine Ahnung. Sie denken, sie wissen Bescheid, wenn sie einfach auf Facebook gehen und ein Foto verschicken.”

Professor Sreenivasan zufolge müssen Soziale Netzwerke an der Schule eine genauso große Rolle spielen wie im Privatleben. Manche Eltern und Lehrer zweifeln jedoch am erzieherischen Wert der sozialen Netzwerke und sorgen sich um die Sicherheit und Privatsphäre der Jugendlichen.

“Ich habe ständig mit besorgten Eltern zu tun. Meine Zwillinge sind 10 Jahre alt und sie benutzen keine sozialen Netzwerke. Das ist gut, denn Sie sind noch nicht reif genug. Auf Facebook darf man sich sowieso erst ab 13 anmelden.”

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Professor Sreenivasans Vorlesungen sind ein gutes Beispiel für seine Haltung gegenüber sozialen Netzwerken im Unterricht. Von Anfang an tauschen seine Schüler ihre Ideen digital oder persönlich aus. Er ist davon überzeugt, dass durch soziale Netzwerke mehr Wissen ausgetauscht wird. Die Zeit des für Schüler oft langweiligen Frontalunterrichts sei vorbei.

“Ich glaube immer noch an die Magie, die im Unterricht ohne Hilfsmittel entsteht, alle hören dem Lehrer zu und tauschen Ideen aus. Die neuen Sozialen Netzwerke sollen lediglich, das was ohnehin schon passiert, verbessern.”

Professor Sreenivasan sieht es als seine Aufgabe an, die sozialen Netzwerke für seine Schüler zu “zerstören”.

Seine Schüler sollen verstehen, dass soziale Netzwerke kein Spiel sind, sondern Hilfsmittel, die vorsichtig und verantwortungsvoll verwendet werden sollen.

“Ich brauche zwischen drei und sechs Minuten für jeden Tweet und jeden Beitrag den ich schreibe, um sicher zu gehen, dass er korrekt ist. Ich bewege mich den ganzen Tag in sozialen Netzwerken und das kann mich Kopf und Kragen kosten. Ich muss sehr vorsichtig sein, denn alles was auf Twitter geschrieben wird, archiviert die US Library of Congress. Ich schreibe also nicht für meine Freunde sondern für meine Enkelin.

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Wenn es nach dem Professor geht, sollten alle Lehrer die ihre traditionellen Methoden mit den Möglichkeiten der digitalen Welt ergänzen.

Wie wir gerade gehört haben, geht Professor Sreenivasan davon aus, dass es keine Generationslücken zwischen Eltern und Kindern mehr geben wird, wenn es um soziale Netzwerke geht. Aber viele Eltern haben Zweifel am Einsatz der neuen Medien im Unterricht.

Schauen wir also nach Südamerika: Eine Schule in Kolumbien versucht, dieses Problem anzugehen.

In Bogota der Hauptstadt Kolumbiens: Hier bringt die zweisprachige Schule Richmond Eltern und Kinder zusammen, damit sie gemeinsam im Internet und Sozialen Netzwerken surfen. Wie die 661 anderen Schüler ist auch Laura heute in ihrer IT-Klasse.

Professor Tanto fragt die Schüler:
Wer von Euch ist bei Facebook. Hände hoch

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Die Schülerin Laura sagt:
“In diesem Jahr haben wir sehr häufig das Programm Prezy verwendet. Ein Programm für die Präsentationen verschiedenster Projekte. Wir haben es auch für Spanisch und Mathe benutzt“​:

Vor drei Jahren führte eine Schule in Kolumbien ein einzigartiges Pilotprojekt durch . Einer Gruppe von 12 Kindern zwischen 9 und 12 Jahren wurde beigebracht, wie sozialen Netzwerkes wie Facebook oder Google funktionieren, damit sie ihr Wissen an Familien und Freunde weitergeben kann.

Die Ergebnisse waren so erfolgreich, dass das Projekt Teil des Lehrplans der IT Schule wurde.

Daniel Hernández von Richmond Bilingual School sagt:
“Sie laden Eltern und ihre Familien ein, oder Freunde, um gemeinsam die Website zu gestalten, damit sie ihre eigenen Kommunikationsnetzwerke haben. Das unterstützt die Kommunikation zwischen den Familien, aber auch zwischen der Schule und den Eltern. So bleiben die Eltern mit dem Lernprozess verbunden.”

Die Schule organisiert regelmässig Treffen mit den Eltern, bei denen die Kinder ihre Internetaktivitäten vorstellen, wie etwa den Besuch der Schulwebsite oder die Nutzung der Sozialen Netzwerke zuhause.”

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Laura hilft ihrer Mutter Marta, die eine Immobilienfirma verwaltet. Laura zeigt ihrer Mutter, wie Soziale Netzwerke funktionieren. Marta kann jetzt Profile für ihre Kunden erstellen und Dokumente an sie verschicken.

Laura sagt:
“Früher hatte ich Facebook und das alles, aber Mama sagte immer, “nein, das ist gefährlich”, und ich: “nein, ist es nicht, du kennst das doch gar nicht.”

Lauras Mutter Marta sagt:
Sie haben mit mir über Facebook gesprochen und ich dachte es ist sehr kompliziert, aber gleichzeitig auch nützlich. Wir sitzen zusammen und schauen uns gemeinsam Ihre oder meine Facebookseite an.Das hat unsere Beziehung enorm verbessert, es hat uns noch näher zusammengebracht.

Und natürlich arbeiten wir bei Learning World auch mit sozialen Netzwerken. Folgen Sie uns auf Twitter unter #learnworld.

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