Experte: "Ein Flugzeugunglück hat nicht nur eine Ursache"

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Über das Flugzeugunglück in Frankreich sprechen wir mit Bertrand Vilmer, Luftfahrtexperte und selber Pilot. Euronews: Noch ist es zu früh, als dass

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Über das Flugzeugunglück in Frankreich sprechen wir mit Bertrand Vilmer, Luftfahrtexperte und selber Pilot.

Euronews: Noch ist es zu früh, als dass man über den Unglückshergang etwas sagen könnte.

Einige Dinge sind aber doch schon bekannt – wie der Umstand, dass das Flugzeug immer weiter an Höhe verlor, der Pilot aber kein Notsignal absetzte. Was würden Sie da vermuten?

Vilmer: So ein Notsignal kan man auf zweierlei Weise absetzen. Zum einen geht das als Funkspruch, der dann mit “Mayday, Mayday, Mayday” beginnt.

Und dann kann man auch einen speziellen Transponder einschalten, der auf einen Radarstrahl seinerseits ein Radarsignal zurückschickt. Der Fluglotse kann dann sehr deutlich erkennen, dass das Flugzeug in einer Notlage ist.

Nun hat das Flugzeug in diesem Fall zwar von 38.000 Fuß angefangen über zwölf Minuten hinweg an Höhe verloren: Dass es in dieser Zeit keinen Funkkontakt gab, überrascht aber nicht, weil man bei einem Problem an Bord erst einmal die Kontrolle über das Flugzeug bekommen will.

Sobald die Flugbahn stabil ist, verschafft man sich einen Überblick und versucht,
den Fehler zu beheben. Und dann – wenn man die Zeit hat und das Flugzeug es zulässt -, dann nimmt man Kontakt auf.

Euronews: Wäre ein Druckabfall denkbar?

Vilmer: Ein Flugzeugunglück kann drei Ursachen haben: Zum einen technischer Art, also einfach ausgedrückt das Material; dann äußere Einflüsse, also Wetter, Vögel oder Stromleitungen; und schließlich der Mensch.

Die Erfahrung zeigt sehr oft, dass ein Unglück nicht nur eine Ursache hat: Da gibt es Hauptursachen und verstärkende Ursachen und schließlich eine Verkettung von Umständen, die dann zum Unglück führt.

Euronews: Das fragliche Flugzeug stand seit 1991 im Dienst, war also 24 Jahre alt – war es damit schon alt?

Vilmer: Die Antwort ist nein, wegen des hohen Niveaus der Wartung in Europa. Diesen Airbus gibt es seit 1988: Mehr als sechstausend fliegen davon, über zehntausend sind bestellt oder werden ausgeliefert.

Dieses Flugzeug ist äußerst verbreitet. Die Wartungsvorschriften sind sehr streng.

Euronews: Aber bei 25 Jahren ist normalerweise Schluss, oder?

Vilmer: Das legt die jeweilige Fluggesellschaft fest: Aber wenn das Flugzeug einmal sein Lufttüchtigkeitszeugnis hat und dann in Vertragswerkstätten gewartet wird, darf es fliegen.

Euronews: Lufthansa hat das Flugzeug letztes Jahr an seine Tochterfirma Germanwings übergeben. Ist das üblich, dass ältere Flugzeuge noch an Billiggesellschaften gehen?

Vilmer: Es ist möglich, dass Fluggesellschaften neue Flugzeuge auf den rentabelsten und gefragtesten Strecken einsetzen, was wirtschaftlich logisch ist. Das bedeutet aber nicht im Geringsten, dass es an einem Flugzeug Defekte geben muss.

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