Wie der Zweite Weltkrieg Deutschland geprägt hat

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Von Kirsten Ripper
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1. Deutsche Schuld für unermessliches Leid in ganz Europa

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Mit dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland unermessliches Leid und Zerstörung in ganz Europa angerichtet. Etwa 60 Millionen Menschen wurden getötet – darunter mehr als fünf Millionen Deutsche, aber vor allem 55 Millionen Menschen anderer Nationen. Ein Viertel aller Toten waren Zivilisten – darunter sechs Millionen ermordete Juden.

Adolf Hitler, der den Krieg 1939 angezettelt hatte, beging am 30. April 1945 Selbstmord. Am 8. Mai in Reims und am 9. Mai in Berlin unterschrieben Deutschlands Oberkommandierende die bedingungslose Kapitulation. Es war die schlimmste Niederlage in der deutschen Geschichte. Am Ende der Nazizeit war Deutschland fast vollständig zerstört. Zwölf Millionen Deutsche wurden vertrieben – vor allem aus Gebieten im Osten, die nach dem Krieg nicht mehr zu Deutschland gehörten, und waren am Ende des Krieges auf der Suche nach einer neuen Heimat.

Die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und die Schuld haben die Rolle der deutschen Politiker und Bürger in Europa über Jahrzehnte entscheidend geprägt.

Mehr Informationen bietet die Bundeszentrale für politische Bildung

2. Nie wieder Holocaust und Antisemitismus

Als Holocaust (vom griechischen Wort für “verbrannt”) oder Shoah (vom hebräischen Wort für “Katastrophe”) bezeichnet man den Massenmord an mehr als sechs Millionen Juden oder Menschen, die das Nazi-Regime als Juden betrachtete.

Die Nationalsozialisten hatten es sich zum Ziel gesetzt alle Juden aus Europa zu vertreiben. Sie nannten das die “Endlösung der Judenfrage”, die zum “industriellen” Massenmord führte. Das Symbol für diesen Völkermord ist das südpolnische Vernichtungslager Auschwitz.

Juden, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle und politisch Andersdenkende wurden vom NS-

Regime verfolgt. Der Höhepunkt des Grauens waren durchorganisierte Massenerschießungen von Juden und Vergasungen von Juden aus ganz Europa, für die der Krieg die Vorbedingung war.

Als am Ende des Krieges die Rote Armee und die Alliierten die Konzentrationslager befreiten, wurde das ganz Ausmass der Verbrechen sichtbar.

Die Allierten versuchten, in den Nürnberger Prozessen die Hauptverantwortlichen für Krieg und Holocaust vor Gericht zu stellen.

Nach der juristischen Aufarbeitung versucht Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Wiederaufkommen des Antisemitismus zu verhindern. Die Leugnung des Holocaust wird strafrechtlich verfolgt.

In der Shoah begründet ist auch eine besondere Beziehung Deutschlands zu Israel, wo die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem an die sechs Millionen ermordeten Juden erinnert.

3. Kalter Krieg und Ost-West-Teilung

Auf der Potsdamer Konferenz zwischen dem 17. Juli und dem 2. August 1945 vereinbarten US-Präsident Harry S. Truman, der sowjetische Machthaber Josef Stalin und der britische Premierminister Winston Churchill sowie ihre Außenminister die Entnazifizierung, Demokratisierung und Demilitarisierung Deutschlands.

Die vier Haupt-Siegermächte USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich (zunächst unter der Aufsicht des “Alliierten Kontrollrats”) teilten Deutschland auch in vier Besatzungszonen auf. Das von der sowjetischen Besatzungszone (“Ostzone”) umgebene Berlin wurde ebenfalls in vier Besatzungszonen (Sektoren) aufgeteilt.

Gleich nach dem Krieg sprach Winston Churchill vom “Eisernen Vorhang”, hinter dem sich die Sowjetunion abgrenze: „An iron curtain is drawn down upon their front. We do not know what is going on behind.“

Der Eiserne Vorhang trennt den kapitalistischen Westen vom kommunistischen Osten, im sogenannten

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“Kalten Krieg” stehen sich die Westmächte und der sogenannte Ostblock gegenüber.

Nachdem die Westmächte in ihren drei Besatzungszonen im Juni 1948 eine Währungsreform durchgeführt hatten, blockierte die Sowjetunion West-Berlin und schnitt die dort lebenden 2,2 Millionen Menschen von der Versorgung ab. Auf Befehl des US-Militärgouveneurs in Berlin Lucius D. Clay richteten die Amerikaner schon einen Tag später eine Luftbrücke ein, um West-Berlin per “Rosinenbomber” aus der Luft zu versorgen.

Am 23. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland nach dem Vorbild westlicher Demokratien gegründet, am 7. Oktober 1949 wurde die sowjetische besetzte sogenannte Ostzone mit Ost-Berlin offiziell zur “Deutschen Demokratischen Republik”, einem sozialistischen Staat nach sowjetischem Vorbild.

Die Differenz der Systeme führe zu einer fortschreitenden Trennung der beiden deutschen Staaten. Das sichtbarste Symbol war die Errichung der Beliner Mauer durch das SED-Regime am 13. August 1961, die Ost- und West-Berlin biz zu ihrer Öffnung am 9. November 1989 voneinander abschottete. Die Öffnung der Mauer war der erste Schritt zur deutschen Wiedervereinigung.

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4. Marshallplan und Wirtschaftswunder

In Deutschland und in Europa waren nach dem Zweiten Weltkrieg fast alle Industrieanlagen zerstört. Es herrschten Armut und Arbeitslosigkeit.

1947 hatte der damalige US-Außenminister, George C. Marshall die Idee eines Hilfsprogramms, des “European Recovery Programm”. Die Amerikaner wollten damit Totalitarismus und Kommunismus eindämmen (Containment-Politik) und zudem Absatzmärkte für die eigenen Produkte schaffen. Auch Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich, Griechenland und die Benelux-Staaten erhielten Hilfen aus den USA. Insgesamt investierte Washington knapp 13,2 Milliarden Dollar in die europäische Wirtschaft. Damit wurde nach Ansicht von Experten auch die Basis für die europäische Einigung gelegt.

Richtig in Schwung kam die deutsche Wirtschaft dann in den 50er Jahren. Basierend auf der von der CDU eingeführten im Westen sozialen Marktwirtschaft wuchs die Industrie zwischen 1950 und 1963 um 185 Prozent. Ludwig Erhard (*1897, †1977), der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland, hat sich gegen den Begriff des Wirtschaftswunders verwehrt, denn er sagte, die wirtschaftlichen Erfolge basierten auf harter Arbeit.

Symbole des Wirtschaftswunders sind u.a. der VW-Käfer und die Reiselust der Deutschen.

Eine Folge des Wirtschaftswunders ist auch die Anwerbung von Gastarbeitern, die ab Mitte der 50er Jahre zunächst aus Italien, doch dann auch aus anderen Ländern kommen und Deutschland zu einem Einwanderungsland machen.

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5. Pazifismus und neue Rolle

Die Erfahrungen mit der Naziherrschaft und dem Zweiten Weltkrieg lösten in Ost- und West-Deutschland nach 1945 eine Distanzierung von allem Militärischen aus. Zwar entschied sich die Bundesrepublik Deutschland Anfang der 50er Jahre – trotz heftiger Proteste in Parlament und Öffentlichkeit – für den Aufbau einer Bundeswehr, da ein vergleichbarer Schritt in der DDR vorausgegangen war. Doch selbst der westdeutsche Beitritt zur NATO 1955 änderte nichts an der Tatsache, dass sich die BRD bis zur Wiedervereinigung 1990 an keinen internationalen Kampfeinsätzen beteiligte.

Obwohl die Beendigung der deutschen Teilung Deutschland gezwungen hat, diese Passivität aufzugeben und ihre Rolle im westlichen Verteidigungsbündnis neu zu definieren, sind eine pazifistische Grundhaltung und eine gewisse Skepsis gegenüber militärischen Aktivitäten Deutschlands – ungeachtet des Generationenwechsels – nach wie vor auszumachen.

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