Gute Bildung kostet Geld: Wie Fördergelder und Darlehen das Lernen leichter machen

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Von Euronews
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Entwicklungsländer oder Familien mit geringem Einkommen – gute Bildung kostet Geld – und das muss irgendwo herkommen. Wir schauen uns Lösungsmodelle

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Entwicklungsländer oder Familien mit geringem Einkommen – gute Bildung kostet Geld – und das muss irgendwo herkommen. Wir schauen uns Lösungsmodelle an und fragen: Müssen Studierende ihre Kosten alleine tragen? Die UNESCO schätzt, dass etwa 23 Milliarden Euro nötig wären, um eine Grundausbildung in Ländern mit geringen Durchschnittseinkommen zu gewährleisten. Woher könnten die Gelder kommen? Wofür sollten sie ausgegeben werden? Eine Organisation hat ein innovatives Modell entwickelt. Wir blicken zunächst ins ostafrikanische Ruanda.

In Ruanda leben fast 40 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Jean De Dieux ist Bauer und Vater von fünf Kindern. Er lebt mit seiner Familie im Bezirk Burera im Norden Ruandas. Er wünscht sich für seine Kinder eine bessere Zukunft: “Wir schicken unsere Kinder in die Schule, damit sie besser auf ihr künftiges Leben vorbereitet sind. Ich will, dass sie lernen – für ein besseres Ruanda.” Sein Sohn Etienne geht in die fünfte Klasse der “Jean-de-la-Mennais-Schule” im Bezirk Burera. Hier lernen rund 1.250 Schüler – von der Grundschule bis zur Mittleren Reife. Der Staat finanziert diese Schule. Die Regierung hat die Ausgaben für Bildung in den letzten zehn Jahren spürbar erhöht. Offenbar ist das Bewusstsein gestiegen, dass nur gute Bildung die Probleme des Landes lösen kann. Trotzdem braucht Ruanda weiterhin die Unterstützung internationaler Geldgeber wie etwa die Organisation “Global Partnership for Education”: “Die ruandische Regierung engagiert sich sehr stark in der Verbesserung des Bildungssystems. Sie hat ein umfassendes und ergebnisorientiertes Strategiepapier für den Bildungssektor entwickelt.”

Seit 2006 hat Ruanda über 180 Millionen Euro Zuschüsse von “Global Partnership for Education” (GPE) bekommen. Im vergangenen Jahr hat GPE ein neues Finanzierungsmodell aufgelegt: Will ein Land wie Ruanda Zuschüsse bekommen, müssen Regierung und Entwicklungspartner einen Bildungsplan aufstellen. Wird dieser angenommen, bekommt das Land in einem ersten Schritt 70 Prozent der Zuschüsse. Die restlichen 30 Prozent werden je nach Fortschritt ausgezahlt. Ein Ansporn für Papias Musafiri, den ruandischen Bildungsminister: “Zuerst schauen wir natürlich nach den Lernergebnissen. Dann schauen wir genauer nach der Qualität der Bildung. Das neue Modell legt seinen Schwerpunkt auf die Vorschulerziehung. Wir glauben, dass der möglichst frühe Zugang zu Bildung die Alphabetisierungsrate bei Kindern deutlich erhöht.”

In Ruanda werden 30 Prozent der ergebnisorientierten Zuschüsse für die Förderung der frühkindlichen Erziehung verwendet. Das beinhaltet unter anderem die Ausbildung von Lehrern für die Frühförderung. Im Kirambo-Lehrerbildungszentrum in Burera werden junge Studierende wie Claudine Nishimwe als Vorschullehrer ausgebildet: “Die Ausbilder helfen uns bei der der richtigen Vorbereitung auf den Beruf des Vorschullehrers. Wir haben hier Kurse in Psychologie, Mathematik, Sozialwissenschaften, Französisch, Englisch und so weiter.” Wandel und Entwicklung kommen nicht über Nacht. So werden weitere Anstrengungen – auch finanzielle – notwendig sein bis jedes Kind in Ruanda Zugang zu frühkindlicher Bildung hat.

Schulden machen, um das Studium zu bezahlen – das ist eine schwerwiegene Entscheidung. In Brasilien ist Bildung nicht eben billig, vor allem private Schulen und Hochschulen sind teuer. Sind da also Privatkredite eine Lösung? Wir schauen, wie sich eine Studentin durchschlägt.

Es wird ein langer Tag für Camila. Tagsüber arbeitet sie als Praktikantin in einer Anwaltskanzlei, am Abend studiert sie Jura. Die 26-jährige Brasilianerin lebt bei ihren Eltern in Sao Paulo. Beide sind nicht gerade Großverdiener, also hat die Tochter ein privates Darlehen für Studenten aufgenommen. Ein gute Lösung – findet ihre Mutter: “Dieses Darlehen ist eine sehr gute Sache. Stipendien hat sie nicht bekommen. Dann hat sie von diesem Privatdarlehen erfahren. Das ist viel einfacher, und die Zinsen sind niedrig. Mein Mann und ich hätten ihr nicht helfen können.“

Um das Darlehen zurückzahlen zu können, arbeitet Camila Vollzeit in der Kanzlei. Vorher hatte sie in der Tourismusbranche gejobbt, doch nun will Camila als Rechtsanwältin durchstarten. Dafür klotzt sie mächtig ran: Ihr Arbeitstag beginnt morgens um sieben und endet abends um elf. “Der Alltag ist schon sehr anstrengend. Ich stehe früh auf, gehe arbeiten. Nach der Arbeit gehe ich zur Uni. Und dann muss ich noch lernen und viel lesen. Das ist wirklich stressig.”

Höhere Bildung ist teuer in Brasilien, gleichzeitig sinken in dem krisengeschüttelten Land die staatlichen Fördergelder. Daher sind immer mehr Studierende wie Camila angewiesen auf spezielle Studenten-Darlehen. Sie ist eine von rund 50.000 Studierenden, die ein so genanntes PRAVALER-Darlehen der brasilianischen Gesellschaft “Ideal Invest” bekommen. Das sind umgerechnet knapp 80 Euro im Monat. Damit kann Camila die Hälfte der Studiengebühren bezahlen. “Ohne dieses Darlehen hätte ich das Studium nicht anfangen können, es wäre zu teuer gewesen. Das Darlehen macht es mir wesentlich einfacher – ich kann studieren.” Firmen wie “Ideal Invest” schließen Verträge mit Schulen und Hochschulen wie “Estacio”. Dort studiert Camila Jura. Für ihre Professorin spielen die Darlehen eine wichtige Rolle als Motivationshilfe für die Studierenden: “Studenten, die ein Darlehen wie PRAVALER bekommen sind engagierter. Warum? Sie müssen einfach selbst verantwortlich sein für ihren Werdegang und ihn finanzieren.”

Camila trifft Carlos Furlan, den Direktor von “Ideal Invest”. Er sagt, viele Studierende profitierten sehr von dem privaten Darlehenssystem, da sie die Hälfte nach ihrem Studium zurückzahlen könnten. Außerdem seien den Partner-Hochschulen die Studierenden mit Privatdarlehen willkommen. Manche zahlten sogar teilweise die Raten fürs Darlehen ihrer Studenten. Das private Darlehenssystem stopfe die Löcher in den staatlichen Kassen: “Das private und das öffentliche Darlehenssystem existieren nebeneinander. Insbesondere in Brasilien brauchen die Studenten finanzielle Hilfen um studieren zu können. Wir brauchen neben den öffentlichen Geldern private Formen der Unterstützung, sonst bliebe vielen, die studieren wollen, der Zugang zu höherer Bildung verwehrt.” Camila ergänzt: “Ein öffentliches Darlehen zu bekommen, ist ein ziemlich bürokratischer und langwieriger Akt. Da geht es mit einem Privatdarlehen viel einfacher und schneller.” Seit 2006 hat “Ideal Invest” 50.000 Studierenden Darlehen gewährt. Fast zwei Drittel von ihnen sind Frauen, kommen aus einfacheren finanziellen Verhältnissen und waren die ersten in ihrer Familie, die studiert haben.

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