Mehr Satelliten im All: Navigationssystem Galileo bald einsatzbereit

Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo wächst. Im südamerikansichen Kourou ist eine Ariane-5-Rakete mit vier weiteren Galileo-Satelliten gestartet. So viele wurden bisher noch nie auf einmal ins Weltall befördert.
Für den Vierfach-Start musste extra ein neues Abtrennsystem entwickelt werden, mit dem die Satelliten im All ausgesetzt werden. Mit den neuen Satelliten, die mit 700 Kilogramm etwa eineinhalb mal so schwer sind wie ein Pferd, werden künftig 18 Stück die Erde umkreisen. Insgesamt soll Galileo aber einmal aus 30 Satelliten bestehen.
Das System soll eine Alternative zum amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS bieten. Wenn 2020 alle Satelliten wie geplant im All sind, soll die Genauigkeit sogar die des GPS übertreffen. Mit etwas weniger Genauigkeit soll Galileo aber bereits in den kommenden Wochen in Betrieb gehen. In Deutschland sind bereits mehrere Testzentren gebaut worden, in denen Galileo künftig für den Schiffsverkehr, den Luftverkehr, den Autoverkehr und den Schienenverkehr getestet werden soll.
Verzögerungen und Finanzierungslücken
Ursprünglich sollte Galileo bereits 2008 in Betrieb gehen. Die EU hat das Projekt vor 16 Jahren beschlossen. Seitdem gab es immer wieder Rückschläge. Die Finanzierung war nicht vollständig geklärt, zwei Satelliten wurden in den falschen Orbit geschickt und überhaupt zweifeln einige daran, dass Europa ein eigenes Satellitennavigationssystem braucht.
Rund 13 Milliarden Euro wird Galileo nach derzeitigem Stand im Endausbau gekostet haben. Die EU schielt auf den kommerziellen Markt für Navigationslösungen. Sie schätzt das weltweite Volumen dafür auf mehrere hundert Milliarden Euro. Sechs bis sieben Prozent der gesamten EU-Wirtschaft hängt demnach in irgendeiner Weise von Satellitennavigation ab. Die Systeme befinden sich schon heute in Flugzeugen, Taxis und Einsatzfahrzeugen, werden in Logistikbetrieben eingesetzt und sind in nahezu allen modernen Handys verbaut.
Die nächsten Galileo-Starts sind für Sommer 2017 und Anfang 2018 geplant. Auch dann sollen wieder jeweils vier Satelliten ins Weltall gebracht werden.
Der Start noch einmal zum Nachschauen