Ist Slowenien ein Vorbild für katalanische Separatisten?

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Von Euronews
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Versucht Katalonien auf dem Weg zur Unabhängigkeit das slowenische Modell zu kopieren?

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Katalonien will unabhängig von Spanien sein, so viel ist klar. Einige Separatisten hoffen, dass die Regionalregierung von Carles Puigdemont dabei nach dem slowenischen Vorbild vorgeht.

1990 beschloss das slowenische Parlament einstimmig den Austritt aus dem jugoslawischen Staatsverband. Doch die Verhandlungen mit Belgrad waren vergeblich. In einem Referendum, das Jugoslawien als unzulässig betrachtete, stimmte eine Mehrheit der Slowenen für die Unabhängigkeit.

Slowenien erklärte sich dann unabhängig, verschob aber die Umsetzung der Abspaltung zunächst, um mehr Zeit für Verhandlungen mit Belgrad zu schaffen.

Der katalanische Abgeordnete Ramon Tremosa von der Partit Demòcrata Europeu Català, dessen Partei sich für die Unabhängigkeit von Spanien einsetzt, sagte Regierunschef Puigdemont solle nach dem slowenischen Vorbild vorgehen. So erkaufe man sich Zeit für Verhandlungen mit Madrid und käme zu internationalen Anerkennung.

“Nach sechs Monaten erfolgloser Verhandlungen mit Belgrad, fing Slowenien an, international anerkannt zu werden”, so Tremosa in einem Interview mit dem Radiosender Onda Vasca.

“Die Aussetzung der Umsetzung der Unabhängigkeit gibt Puigdemont Zeit, sich mit der spanischen Regierung an einen Tisch zu setzen und ein ordentliches Referendum auszuhandeln”, so Tremosa.

Das slowenische Vorbild dürfte Puigdemont garnicht so fremd sein. Er selbst sagte gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP, dass er 1991 nach Slowenien gereist war, um den Unabhängigkeitsprozess zu beobachten.

Und auch der bisher eingeschlagene Weg, die Unabhängigkeit auszurufen und im gleichen Schritt zu verschieben, erinnert an die slowenische Abspaltung.

Dennoch sind sich die beiden Fälle unterschiedlicher, als es zunächst scheinen mag.

Teilnahme am Referendum
Das slowenische Unabhängigkeitsreferendum hatte eine Wahlbeteiligung von 93,2 Prozent: 95 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für die Unabhängigkeit. In Katalonien lag die Wahlbeteiligung bei 42,3 Prozent, 90 Prozent der Teilnehmer stimmten für die Unabhängigkeit.

EU-Mitgliedschaft
Slowenien war zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung weder EU noch NATO-Mitglied. Als Teil Spaniens ist Katalonien Teil der EU. In der Katalonien-Krise unterstützt die EU die Zentralregierung in Madrid. Sollte Katalonien aus Spanien austreten, müsste es den standardisierten Aufnahmeprozess durchlaufen, wie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im euronews-Interview sagte.

Gespaltene Gesellschaft
In Slowenien stand ein großer Teil der Bevölkerung hinter dem Unabhängigkeitsgedanken. In Katalonien ist die Gesellschaft gespalten. Seit Wochen lösen sich Demonstrationen von Separatisten und Einheitsbeführwortern auf den Straßen Barcelonas ab.

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