18 Monate nach seinem Tod: Gefolterter türkischer Lehrer bekommt Job zurück

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Von Euronews
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Nach dem gescheiterten Putschversuch wurde der türkische Lehrer Gökhan Açıkkollu festgenommen. Im Gefängnis wurde er laut mehreren Quellen zu Tode gefoltert. Knapp zwei Jahre später, ein weiterer Schock für seine Familie: Açıkkollu darf wieder arbeiten.

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Der türkische Lehrer Gökhan Açıkkollu war einer von vielen, die in den Tagen nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei vom 15. Juli 2016 festgenommen wurden. Insgesamt war er 13 Tage in Haft.

Im Gefängnis wurde er zu Tode gefoltert und starb am 5. August 2016 in Untersuchungshaft - das bestätigt unter anderem die Organisation Stockholm Center for Freedom. Nach offiziellen Angaben sei Açıkkollu im Krankenhaus an einem Herzversagen gestorben.

Die Behörden verweigerten eine traditionelle Beerdigung. Açıkkollu sollte auf einem speziellen Friedhof für "Landesverräter" beigesetzt werden.

Seine Angehörigen wehrten sich: Sie kümmerten sich um den Leichnam und transportierten ihn selber in seinen Heimatort, um ihn zu beerdigen. Auch dort weigerten sich Imame, wegen offizieller Anordnungen der türkischen Religionsbehörde, die traditionelle Zeremonie auf der Beerdigung abzuhalten.

Rund 18 Monate später hat Açıkkollus Familie von den türkischen Behörden erfahren, dass der Tote nun offiziell unschuldig ist. Er könne sogar seinen Lehrerposten wieder aufnehmen. Der Wiederbeschäftigungsbeschluss wurde vom Bildungsministerium im Februar 2018 erlassen, knapp zwei Jahre nach seinem Tod.

Die Regierungspartei Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP), auf deutsch "Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung", angeführt von Staatschef Recep Tayyip Erdogan, hat eine Begnadigung erlassen.

Açıkkollu wurde unter anderem der Mitgliedschaft an einer Terrororganisation beschuldigt. Verdachte, für die es keine festen Beweise gegeben hat.

Wie viele in der Türkei wurde der junge Geschichtslehrer kurz nach dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 aber vor allem verdächtigt, der Bewegung des Predigers Fetullah Gülen anzugehören. Die türkische Regierung unter Recep Tayyip Erdogan macht den in den USA lebenden ehemaligen Freund des Präsidenten für den Putschversuch verantwortlich und ließ Zehntausende Menschen festnehmen. Mehr als Hunderttausend Juristen, Lehrer, Polizisten und Aktivisten verloren ihren Job und wurden von der Regierung auf eine schwarze Liste gestellt.

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