Brasilien: "Korruption als System, das ist neu"

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Wie funktioniert Korruption in Brasilien? Der ehemalige brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso erläutert die Mechanismen in einem exklusiven Interview mit Euronews und wie Gesellschaft und Justiz versuchen, dagegen vorzugehen

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Wie funktioniert Korruption in Brasilien? Der ehemalige brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso (Januar 1995 bis Januar 2003) erläutert die Mechanismen in einem exklusiven Interview mit Euronews und wie Gesellschaft und Justiz versuchen, dagegen vorzugehen.

Fernando Henrique Cardoso - ehemaliger brasilianischer Präsident:

''Was in Brasilien passiert ist? Die traditionelle Form der Korruption beruhte auf einem Geflecht aus persönlichen Gefälligkeiten. Ein System, das zu einzelnen Korruptionsfällen führt, wenn Sie so wollen."

(Marco Lemos, Euronews:

''Wie sich das Ganze gedreht hat ? Wir haben öffentliche Unternehmen, die Verträge mit privaten Unternehmen abschließen. Diese Verträge sind überteuert. Geld fließt durch die privaten Unternehmen hin zu den politischen Parteien. Und die Leute, die von der Regierung für diese Unternehmen ernannt werden, werden genau dafür da hingesetzt.

Korruption als System, das ist neu, es ist nicht die traditionelle Art."

Marco Lemos, Euronews:

".... exklusiv für Brasilien ist das nicht...."

Fernando Henrique Cardoso - ehemaliger brasilianischer Präsident:

„Nein, es ist nicht exklusiv für Brasilien. Es ist nicht exklusiv für Brasilien und es war nicht immer so. Das breitete sich mit der Zeit aus. Aber das Land begann darauf zu reagieren. Und genau darum geht es bei der „Operation Autowäsche" ("Lava-jato"). Die brasilianische Justiz versucht, der Korruption ein Ende zu setzen, um den Bürgern zu zeigen, was in diesem Bereich los ist.“

„Wissen Sie, vielleicht ist das eine Premiere in der Geschichte Brasiliens, dass viele Mächtige und Reiche im Gefängnis sitzen.“

“´Man kann sagen, dass die brasilianische Gesellschaft in diesen Gerichtsfällen und Untersuchungen einen gewissen Mut bewiesen hat. Diese Fälle hatten enorme Auswirkungen auf die politische und finanzielle Elite.“

„Aber wir waren nicht das einzige Land der Welt, das dagegen etwas gemacht hat. Italien machte das Gleiche - mit einigen fragwürdigen Ergebnissen

“Neulich habe ich mal als Witz gesagt, dass Präsident ein gefährlicher Job ist, weil man im Gefängnis landen kann. Früher war das anders. Aber wie viele ehemalige lateinamerikanische Präsidenten sitzen heute im Gefängnis? Eine ganze Menge"

**FERNANDO HENRIQUE CARDOSO (86)
**

Soziologe, Politiker, 34. Präsident Brasiliens (1995-2003), als erster wiedergewählt. Drückte als Finanzminister die Inflation in einem Jahr von 2.400 auf unter 3 Prozent. Preisgekrönter Intellektueller (u.a. Prinz-von-Asturien-Preis für Internationale Zusammenarbeit (2000)). Mitglied des Beirats der Clinton Global Initiative und Vorsitzender der Fernando Henrique Cardoso Foundation.

su

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