'Wolfsrudel' kommt frei, Sevilla will Missbrauchstäter durch Posteraktion isolieren

Spanien: Proteste gegen die Freilassung der Missbrauchs-Täter
Spanien: Proteste gegen die Freilassung der Missbrauchs-Täter Copyright REUTERS/Marcelo del Pozo
Von Marta Rodriguez MartinezAlexandra Leistner
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Bürger in Sevilla haben in Einrichtungen Poster der Täter einer Gruppenvergewaltigung verteilt. Das Ziel: Die Männer, die eine Frau missbraucht haben, sozial zu isolieren.

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In Sevilla protestieren Frauenrechtler gegen die gegen Kaution freigelassenen Missbrauchstäter im sogenannten 'Rudel-Prozess'. Sie den verurteilten Straftätern eine Botschaft senden, die lautet: "Ihr seid nicht willkommen". Auf Plakaten, die sie in der Stadt verteilen ist zu lesen:

"Sehr geehrte/r Einzelhändler: Frauen werden in diesem Geschäft nicht weiter einkaufen, wenn sie von Vergewaltigern bedient werden." Die Plakate verteilten Menschrechtler der Initiative #STOPMANADA in den Geschäften der Stadt, mit dem Ziel die fünf jetzt gegen Kaution freigekommenen Täter sozial zu isolieren. 

Vor einigen Monaten hatte der sogenannte "La Manada"-Prozess in Spanien und Europa viel Aufsehen erregt. "La Manada" heißt übersetzt "das Wolfsrudel" oder "das Rudel". Der auf Deutsch genannte Rudel-Prozess hat diesen Namen nach dem der WhatsApp-Gruppe, in der die fünf Angeklagten miteinander kommunizierten.

Den Männern war vorgeworfen worden im Jahr 2017 eine Fraue zunächst zum Oralsex gezwungen zu haben und sie anschließend auch durch Penetration vergewaltigt zu haben. Nach Darstellung der Verteidigung hatte es sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehandelt.

Das Gericht hatte die Männer des Vorwurfs der Vergewaltigung freigesprochen und entschieden, dass es sich um_sexuellen Missbrauchs unter Ausnutzung einer schutzlosen Lage_ handelte_._ Diese Entscheidung hatte spanienweit für Proteste gesorgt.

Die Sevillaner Jesús Escudero Domínguez, José Ángel Prenda Martínez, Ángel Boza Florido, Alfonso Jesús Cabezuelo Entrena und Antonio Manuel Guerrero hatten vor einigen Tagen 6.000 Euro Kaution gezahlt und wurden aus dem Gefängnis in Pamplona entlassen. Dort hatten sie fast zwei Jahre lang eingesessen. Nach spanischem Recht könnten sie noch zwei weitere Jahre in Untersuchungshaft gehalten werden, bis zu einer endgültigen Verurteilung.

Agustín Martínez, Anwalt von vier der fünf Mitglieder von "La Manada", sagte im Gespräch mit Euronews, dass die Männer die heftigen Proteste eines Teils der Gesellschaft nicht ignorieren könnten. "Wir verstehen, dass es an den ersten Tagen zu Protest kommt. Von da an sollte sich aber alles entspannen und Ihr normales Leben weitergeht", sagte er.

Die fünf Männer haben sich vorerst auf den Straßen ihrer Stadt mit ihren Gesichtern wiedergefunden, den gleichen Plakaten, mit denen Tausende von Männern und Frauen in verschiedenen Teilen Spaniens demonstrierten, als sie erfuhren, dass sie freigelassen werden würden.

Da keine Fluchtgefahr oder Gefahr krimineller Wiederholung bestehe, entschied die Justiz in Navarra, dem Antrag auf Kaution stattzugeben.

Sowohl das Opfer als auch die Angeklagten haben gegen die Verurteilung zu neun Jahren Haft Berufung eingelegt.

Dass die Täter ein anonymes Leben in Sevilla fortführen können, ist nach der Posteraktion von #STOPMANADA unwahrscheinlich.

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