Ex-Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne im Alter von 66 Jahren gestorben

Ex-Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne im Alter von 66 Jahren gestorben
Von Sigrid Ulrich
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Der "knallharte Spitzenmanager im Pulli" drehte zwei schwer angeschlagene Unternehmen - Fiat und Chrysler - in einen globalen Player in der Automobilindustrie um

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Sergio Marchionne ist im Alter von 66 Jahren in einem Krankenhaus in Zürich gestorben.

"Für viele war er ein erleuchteter Chef, für mich vor allem ein Freund,“ so John Elkann, der Enkel des früheren Fiat-Chefs und Familien-Patriarchen Gianni Agnelli und Fiat-Präsident über Sergio Marchionne. Sergio Marchionne musste am 21. Juli aus gesundheitlichen Gründen den Chefposten bei Fiat Chrysler räumen. Er könne seine Arbeit als Fiat-Chef und als Präsident und Vorstandschef von Ferrari nicht wieder aufnehmen, erklärten Fiat und Ferrari. Die Mitteilung war schon fast ein Nachruf - für die Autohersteller ein schwerer Schlag.

Marchionne war 2004 an die Fiat-Spitze gerückt, als das Unternehmen kurz vor der Pleite stand - jahrzehntelang war Fiat, 1899 in Turin gegründet, von der piemontesischen Industriellen-Familie Agnelli geprägt und beherrscht worden. "Bulldozer", wie ihn einige in Turin nannten, baute Bürokratie ab und halbierte die Entwicklungszeiten für neue Modelle. Zehn Jahre später fädelte er die Übernahme des ebenfalls schwer angeschlagenen US-Rivalen Chrysler ein – das gilt als einer der grössten Verdienste des Italo-Kanadiers. Die Börse freute sich.

Seit der Fusion im Herbst 2014 stieg der Wert der Aktie um fast 350 Prozent – und damit so stark wie bei keinem anderen Unternehmen aus der Branche. Im vergangenen Jahr machte Fiat-Chrysler 3 Milliarden Euro Gewinn - vor ein paar Jahren hätte das niemand für möglich gehalten. Als elementares Vermächtnis von Marchionne gilt auch die Fokussierung auf Nischenmarken.

Zum Ende seiner Karriere bei dem Konzern - vergangenes Jahr hatte Fiat Chrysler für 2019 den geplanten Abschied verkündet - hatte Marchionne sein letztes großes Ziel erreicht und die Schuldenfreiheit des Unternehmens für Ende Juni verkündet – zur Feier des Tages trug er Krawatte, kaum sichtbar. Das hatte er einst versprochen.

Marchionne hatte zwei schwer angeschlagene Unternehmen in einen globalen Player in der Automobilindustrie umgedreht.

"KNALLHARTER SPITZENMANAGER IM PULLI"

Der « knallharte Spitzenmanager im Pulli » (BZ Thuner Tagblatt) wurde 1952 in den Abruzzen

geboren. Mit 14 Jahren wanderte er mit seiner Familie ins kanadische Toronto aus. Er studierte Philosophie, Betriebswirtschaftslehre und Jura, wurde Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer.

"Zuerst bei Fiat, dann bei Chrysler und zuletzt bei Fiat Chrysler (FCA) war Marchionne der beste CEO, den man sich wünschen konnte, schrieb der 42-jährige Elkann. "Für mich war er ein wahrer Mentor, ein Kollege und ein Freund. Wir haben uns in einer der dunkelsten Phasen der Fiat-Geschichte kennengelernt. Dank seiner Intelligenz, seines Durchhaltevermögens und seiner Führungskapazitäten haben wir das Unternehmen retten können".

Nicht zu vergessen, Machionnes Sprüche:

Zu Vorwürfen, auch Fiat habe bei Abgaswerten geschummelt, sagte er mal mit Blick auf VW: «Wer uns mit dem deutschen Unternehmen vergleicht, hat etwas Illegales geraucht.»

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