Umstrittene Leihmutterschaft: 30 spanische Familien sitzen in Kiew fest

Umstrittene Leihmutterschaft: 30 spanische Familien sitzen in Kiew fest
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Von Isabel Cisneros
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Die Ukraine gilt als der "Babybauch" der Welt. Das Geschäft mit der Leihmutterschaft blüht, allerdings mit zum Teil dubiosen Methoden. Das will die spanische Regierung prüfen. Deswegen sitzen derzeit gut 30 Familien mit ihren Neugeborenen in Kiew fest.

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Dutzende spanische Familien sitzen derzeit in der Ukraine mit ihren von Leihmüttern geborenen Babys fest. Der Grund: Das spanische Konsulat verweigert den Neugeborenen die Staatsbürgerschaft.

Die dafür notwendigen DNA-Tests, mit denen sichergestellt werden soll, dass ein Kind die DNA von mindestens einem der beiden Elternteile besitzt, wurden vorübergehend eingestellt.

Vordergründig wurde dies zunächst mit "Datenschutzbedenken" begründet. Inzwischen hat das spanische Außenministerium in einer Erklärung deutlich gemacht, dass man mit dem Aussetzen der Einbürgerung auf den Verdacht "medizinischen Fehlverhaltens" und des "Menschenhandels mit Minderjährigen", reagiere.

Den Familien wurde zugesichert, dass man sich von Fall zu Fall um die Kinder, die durch Leihmutterschaft in der Ukraine geboren wurden, kümmern werde. Die spanische Regierung sei verpflichtet, "die Rechte von schwangeren Frauen (oder biologischen Müttern) zu wahren und zu schützen".

Gleichzeitig wurde auf die bereits vor einigen Monaten von der spanischen Botschaft in Kiew ausgesprochene Warnung hingewiesen, die "von der Einleitung eines Leihmutterschaftsprozesses in diesem Zusammenhang" abriet.

La Embajada Española en Kiev (Ucrania) emite un comunicado claro, rotundo y contundente en torno a la llamada gestación...

Publiée par Red Estatal Contra el Alquiler de Vientres sur Samedi 9 décembre 2017

Wie kam es zu dieser Situation?

Gut 30 spanische Familien warten zum Teil seit mehreren Wochen darauf, ihre in der Ukraine durch eine Leihmutter geborenen Kinder als Spanier registrieren zu lassen und mit ihnen nach nach Hause zurückkehren zu können.

Die Staatsangehörigkeit wird aber erst nach besagtem DNA-Test erteilt, wenn dieser die Vaterschaft eindeutig nachweist.

David Monje, Manager der Firma Go4Baby, die einige der betroffenen Familien berät, sagte Euronews gegenüber, dass diese DNA-Tests bisher im Konsulat durchgeführt wurden, aber am 5. Juli gestoppt wurden.

Angesichts der festgefahrenen Situation haben sich einige Familien dazu entschieden, die ukrainische Staatsbürgerschaft für ihre Kinder zu beantragen. Das sei aber, laut Monje, ein ebenfalls "sehr langwieriger Prozess" und nicht ganz einfach.

Das Geschäft mit dem Kind

Leihmutterschaft ist eine in der EU höchst umstrittene Praxis, es gibt jedoch keine einheitliche Rechtsgrundlage. Manche Mitgliedsstaaten erlauben sie, andere verbieten sie - und wieder andere ignorieren ganz einfach das Problem. 

Derweil lässt der Kinderwunsch Familien nach immer neuen Wegen suchen, aktuell in der Ukraine. Seit Indien und Thailand diese Praktik verboten haben, gilt das Land als "Babyfabrik" Nummer Eins.

Nach ukrainischer Gesetzgebung müssen Eltern, die eine Leihmutter in Anspruch nehmen, heterosexuell sein und beweisen, dass sie selbst keine Kinder haben können. Die Leihmutter muss zwischen 19 und 36 Jahre alt sein und mindestens ein eigenes Kind haben. Außerdem muss sie sowohl physisch als auch psychisch gesund sein.

Das Geschäft mit der kommerziellen Leihmutterschaft blüht - zum Teil am Rande der ethischen und rechtliche Grenzen und darüber hinaus. 

Eine Vielzahl von Unternehmen versucht, zumeist mittellose ukrainische Frauen über Partneragenturen in Europa an Familien mit Kinderwunsch zu vermitteln.

Die Agenturen berechnen mindestens 30.000 Dollar für eine Leihschwangerschaft. Zwischen 4.000 und 15.000 Euro bekommen die ukrainischen Leihmütter dafür, dass sie für ausländische Paare Kinder austragen.  Ein enormer Anreiz bei einem durchschnittlichen Bruttolohn von umgerechnet 260 Euro im Monat. Was einige Frauen dazu bringt, ihren Bauch auf eigene Faust im Internet anzubieten.

Über die Anzahl der Leihschwangerschaften gibt es keine offiziellen Angaben - rund 500 Fälle sollen es jährlich sein.

Das könnte sich bald ändern: Mitte Juli wurde ein Gesetzentwurf im ukrainische Parlament vorgelegt, der vorsieht, dass Reproduktionstechnologien wie die Leihmutterschaft künftig nur Ukrainern und Ausländern, die dauerhaft im Land lebten, erlaubt sein werde.

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