Schwedens Süden sorgt für Rechtsruck

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Von Euronews
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Kurz vor den Wahlen in Schweden macht Småland mit einem neuen Phänomen von sich reden. Es ist zur Hochburg der rechtsgerichteten Schwedendemokraten geworden, und die könnten Wahlenstscheidend sein.

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Småland ist für die Schweden fast eine mythische Gegend ihrer Heimat. Über Jahrhunderte war die Region bitterarm. Der steinige Boden machte Landwirtschaft beschwerlich. Die Menschen galten als hartgesotten und extrem sparsam.

Aber in Småland wurde auch IKEA gegründet, und es diente als Schauplatz zahlreicher Bücher der berühmtem Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Heute - kurz vor den Wahlen in Schweden, macht Småland mit einem weiteren Phänomen von sich reden: Als Hochburg der rechtsgerichteten Schwedendemokraten.

Birger Pettersson lebt schon sein ganzes Leben lang im Dorf Odenslanda. Er hat eine Landwirtschaft mit ein paar Hundert Schafen. Seiner Meinung nach ist die breite Unterstützung für die nationalistische Partei neu: "Ich wurde hier geboren, habe mein ganzes Leben hier verbracht. In einem Haus dort oben. Wenn ich an die Wahl von 2002 denke und wieviele Menschen damals die SD wählten - gerade mal 2 Prozent."

Diesmal wird die Partei wohl erheblich mehr Stimmen erhalten. Landesweit könnten die nationalistischen Schwedendemokraten auf 15 bis 20 Prozent kommen, und auf dem Land sogar eine Mehrheit erreichen. Wie kommt das?

Pettersson denkt, dass die etablierten Parteien die ländlichen Regionen vernachlässigt haben: "Früher gab es hier Buslinien. Heute fahren hier keine verdammten Busse mehr. Etwas weiter weg fährt einer, aber der hält nicht überall. Vielleicht soll es ja nicht so komfortabel sein, hier zu leben. Aber trotzdem muss auch für uns etwas übrig sein"

Ganz in der Nähe treffen sich die Menschen auf einem beliebten Flohmarkt, der jeden Sonntag auf einem Bauernhof stattfindet. Hier können die sparsamen Småländer Schnäppchen machen.

Die Parteien haben ihre Zelte aufgebaut, um um jede einzelne Wählerstimme zu kämpfen. Im Zelt der Schwedendemokraten geht es weniger um den öffentlichen Nahverkehr als um die üblichen Themen, die auch der Regionalabgeordnete Arvid Nikolausson vertritt: "Noch immer kommen viele Einwanderer. Und noch immer kommen wir nichtmal mit den Massen zurecht, die schon hier im Land sind. Die Menschen sind nicht integriert. Die Wartezeiten in den Krankenhäusern in Schweden werden immer länger, es gibt nicht genügend Wohnungen und die Schulen kämpfen auch. Deswegen müssen wir die Aufnahme von Flüchtlingen zeitweise aussetzen."

Aber die Schwedendemokraten sind nicht mehr die einzigen, die eine restriktivere Einwanderungspolitik forden. Sowohl die Sozialdemokraten als auch die Konservativen, tradionell die beiden stärksten Kräfte im Parlament, fordern strengere Gesetze.

Aber der hohe Einwandererzustrom von 2015 ist weiterhin dominierendes Thema, was all jene Parteien frustriert, die sich mit anderen Dingen befassen wollen. Die konservative Parlamentsabgeordnete Katharina Brännström findet: "Es geht viel zu sehr um dieses wir und die anderen. Ich denke, dass zu viel Gewicht auf das Thema gelegt wird. Probleme in Schulen und im Gesundheitssystem werden kaum diskutiert. Stattdessen geht es immer um die Einwanderer und darum, wieviel Geld Einwanderer und Muslime erhalten."

Ein weiteres Thema könnte den Schwedendemokraten in die Hände spielen. Denn generell ist Schweden EU-freundlich gesinnt. Aber auf dem Land gibt es viele Euroskeptiker. Einen EU-Austritt forden aber nur zwei Parteien: die Linken und eben die Schwedendemokraten.

Aber vorher könnte noch ein ganz anderes Problem das politische System Schwedens beschäftigen, erklärt Euronews-Korrespondent Jona Källgren: "Falls viele Menschen in Småland die Schwedendemokraten wählen sollten, könnte das eine Regierungsbildung verkomplizieren. Denn die etablierten Parteien des linken und mitte-rechten Spektrums haben bereits angekündigt, dass sie nicht mit den Schwedendemokraten zusammen arbeiten werden. Es könnte aber passieren, dass die etablierten Koalitionspartner nicht genügend Stimmen erhalten, um ohne die Schwedendemokraten zu regieren. Schweden könnte nach den Wahlen unsicheren Zeiten entgegen blicken."

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