EU-Hilfe für kriegsversehrte Flüchtlinge in der Türkei

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Von Monica Pinna
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Wie syrische Kriegsopfer spezielle Betreuung erhalten.

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Über sieben Jahre Krieg in Syrien haben in der Region zu sechs Millionen Binnenvertriebenen und 5,6 Millionen registrierten Flüchtlingen geführt. 3,5 Millionen Menschen flohen in die Türkei, das Land beherbergt weltweit die größte Anzahl von Flüchtlingen, fast vier Millionen Menschen.

Syrien und die Türkei trennt eine drei Meter hohe Mauer. Sie dominiert die türkische Stadt Reyhanli. Die Mauer ist auch ein Symbol für die Schwierigkeiten einer Grenznation, die ins Land strömenden Kriegsopfer fachspezifisch zu betreuen.

In Reyhanli lebt eine große Gemeinschaft syrischer Flüchtlinge. Der Syrer Hussam ist der Verwalter eines Pflegeheims für verwundete Landsleute. Er selbst kam vor drei Jahren in die Türkei, im syrischen Krieg verlor er beide Beine:

"Wir kämpften gegen das Regime. Es war ein Freitag. Ich war bei meinen Freunden. Wir wurden von Granaten getroffen, vielleicht kamen sie von einem Panzer oder es war präzisionsgelenkte Munition. Meine Beine waren sofort weg", erzählt Hussam Zinno.

Sechs Jahre danach geht es Hussam erstaunlich gut. In Damaskus stellte er sich zuerst selbst behelfsmäßige Prothesen her. Dann ging er in die Türkei, um sich im Zentrum des "National Syrian Project for Prosthetic Limbs" (NSPPL) richtige Prothesen anpassen zu lassen:

"Vor zwei Jahren habe ich mit dem Lauftraining angefangen. Am Anfang war es sehr schwierig. Nach und nach wurde es einfacher. Ich wollte wieder laufen wie normale Leute. Das habe ich geschafft. Jetzt ist es einfach", so Hassam Zinno.

Humanitäre Zusammenarbeit der EU mit der Türkei

Seit 2017 wird die Klinik von der Generaldirektion für Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der EU-Kommission (ECHO) in Zusammenarbeit mit der NGO Relief International finanziert. Ziel ist es, traumatisierten syrischen Flüchtlingen einen besseren Zugang zu speziellen Gesundheitsdiensten zu ermöglichen. Das Zentrum wurde vor fünf Jahren von syrischen Ärzten eröffnet und wird immer noch von Syrern geführt.

Raed Almasri, NSPPL-Mitarbeiter: "Die Menschen, die das Projekt starteten, kommen aus verschiedenen Bereichen. Ich bin Mathematiklehrer. Zwölf Personen hatten die Möglichkeit, eine dreijährige Ausbildung in Ankara zu machen. Sie wurden Spezialisten für Prothesen. Bislang haben wir 6500 verschiedene Arten von Prothesen hergestellt."

Der Bedarf ist hoch, auch wenn es laut der Landesleiterin von Relief International keine genauen Zahlen darüber gibt:

"In der Türkei wissen wir nicht, wie viele der Flüchtlinge körperlich versehrt sind und Hilfe brauchen. Es gibt eine Studie über die Flüchtlingsbevölkerung in Jordanien und im Libanon, laut der es in 60 Prozent der untersuchten Haushalte eine Person mit einer körperlichen Behinderung gibt. Wenn man dieses Ergebnis auf die 3,5 Millionen Flüchtlinge in der Türkei hochrechnet, kann man sich ausrechnen, dass die Bedürfnisse ziemlich groß sind. Oft sind es versteckte Probleme", so Andrea Patterson.

Fast die Hälfte der syrischen Flüchtlinge lebt heute in den süd-östlichen Provinzen der Türkei an der Grenze zu Syrien. In der Provinz Hatay, zu der Reyhanli gehört, sind 27 Prozent der Bevölkerung Syrer, der nationale Durchschnitt liegt bei vier Prozent.

In der Provinzhauptstadt Antakya schauten wir uns an, wie die EU mit der lokalen Regierung zusammenarbeitet, um Flüchtlingen zu helfen.

Euronews-Reporterin Monica Pinna: "Mathias, welche Auswirkungen hat der Krieg in Syrien auf das türkische Gesundheitssystem?"

Mathias Eick, ECHO: "Das türkische Gesundheitssystem bietet den Flüchtlingen eine medizinische Grundversorgung. Aber diese Menschen sind sowohl psychisch als auch physisch stark traumatisiert. In diesen Bereichen kann die EU ihre Mittel gezielt einsetzen und Experten dabei unterstützen, diese Flüchtlinge mit ihren sehr speziellen gesundheitlichen Bedürfnissen zu betreuen."

Euronews: "Und was ist das langfristige Ziel?"

Mathias Eick: "Wir hoffen, dass solche spezialisierten Zentren eines Tages auch in das türkische Gesundheitssystem integriert werden können, da diese Behandlungen noch viele Jahre nötig sein werden."

Der Syrienkrieg hat eine ganze Generation Kriegsversehrter hervorgebracht. Therapien und die Anpassung von Prothesen, die eine teure und langfristige Betreuung erfordern, ermöglichen bereits Tausenden von Flüchtlingen einen Neuanfang. Aber viele Kriegsopfer warten noch auf Hilfe.

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