Frankreich: Rätselraten um 7 Kinder mit Fehlbildungen

Frankreich: Rätselraten um 7 Kinder mit Fehlbildungen
Von Anne-Lise Fantino
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Ohne Hände oder Arme: In einigen ländlichen Regionen Frankreichs kommen seit 10 Jahren überdurchschnittlich viele Kinder mit Fehlbildungen auf die Welt.

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Charlotte lebt wie die meisten Sechsjährigen Frankreichs, nur dass sie ohne linke Hand geboren wurde. Eine Fehlbildung, die nicht genetisch ist und nicht durch Medikamente hervorgerufen wurde. Außer Charlotte sind noch drei weitere Kinder im selben Dorf betroffen.

Ihre Mutter, eine Ärztin, sagt: "Ich werde keine Erklärungen für meine Tochter haben. Wir werden es bestenfalls für zukünftige Schwangerschaften wissen und handeln können, wenn wir die Ursache herausfinden."

14 Fälle, eine Gemeinsamkeit: Wohnort auf dem Land

Sieben ähnliche Fälle gibt es in zwei verschiedenen Dörfern im Nordwesten Frankreichs, sieben weitere in einem Dorf im Südosten Frankreichs. Die Missbildungsrate liegt 58 mal höher als im Durchschnitt.

Die einzige Gemeinsamkeit der betroffenen Familien besteht darin, dass sie in ländlichen Gegenden wohnen. Einige vermuten, dass der Einsatz von Pestiziden die Fehlbildungen hervorruft, doch fundierte Untersuchungen fehlen bislang. Emmanuelle Amar war eine der Ersten, die Alarm schlugen. Sie kontrolliert die Listen, die Fehlbildungen in der Region erfassen.

Sind Pestizide an Fehlbildungen schuld?

Emmanuelle AMAR, Epidemiologin und Direktorin des REMERA (Registre des Malformations en Rhône-Alpes) erklärt: "Wir wissen nicht, welchen Substanzen die Mutter ausgesetzt ist. Sind sie im Essen? Im Wasser? In der Luft? Wir wissen es nicht. Wir vermuten eine Substanz, etwasin der Umgebung der Mütter. Etwas das stark genug ist, dass sich der Arm der Babys nicht entwickeln konnte."

Untersuchung soll an Gesundheitsbehörden angegliedert werden

Seit sieben Jahren versucht sie, die Aufmerksamkeit der französischen Gesundheitsbehörden auf diese Fälle zu lenken. Unterstützung bekam sie keine, stattdessen wurde sie vom Dienst suspendiert. Die Gesundheitsministerin Agnès Buzyn hat angekündigt, die Untersuchung dem Gesundheitsministerium zu unterstellen. Die Befürchtung, dass weiterhin nichts unternommen wird, ist groß. 

Die Grüne Europa-Abgeordnete Michèle Rivasi ruft zur Wachsamkeit auf: "Wird dieses Team die Informationen von Emmanuelle Amar berücksichtigen? Was, wenn sie ihren Posten nicht zurückbekommt? Wir haben wir keine Garantie, dass wir an die Ergebnisse kommen."

Heute decken vier Missbildungsregister nur knapp 20 Prozent der Geburten in Frankreich ab.

"Emmanuelle Amar hat nicht ausgeschlossen, Berufung gegen ihre Entlassung einzulegen, auf Basis eines französischen Gesetzes, das Whistleblower schützen will. Eine europäische Richtlinie über diesen Schutz wird derzeit diskutiert, aber eine Verabschiedung vor dem Ende der Legislaturperiode im Mai ist unwahrscheinlich. Anelise Fantino aus Lyon für Euronews."

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