Erzbischof zu "vertuschtem Missbrauch": "Ich bin hier, um Rede und Antwort zu stehen"

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Von su mit AFP, dpa
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Im Prozess wegen Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen hat der angeklagte Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon, die Vorwürfe zurückgewiesen. Barbarin stehe zu seiner Verantwortung, so sein Anwalt, "das geht 1,3 Milliarden Christen weltweit etwas an"

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Im Prozess wegen Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen hat der angeklagte einflussreiche Erzbischof von Lyon die Vorwürfe zurückgewiesen. «Ich habe nie versucht, diese schrecklichen Taten zu
verbergen, geschweige denn sie zu vertuschen», sagte der französische
Kardinal Philippe Barbarin beim Prozessauftakt in Lyon.

Philippe Barbarin, Kardinal von Lyon:

"Ich werde dem Gericht antworten, es hat mich heute vorgeladen und ich bin gekommen, um Rede und Antwort zu stehen."

Die Anklage lautet auf Nichtanzeige sexueller Übergriffe auf Minderjährige in den 1980er und 1990er Jahren. Neben dem katholischen Erzbischof stehen in dem Prozess fünf weitere Beschuldigte vor Gericht. Dem 68 Jahre alten Barbarin wird vorgeworfen, Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester
nicht weiter verfolgt zu haben. Dieser Geistliche soll sich an Dutzenden Kindern vergriffen haben.

Angestrengt wurde das Verfahren von einem Opferverein, einige Betroffene verfolgten das Verfahren.

Pierre-Emmanuel Germain-Thill:

"Was Kardinal Barbarin angeht, Pater P. hat ihm selbst erzählt, was er mit Kindern gemacht hatte. Weil er versicherte, dass er damit aufgehört hat, beförderte er ihn einige Jahre später zum Dekan."

Alexandre Hezez Dussot:

"Ich denke heute in erster Linie an die Opfer, an die, die nicht hier sind, die, die sich nicht äußern konnten, und ich meine, dass wir endlich die Wahrheit über einen Mechanismus des Schweigens erfahren werden."

Barbarins Anwalt sagt, sein Mandant habe die Justiz nie behindert, weil der angebliche Missbrauch Jahre vor seiner Ernennung zum Erzbischof von Lyon stattgefunden habe. Damals sei die Verjährungsfrist bereits abgelaufen gewesen.

André Soulier, Barbarins Anwalt:

Sein Mandant wolle, dass die Fakten ermittelt werden. "Was für mich von diesem Prozessauftakt bleibt, was mir wirklich wichtig erscheint, geht 1,3 Milliarden Christen weltweit etwas an. Barbarin hat seine Verantwortung angenommen und ist vor Gericht erschienen. Er hat gesagt, ich bin der Chef, und deshalb spreche ich."

Wenn Barbarin und fünf weitere Angeklagte für schuldig befunden werden, könnten sie mit bis zu drei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 45.000 Euro rechnen. Frühere Versuche, den Fall vor Gericht zu bringen, waren allerdings an unzureichenden Beweisen gescheitert.

Der Prozess gegen den hauptbeschuldigten Priester Bernard P., der Ende August 2015 vom Dienst suspendiert worden sei, ist laut Medienberichten („La Croix“) in den kommenden Monaten zu erwarten.

su

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