Lyoner Missbrauchsprozess: Reaktionen auf Freispruch-Forderung

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Von Euronews
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Ist das Verfahren gegen den höchsten katholischen Würdenträger in Fankreich und fünf weitere Geistliche zum "Schauprozess" oder zur "Show" mutiert, wie es mehrere Prozessbeteiligte behaupten?

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Im Prozess gegen den Erzbischof von Lyon und fünf weitere französische Geistliche hat die Staatsanwaltschaft das Ende des Verfahrens gefordert. Zur Begründung hieß es unter anderem, die Tatbestände seien teilweise verjährt. Und: nicht verjährte Vorwürfe seien keine Staftaten gewesen. Den Geistlichen wird vorgeworfen, Missbrauchsvorwürfe gegen den Priester Bernard Preynat nicht weiter verfolgt zu haben.

Yves Sauvayre, Anwalt der Nebenkläger, wies die Bedeutung der Forderung der Staatsanwaltschaft zurück: "Der Staatsanwalt sagte: Ich denke, ich habe nicht die Elemente, die ich wegen der Verjährung, der fehlenden Absicht, bla, bla, bla, verfolgen kann. Kein Problem. Der Staatsanwalt vertritt nur eine Meinung. Wir haben den Eindruck, dass wir sie als ein Wort des Evangeliums betrachten sollen, aber es ist eine Meinung, wie die anderen auch".

Priester Bernard Preynat soll in den 80er Jahren gegen Dutzende Kinder übergriffig geworden sein. Während des seit Montag laufenden Verfahrens hatten auch Missbrauchsopfer ausgesagt.

Eines der Opfer hatte sich im Jahr 2014 an Erzbischof Barbarin gewandt. Dazu Jean Boudot, ein weiterer Anwalt der Nebenkläger: "Kardinal Barbarin hat uns erzählt, dass er erst 2014 das Drama verstanden hat. 2010 hat er aus dem Mund des schuldigen Priesters die Fakten erfahren. Er wusste von der großen Anzahl der Tatbestände, von der großen Anzahl der Opfer und von dem sexuellen Charakter der Taten. Er hat der Zeitung "La Croix" 2010 davon erzählt, wie er das unermessliche Leid der Opfer nachvollziehen kann. Jetzt behauptet er, dass er das erst 2014 verstanden hat. Ich sage, dass dies eine Lüge ist".

"Schauprozess" oder "Show"?

Die Anwälte der Verteidigung sprachen von einem Schauprozess. Bereits im Jahr 2016 hatte die Staatsanwaltschaft Voruntersuchungen gegen den Kardinal eingestellt. Barbarin-Anwalt Jean-Félix Luciani, Barbarins sagte: "Er wurde als jemand dargestellt, der einen pädophilen Priester deckt. Wir sehen jetzt, dass, wenn es Fehler in der Führung gegeben hat, wie wir heute sagen, zu keinem Zeitpunkt der Wille bestand, etwas zu vertuschen, und sogar das Gegenteil. Der Kardinal hat das Handeln der Justiz begrüßt. Luciani ergänzte: "Ich hoffe, dass dieser Prozess eine Möglichkeit sein wird, die Figur des Kardinal Barbarin in den Medien zu rehabilitieren."

2:03 - 2:18 Xavier Varhamian, Anwalt von Regine Maire

Auch der Anwalt einer mitangeklagten Beraterin des Kardinals, Régine Maire, sprach von einer "Show". Seine Mandantin sei ein "Sündenbock", erklärte Xavier Varhamian: "Dieser Prozess, der nie durch die zivilen Teile verdeckt wurde, ist ein Weg, um Änderungen im Gesetz anzustreben und einige Praktiken innerhalb der Kirche zu ändern. Insofern ist dieser Prozess eine Show."

Barabarin galt lange als Shootingstar der katholischen Kirche in Frankreich. Er ist seit 2002 Erzbischof von Lyon und damit höchster katholischer Würdenträger in Frankreich.

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