Es knirscht zwischen Rom und Paris

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Von Euronews
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Von "schlechter Präsident" bis "ausbeuterische Neo-Kolonialisten" - Frankreich bekommt von Italiens Rechtspopulisten gerade ordentlich eingeschenkt. Hintergrund: interne Konkurrenz zwischen Lega und 5 Sterne - und es stehen Wahlen an.

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Der Streit zwischen Frankreich und Italien gewinnt an Schärfe; hatte Paris Römische Ausfälle sonst geflissentlich ignoriert, wurde doch Roms Botschafterin in Paris einbestellt. Der Grund: die Chefs der Regierungskoalition in Rom begannen, sich in Anwürfen gegen Frankreich und Präsident Emmanuel Macron zu überbieten. Einer der Höhepunkte: Ex-Kolonialmacht Paris beute Afrika noch immer aus und heize so die Migration an. Dann nannte Innennimister Salvini Macron auch noch einen "schrecklichen Präsidenten":

Matteo Salvini:

"Er belehrt uns zu Großzügigkeit, Güte, Gastfreundschaft und Solidarität, und dann weist er Tausende von Migranten an der italienischen Grenze ab, in Ventimiglia und auch im Piemont. Ich hoffe, dass die Franzosen ihren sehr schlechten Präsidenten bald loswerden können."

Den kommenden Wahlkampf vor Augen, bei dem Salvinis Lega zur Zeit die Nase vorn hat, legte Koalitionskollege Luigi di Maio nach:

"Hätte Frankreich seine afrikanischen Kolonien nicht, die es aussaugen kann, stünde es auf Rang 15 der Weltwirtschaften. Nur wegen Afrika gehört sie zu den Führenden."

Zuvor hatte Frankreich Italien für seine Politik der geschlossenen Häfen kritisiert, die in der EU wieder die Frage der gerechten Verteilung anlandender Migranten auf die Tagesordnung brachte. 

Ein Sprecher der französischen Regierungspartei hatte sich zur italienischen Flüchtlingspolitik geäussert:

"Ich denke, dass die Linie der italienischen Regierung ekelhaft ist. Es ist inakzeptabel, mit Menschenleben Politik zu machen. Ich finde es schmutzig."

Wirtschaftsminister Di Maio begründete den Ausbeutungsvorwurf mit einer Währung aus der französischen Kolonialzeit, dem CFA, die in 14 Ländern genutzt und von Frankreich gestützt wird. Allerdings kommen nur vier Prozent der Migranten aus diesen Ländern, bestätigt das Innenministerium in Rom. 

Dann der Vorwurf, Paris wolle ein instabiles Libyen - wegen wirtschaftlicher Interessen. Hier konkurrieren italienische und französische Ölkonzerne, obwohl Rom Libyen als italienische Ex-Kolonie als sein Einflussgebiet betrachtet.

Alte und neue Rivalitäten, genutzt als Munition in der italienischen Innenpolitik, gespielt vor dem Hintergrund anstehender Europawahlen und echter, europäischer Probleme bei der Migrantenverteilung - mit weiteren Provokationen aus Rom Richtung Paris ist zu rechnen.

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