Roadtrip durch Brexitland: letzte Station Nordirland

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Von Euronews
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An der Nordirlandfrage droht der geregelte Brexit zu scheitern. Es steht aber noch viel mehr auf dem Spiel. Die Jahre des Friedens und Wohlstands könnten vorbei sein, fürchten einige. Andere pochen auf die demokratische Entscheidung: Raus ist raus.

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Auf einen Ort richten sich derzeit alle Augen in der Frage um den Brexit: Nordirland. 30 Jahre lang hat der Bürgerkrieg die Region nicht zur Ruhe kommen lassen. Seit 1998 herrschte jedoch Ruhe. Doch einige befürchten, dass die Gewalt zurückkehren wird.

Die Grenze zwischen Nordirland und Irland ist zum Zankapfel in den Brexitverhandlungen geworden, eine Einigung ist nicht in Sicht. Unser Reporter Alexander Smith ist nach Derry gefahren, auch bekannt als Londonderry. Die Stadt liegt kurz hinter der Grenze. Hier könnten die Konflikte nach dem Brexit aufbrechen.

Hier habe sich so viel entwickelt in den vergangenen 30 Jahren, sagt Gavin Morrison, der im Gesundheitssystem arbeitet.

Niemand wolle wieder zurück zur Gewalt, sagt er, es müsste schon viel zusammenkommen, dass wieder Gewalt ausbricht. Aber ausgeschlossen sei es nicht.

Alexander Smith: "Hier in der Umgebung haben 80 Prozent der Menschen für den Verbleib in der EU gestimmt, so wie im größten Teil Nordirlands. Trotzdem werden Sie vom restlichen Königreich aus Europa herausgezerrt. Wie fühlt sich das an?"

Gavin Morrison: "So, als würde jemand Deine demokratischen Rechte wegnehmen. Wir haben für den Verbleib gestimmt, aber sie entscheiden den Austritt gegen unseren Willen. Ich will das Beste für meine Familie. Und ich glaube, das Beste wäre, in der EU zu bleiben."

Selbst in Nordirland denken aber einige anders. "Ich habe für den Brexit gestimmt, weil viele billige Arbeitskräfte aus dem Ausland das Land überschwemmen", sagt David Henry, ein Dockarbeiter in Ballycastle. Die Zuwanderer würden die Löhne und Bedingungen für Arbeitnehmer drücken.

Wie oft wollen wir denn abstimmen?
David Henry

Alexander Smith: "In Westminster herrscht Chaos. Es gab Warnungen die wirtschaftliche Zukunft nach dem Brexit betreffend. Hat das Ihre Haltung geändert?"

David Henry: "Kein bisschen. Westminster hat den Kontakt zu den Leuten verloren, den Kontakt zur Demokratie. Wir haben in überwältigender Zahl für den Austritt gestimmt und wir wollen weiterhin raus."

Alexander Smith: "Was sagen Sie den Menschen, die ein zweites Referendum oder sogar den Brexit abschaffen wollen?"

David Henry: "Wie oft wollen wir denn abstimmen? Akzeptieren wir, wenn zwei von drei Abstimmungen dasselbe Ergebnis haben? Haben die vergessen, was Demokratie ist? Das Land hat für den Brexit gestimmt, aus gutem Grund."

So hat man sich den Brexit vorgestellt. Eine einfache, demokratische Abstimmung. Drin bleiben oder raus. Aber das ging gehörig daneben.

Wir sind auf unserem Roadtrip durch das Königreich an der Küste Nordirlands angekommen. Etwa 2000 Kilometer haben wir zurückgelegt und sind dabei durch vier Länder gekommen. Wenn man unterwegs mit den Menschen spricht, wird klar: Das Land ist gespalten, die Positionen eingefahren. Trotz der Warnungen, trotz des politischen Chaos, wollen viele unbedingt raus aus der EU. Für die anderen ist der Brexit so, wie von einer Klippe zu fallen.

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