Der irische Konflikt: „Alles droht abzustürzen“

Der irische Konflikt: „Alles droht abzustürzen“
Von Euronews
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Die Grenze zwischen Irland und Nordirland ist ein Kernfrage des Streits um den britischen EU-Austritt. euronews-Korrespondent Vincent McAviney hat sich dort umgehört.

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euronews-Korrespondent Vincent McAviney berichtet von der irisch-nordirischen Grenze:

„Es gibt mehr Grenzübergänge zwischen Irland und Nordirland als an der gesamten Ostgrenze der Europäischen Union. Hunderte von Straßen, es gibt Wasserstraßen und sogar Straßen, die sich zwischen den beiden Ländern kreuzen. In welchem Land man ist, erkennt man oft nur an der Farbe der Verkehrsschilder.

1998 wurde mit dem Karfreitagsabkommen die gesamte Grenzinfrastruktur, die in den Jahren der irischen Unruhen aufgebaut wurde, abgeschafft. Zuvor waren viele Straßen gesperrt, es gab Kontrollen durch die Armee. Menschen und Waren konnten sich nicht frei bewegen. Aber all das hat sich in den letzten 20 Jahren verändert. Und wie Sie sehen, stehe ich jetzt in Nordirland, es gibt weder ein Schild noch eine Linie auf dieser Brücke, die Ihnen zeigt, dass es keine Kontrollen gibt, aber all das könnte sich in den nächsten Wochen ändern - je nachdem, wie der Brexit läuft. Eine neue Zollgrenze könnte den Friedensprozess gefährden könnte, und die Menschen hier sind sehr besorgt.“

Und das zeigt auch ein Überwachungsvideo: An einem Samstagabend im Januar stieg eine republikanische Dissidentengruppe aus einem Auto im Zentrum von Londonderry. Wenige Augenblicke später detonierte eine Bombe. Niemand wurde verletzt, aber viele sind schockiert.

So auch Peter Sheridan, ein ehemaliger leitender Polizeibeamter, der 34 Jahre lang im Dienst war. Einen Großteil davon hat er an der Grenze geleistet, im Kampf gegen organisierte Kriminalität und Terrorismus. Ich habe ihn gefragt, warum es hier wieder zu Spannungen kommen könnte.

Sheridan: „Der erste Zollposten wurde eingerichtet und Zollbeamten wurden angegriffen. Dann, als die Polizei angegriffen wurde, kam die Armee, um die Polizei zu bewachen, und dann, als die Armee angegriffen wurde, bauten sie Barrieren, um sich selbst zu schützen. Das war nie so geplant, es ging immer nur um die Sicherheit. Man muss zulassen, dass sich die Leute beklagen und Widerstand leisten, damit sie wieder auf die Beine kommen. Jetzt wird es eine ganze Weile dauern. Es wird nicht über Nacht eine Lösung geben. Und es wird die geben, die versuchen werden, das alles zu verhindern, aber ich kann nur die Geschichte dieses Ortes weiterverfolgen.“

Konflikt nur noch in den Geschichtsbüchern

Tara und Conor kennen all das nur aus den Geschichtsbüchern. Beide sind 21 und Studenten an der Queen’s University Belfast. Aber jetzt machen sie sich Sorgen.

Tara findet: „Es war eine einzigartige Lösung, die gefunden wurde. Sie war heikel, aber war alles im Gleichgewicht, wenn es um den Friedensprozess und das Karfreitagsabkommen ging. Jetzt herrscht Chaos und alles droht abzustürzen.“

„Wenn ich die Infrastruktur dort sehen würde, würde ich wütend werden, natürlich würde ich keine Gewalt anwenden, aber das ärgert mich“, ergänzt Conor. „Wenn es einen harten Brexit gibt, und die Wirtschaft leidet, würde es so viele arbeitslose junge Leute geben. Besonders in den Grenzgebieten. Die Menschen dort wurden von so vielen Regierungen enttäuscht. Die haben diese romantische Vorstellung, für die irische Freiheit oder für Ulster zu kämpfen. Man könnte sie leicht in etwas hineinziehen.“

Die Menschen hier in Nordirland wie in ganz Großbritannien warten darauf, wie ihre Abgeordneten nächste Woche in London abstimmen werden. Aber mit dem Backstop, der den Friedensprozess gefährden könnte, steht noch viel mehr auf dem Spiel.

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