Trump zu Jesidin Murad: "Und Sie haben den Nobelpreis erhalten? Das ist unglaublich."

Trump zu Jesidin Murad: "Und Sie haben den Nobelpreis erhalten? Das ist unglaublich."
Von Cornelia Trefflich mit AFP
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Bei einem Treffen zwischen Überlebenden religiöser Verfolgung und US-Präsident Donald Trump offenbarte dieser völlige Unkenntnis.

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Bei einem Treffen zwischen Überlebenden religiöser Verfolgung und US-Präsident Donald Trump offenbarte dieser völlige Unkenntnis.

"Und Sie haben den Nobelpreis erhalten? Das ist unglaublich"

Die Arbeit und das Anliegen der Nobelpreisträgerin Nadia Murad schien für Donald Trump etwas völlig Neues zu sein. Die Jesidin hatte Trump zuvor gebeten, die ethnisch-religiöse Minderheit, der sie selbst angehört, im Irak zu unterstützen. Murad ist eine von Tausenden von Frauen und Mädchen, die von der IS-Miliz entführt wurden, als sie 2014 große Teile des Irak eroberte.

Trump hatte die Gruppe am Rande eines großen Treffens des Außenministeriums im "Oval Office" in Washington zu Besuch.

Die junge Frau erzählte Trump, wie die IS-Miliz ihre Mutter und sechs Brüder getötet hatte und dass es nach wie vor mehr als 3.000 vermisste Jesiden gebe. Trump reagierte darauf mit der Frage: "Und Sie haben den Nobelpreis erhalten? Das ist unglaublich. Aus welchem Grund haben Sie ihn bekommen?"

Nach kurzem Zögern antwortete sie: "Nach all dem, was mir passiert ist, habe ich nicht aufgegeben. Ich mache jedem klar, dass der IS Tausende von jesidischen Frauen vergewaltigt hat". Und weiter: "Bitte unternehmen Sie etwas. Es geht nicht um meine Familie."

Ratloser US-Präsident

Trump, der für sich in Anspruch nimmt, das selbsternannte Kalifat des sogenannten Islamischen Staats zerstört zu haben, erschien ratlos, als Murad ihn bat, die irakische und kurdische Regierung zu drängen, sichere Bedingungen für die Rückkehr der Jesiden zu schaffen.

"Aber der IS ist jetzt weg. Und jetzt sind es Kurden und wer?" fragte der US-Präsident, bevor er ihr nur wenige Sekunden später sagte: "Ja, ich kenne die Gegend sehr gut."

Murad erklärte auch, dass die Jesiden gezwungen seien, gefährliche Wege zu gehen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um einen sicheren Ort wie Deutschland zu finden. Trump hatte in der Vergangenheit Deutschland mehrfach für die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten kritisiert.

Schon mal etwas von den Rohingyas gehört?

Ähnlich erstaunt reagierte Trump, als ein Vertreter der Rohingya vom Schicksal seiner muslimischen Minderheit in Myanmar erzählte. Dabei hatte die Trump-Regierung noch am Tag zuvor einem hohen Militär und drei weiteren Beamten Myanmars die Einreise in die USA verboten und die Gewalt gegen die Rohingya als "ethnische Säuberung" bezeichnet.

Zahlreiche Rohingya sind vor zwei Jahren nach brutalen Übergriffen durch myanmarisches Militär getötet worden, Hunderttausende sind auf der Flucht.

Die Trump-Regierung spricht gern über die "Förderung der Religionsfreiheit", ein wichtiges Thema bei seinen christlich-evangelikalen Wählern in den USA.

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