Großbritannien: Boris Johnson wird neuer Chef der Konservativen

Boris Johnson, neuer Vorsitzender der Torys
Boris Johnson, neuer Vorsitzender der Torys Copyright REUTERS/Toby Melville
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Boris Johnson wird neuer Vorsitzender der britischen Torys und so Nachfolger von Premierministerin Theresa May. Damit wird ein No-Deal-Szenario für den Brexit wahrscheinlicher.

WERBUNG

Boris Johnson wird neuer Chef der britischen Konservativen, der Torys. Der 55-jährige Johnson konnte sich in der Stichwahl mit 92.153 Stimmen gegen den amtierenden Außenminister Jeremy Hunt, der 46.656 Stimmen erhielt, durchsetzen. Das entschieden die rund 160.000 Mitglieder der regierenden Konservativen Partei. Ein Sieg war ihm schon vorher prognostiziert worden.

Johnson: Vertrauen in die britische Regierung wiederherstellen

Der Tory-Vorsitzende wird traditionell auch den Posten des Premierministers ausüben, die Ernennung erfolgt jedoch erst an diesem Mittwoch durch die britische Königin Elizabeth II. Damit wird der britische Ex-Außenminister und frühere Londoner Bürgermeister Theresa May im Amt beerben, die dreimal mit ihrem Brexit-Deal im Parlament in London gescheitert war.

Johnson soll das Vertrauen in die britische Regierung wieder herstellen und verdrossene Wähler der Konservativen wieder ins Boot holen. Das trauen viele Partei-Mitglieder dem polarisierenden und charismatischen Politiker zu.

Brexit: Mit oder ohne Abkommen

Den Brexit-Hardlinern seiner Partei verspricht er einen EU-Austritt zum 31. Oktober - mit Abkommen oder ohne. So ist sich Johnson sicher, dass er in wenigen Wochen das schaffen wird, was seiner Vorgängerin in drei Jahren nicht gelang - sei es um den Preis eines No-Deal-Brexits.

Mays erklärtes Ziel, einen No-Deal-Brexit abzuwenden, hätte es den EU-Staats- und Regierungschefs ermöglicht, Großbritannien einen schlechten Deal zu unterbreiten, hatte Johnson zu Beginn seiner Kampagne geäußert.

"Nur wenn wir den Mut haben, einen No-Deal zu akzeptieren und das auch mit Überzeugung ausstrahlen, wird Brüssel sich dazu bewegen, uns entgegenzukommen und wir werden den Deal bekommen, den wir brauchen", sagte Johnson. Er will das Brexit-Abkommen mit der EU nachverhandeln.

EU will keine weiteren Brexit-Verhandlungen

Die Staats- und Regierungschefs der EU haben jedoch deutlich gemacht, dass es keine weiteren Brexit-Verhandlungen geben wird. Mays ausgehandeltes Austrittsabkommen, das dreimal vom britischen Parlament abgelehnt wurde, ist tot, erklärte Johnson.

"Wir müssen den Brexit liefern. Und wir müssen ihn über die Ziellinie bringen und bis zum 31. Oktober aus der EU austreten. Das wird eine große Erleichterung für die Politik im gesamten Vereinigten Königreich sein."

Einen konkreten Plan, wie er den auf Halloween verschobenen Brexit durchsetzen will, hat er bisher aber nicht vorgelegt.

Trotz seines Talents, den vermeintlich einfachen Mann anzusprechen, ist Johnson ein Mitglied der britischen Oberschicht. Er besuchte das Elite-Internat Eton, studierte in Oxford und war zeitweise Präsident des Debattierclubs Oxford Union sowie Mitglied der als dekadent verschrienen Studentenverbindung Bullingdon-Club.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Quo vadis, britische Wirtschaft?

London: Johnson vergleicht Putin mit Hitler

Bettwanzen und König Charles: Opfer russischer Desinformationskampagnen