Coronavirus: Notstand im Tessin - 4 Tote in der Schweiz

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Von Kirsten Ripper mit AP, 20 Minuten, BLICK
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Anders als Österreich hat die Schweiz die Grenze zum Nachbarland Italien nicht geschlossen. Dabei gibt es prozentual viele Coronavirus-Fälle im Land.

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Seit Dienstag wurde in den Gängen des Schweizer Parlaments in Bern darüber diskutiert. Laut Medien prüft die Regierung derzeit eine Schließung der Grenze zum Nachbarland Italien - doch offiziell ist das nicht. Auch nachdem Österreich Italienern die Einreise untersagt hat.

Tessin ruft Notstand aus

Wegen immer mehr Fällen von Infektionen mit SARS-CoV-19 hat der Kanton Tessin am Mittwochabend den Notstand ausgerufen. Alles weiterführenden Schulen und Universitäten bleiben zunächst bis Ende März geschlossen.

Bisher durften die Grenzgänger aus Italien weiterhin ins Tessin zum Arbeiten kommen - auch nachdem die norditalienischen Regionen wie die Lombardei zur Sperrzone erklärt worden waren. 68.000 Italiener überqueren jeden Tag die Grenze, um in der Schweiz zu arbeiten. Die Wirtschaft im Tessin ist auf diese Arbeitskräfte angewiesen.

4 Tote in der Schweiz

In der Schweiz gibt es aber prozentual viel mehr Fälle von Covid-19-PatientInnen als in Deutschland, Österreich oder Frankreich. Bis zum 10. März hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 476 Fälle von Infektionen bestätigt, vier infiizierte Personen waren verstorben. Die meisten Erkrankten gibt es im Kanton Tessin - gefolgt von Waadt, Genf Zürich und Basel-Stadt.

Der vierte Tote war ein 54-Jähriger im Kanton Baselland, der sich Ende Februar in Frankreich angesteckt hatte.

Das dritte Todesopfer in der Schweiz war eine 80-jährige Frau aus der Region Mendrisio, die in einem Altenheim lebte.

Regierungssprecher dementiert Diskussion um Grenzschließung

Der Sprecher der Schweizer Regierung dementierte an diesem Dienstag den Bericht der Zürcher Handelszeitung, dass die Grenze zu Italien geschlossen werden werden solle. Die HZ schrieb dann in ihrer Internetausgabe:"Noch ist es nicht offiziell und wird sogar dementiert. Aber: Die Schweiz prüft eine Schliessung der Grenzen zu Italien. Das ist aus Tessiner Regierungskreisen zu hören. Auch im Berner Bundeshaus machen solche Überlegungen bereits die Runde. Ab wann und für wie lange die Massnahme umgesetzt wird, ist zur Stunde noch nicht klar. Auch die Schulen im Kanton Tessin werden schliessen, wie aus denselben Kreisen zu hören ist. Offen ist auch hier, ab wann und für wie lange die Massnahme gilt."

Strengere Kontrollen?

Bisher will die Schweiz offenbar weiterhin die Italiener ins Land lassen, die auch nach den italienischen Kriterien, die Ministerpräsident Giuseppe Conte am Montagabend verkündet hatte, reisen dürfen. Dabei handelt es sich um Menschen, die auf dem Weg zu ihrer Arbeit sind, um dringende Familienbesuche und um medizinische Notfälle.

Dass nur Italiener, die zu einer dieser Kategorien gehören, in die Schweiz einreisen, will die Regierung laut BLICK.CH jetzt an der Grenze überwachen lassen. Im Interview mit der Zeitung hatte der christdemokratische Nationalrat Marco Romano (CVP, 37) eine Schließung der Grenze zu Italien gefordert: "Man kann Bündnern, Wallisern und Tessinern nicht mehr erklären, dass täglich noch Zehntausende Italiener in die Schweiz pendeln."

Schon am Wochenende hatten Politiker der rechtspopulistischen SVP verlangt, die Grenze zu Italien dicht zu machen.

In "20 Minuten.ch" erklärt der Tessiner CVP-Nationalrat Fabio Regazzi, dass eine Schließung der Grenze wohl kommen wird: "Der Druck ist gross, auch vonseiten der Bevölkerung. Doch eine Grenzschliessung ist für die Schweiz nicht so einfach umsetzbar wie für Österreich, da etwa Spitäler und Altersheime im Tessin auf die Grenzgänger angewiesen sind." Es brauche einige Tage, um eine eventuelle Grenzschließung vorzubereiten.

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