Fukushima: 10 Jahre nach dem Super-Gau in Japan

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Von Ronald Krams
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Im zerstörten Atomkraftwerk gibt es weiterhin gewaltige Probleme. Kritiker beklagen auch eine Unterdrückung unabhängiger Forschung zu den Folgen des Super-GAUs

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Vor zehn Jahren verursachten ein Erdbeben der Stärke 9,0 und ein Tsunami einen Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Wegen der radioaktiven Strahlung mussten 160 000 Anwohner fliehen. Es war die schlimmste Atomkatastrophe seit dem Unfall im ukrainischen AKW Tschernobyl 1986.

Die japanische Regierung und der Betreiberkonzern Tepco betonen die Erfolge beim Wiederaufbau und versichern, dass in der Atomruine alles unter Kontrolle sei.

Diese Botschaft will Japans Regierung der Welt insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele im Sommer vermitteln, doch im zerstörten Atomkraftwerk gibt es weiterhin gewaltige Probleme. Kritiker beklagen auch eine Unterdrückung unabhängiger Forschung zu den Folgen des Super-GAUs.

In den Reaktorbecken müssen Brennstoffe entfernt werden, ein Vorgang, der noch mindestens 10 Jahre dauern wird. Auch riesige Mengen kontaminiertes Kühlwasser müssen aufbereitet und entsorgt werden.

Dazu Teruki Fukumatsu, verantwortlicher Technikexperte der "Toshiba Energy Systems and Solutions Corporation":

"Hier enthält der beschädigte Reaktor geschmolzenen Brennstoff und muss permanent gekühlt werden, also gießen wir Wasser darauf. Das kontaminierte Wasser, das herauskommt, wird von einer Pumpe aufgesaugt und zu diesem System geleitet, wo die Strahlung bis auf das Tritium praktisch entfernt wird, um schließlich in Tanks gelagert zu werden."

Tritium ist ein Teil des Wassermoleküls, das eine sehr kurze radioaktive Halbwertszeit hat und sich im menschlichen Körper nicht anreichert. Das aufbereitete Wasser wird dann in eintausend Tanks gelagert. Diese werden jedoch im Jahr 2022 voll sein. Dann soll das gefilterte Wasser in der Luft verdampft oder im Meer freigesetzt werden.

Dazu Christophe Xerri, von der Internationalen Atomenergie-Organisation:

"Alle Kernreaktoren dürfen geringe Mengen an Radioaktivität ins Wasser und in die Luft abgeben, all dies unterliegt der behördlichen Kontrolle".

Die Stilllegung, der sogenannte Rückbau der Anlage in Fukushima, soll in 30 bis 40 Jahren abgeschlossen sein.

Dazu Prof. Georg Steinhauser, von der Leibniz Universität Hannover:

"Tschernobyl hat eine riesige Menge Plutonium und Americium freigesetzt. Tschernobyl wird also für immer kontaminiert sein. Fukushima ist eine ganz andere Geschichte. Denn was in Fukushima freigesetzt wurde, ist im Grunde radioaktives Cäsium. Das Cäsium 137 hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren".

In der Nähe des Kraftwerks arbeiten die Behörden daran, dekontaminierte Gebiete für die Rückkehr der Bewohner wieder bewohnbar zu machen. Seit 2011 haben 88.000 Menschen die evakuierten Gebiete verlassen, nur 14.000 sind bisher zurückgekehrt.

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