Regionalwahlen in Frankreich: Generalprobe für Duell Macron - Le Pen?

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Von Guillaume Petit
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Das Thema Sicherheit ist im Wahlkampf allgegenwärtig. Dabei sind die Regionen dafür gar nicht zuständig. Warum? Euronews-Reporter @guillaumepetit_ hat sich in #Lyon umgehört

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Der Wetter ist gut, Corona nahezu verschwunden. Vielen Menschen in Frankreich fällt es angesichts der sommerlichen Aussichten schwer, sich für die Regionalwahlen an diesem Wochenende zu begeistern.

"Ehrlich gesagt, ich habe es mir noch nicht einmal angeschaut", gesteht eine junge Frau, die wir auf dem Markt in Lyon befragen. "Sobald sie gewählt sind, interessieren sich Politiker nur noch für ihre Karriere, nicht das Wohl der Gesellschaft", meint eine Verkäuferin, sichtlich desillusioniert von der Politik.

Bei Regionalwahlen ist die Beteiligung generell niedriger. In diesem Jahr wird in Frankreich ein Rekordtief erwartet.

Nathalie Blamat gehört zu denen, die auf jeden Fall wählen wollen. Die steigende Kriminalität in ihrem Viertel La Guillotière ist ihre große Sorge. Gemeinsam mit anderen Anwohnern hat sie eine Sammelklage gegen den französischen Staat eingereicht.

Sie habe ihr ganzes Leben links gewählt, sagt sie, das könnte sich nun ändern. "Es kommt immer häufiger zu Schlägereien und Raubüberfällen. Wir warten darauf, dass die Politik unsere Sorgen endlich ernst nimmt."

Thema Sicherheit allgegenwärtig

Sicherheit ist Umfragen zufolge das Topthema bei diesen Wahlen, noch vor Wirtschaft, Lebensbedingungen oder Umwelt.

Das Problem ist, dass die Regionalregierungen für alle möglichen Bereiche zuständig sind wie die wirtschaftliche Entwicklung, die Schaffung von Infrastrukturen oder den Bau von Gymnasien, aber nicht für die Sicherheit.

Warum also ist das Thema im Wahlkampf allgegenwärtig? Frédéric Micheau vom Meinungsforschungsinstitut Opinionway meint, das habe mit der jüngsten Anschlagserie in Frankreich zu tun, allen voran die Ermordung des Schullehrers Samuel Paty, der von einem mutmaßlichen Terroristen enthauptet wurde.

"Die sorgt für ein Gefühl der Bedrohung und hat dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit der Wähler:innen und Medien auf das Thema Sicherheit zu lenken."

Rassemblement National könnte erstmals Regionalpräsidenten stellen

Konsequenz: Die rechtsextreme Partei von Marine Le Pen Rassemblement National liegt laut Umfragen in mehreren der 22 Regionen vorn und könnte erstmals einen oder sogar zwei Regionalpräsidenten stellen.

Zehn Monate vor den Präsidentschaftswahlen erscheinen die Regionalwahlen immer mehr wie eine Generalprobe mit nationalen Themen, einer Regierungspartei, die gegen populäre konservative Politiker ankämpfen muss, und einem Rassemblement National, der versucht, seine Glaubwürdigkeit zu etablieren. Laut Umfragen wird Marine Le Pen 2022 erneut Macrons größte Herausforderin sein.

Eine Rekordenthaltung bei dieser Regionalwahl bedeutet auch, dass alle Parteien vor der Herausforderung stehen, wie sie im kommenden Jahr die Wähler vom Urnengang überzeugen und das Vertrauen der Franzosen zurückgewinnen wollen.

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