Wie gefährlich sind die Delta Plus und Lambda-Variante des Coronavirus?

Ein Fahrstuhl für Menschen, die im Verdacht stehen, mit dem Coronavirus infiziert zu haben, 02.03.2020
Ein Fahrstuhl für Menschen, die im Verdacht stehen, mit dem Coronavirus infiziert zu haben, 02.03.2020 Copyright AP Photo/Mahesh Kumar A.
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Von Cornelia Trefflich mit dpa, AP
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Während Europa den Sommer genießt, tauchen am Horizont neue, besorgniserregende Varianten des Coronavirus auf.

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In Europa scheint das Coronavirus momentan unter Kontrolle zu sein. Doch während die Europäer die zurückgewonnenen Freiheiten genießen, tauchen am Horizont wieder neue besorgniserregende Varianten auf - in Indien sind die Behörden besorgt über eine Variante, die den Namen "Delta Plus" trägt. Diese soll nun genauer untersucht werden. Sie gilt als besonders ansteckend und bindet sich stärker an Lungenzellen, wie es aus dem indischen Gesundheitsministerium hieß.

Kommt nach Delta "Delta Plus"?

Bislang sind 40 Fälle der Variante in drei indischen Bundesstaaten (Maharashtra, Kerala and Madhya Pradesh) und weitere Fälle in neun anderen Ländern erfasst worden, darunter die USA, China, Russland, die Schweiz, Polen, Portugal und Großbritannien. Die neue "Delta Plus"-Variante (AY.1) weist eine zusätzliche Mutation des Spike-Proteins K417N auf. Diese war auch schon bei der Beta-Variante aus Südafrika aufgetaucht. Die Weltgesundheitsorganisation verfolgt "Delta Plus" als Teil der Delta Variante.

Die Weltgesundheitsorganisation hat die sogenannte "Lambda"-Mutation (C.37) auf die Liste der V_ariants of Inerest_ gestellt. Sie war zuvor als "Anden-Variante" bezeichnet worden und erstmals im August 2020 in Peru aufgetreten. Im Mai machte sie der panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) zufolge 82 Prozent der Coronainfektionen aus. Die Variante konnte in 27 Ländern nachgewiesen werden.

Lambda dominiert in Peru - in Südamerika auf dem Vormarsch

Der regionale Berater der PAHO für neue Viruserkrankungen, Jairo Mendez, erklärte am 30. Juni, dass das mutierte Virus in acht Ländern Lateinamerikas und der Karibik nachgewiesen worden sei, "aber in den meisten Ländern nur sporadisch" auftrete.

Während es in Peru eindeutig der dominierende Stamm ist, macht es in Chile mehr als 31% der Proben von Mai und Juni aus. Laut Mendez gibt es noch keine eindeutigen Beweise dafür, dass es sich um ein leichter übertragbares Virus handelt.

"Es ist möglich, dass es sich leichter überträgt. Allerdings ist diese Phänomen nicht gut untersucht und dokumentiert. Daher können wir keinen Vergleich zwischen anderen Varianten wie Gamma und Delta anstellen."

Die Datenlage ist also noch dünn. In Großbritannien, wo die meisten Fälle genau sequenziert werden, wurde eine Handvoll Fälle der Variante registriert. Das Gesundheitsministerium Public Health England bescheinigte dem Virus "eine potenziell erhöhte Übertragbarkeit oder eine mögliche erhöhte Resistenz gegen neutralisierende Antikörper". Allerdings seien weitere Studien vonnöten.

Die gute Nachricht ist: wie bei den meisten der bisher aufgetretenen Varianten scheinen die entwickelten Impfstoffe zumindest einen gewissen Schutz bieten, oder zumindest schweren Krankheitsverläufen vorzubeugen. Darauf deutet zumindest eine noch nicht von Experten begutachtete Studie der NYU Grossman School of Medicine, die am 3. Juli veröffentlicht wurde, hin.

Mikrobiologe Paul Cárdenas, der an der Universidad San Francisco de Quito in Ecuador forscht, sagte gegenüber RFI: "Das Problem, das wir in der Region haben, ist die geringe Anzahl von Impfstoffen in den meisten Ländern. [...] In einigen Ländern, wie z.B. Ecuador, Peru oder Kolumbien, sind weniger als 10% der Bevölkerung geimpft. [...] Theoretisch funktionieren die Impfstoffe gut, aber das Problem ist der geringe Prozentsatz der Bevölkerung, der geimpft wurde."

Nicht nur die Vereinten Nationen haben eine "Impfstoff-Apartheid" angemahnt. Verzögerungen bei der weltweiten Impfkampagne könnten zum Entstehen immer neuer Varianten führen, die unweigerlich auch auf andere Kontinente und Länder verschleppt werden.

Experten zufolge müssen für eine weltweite Herdenimmunität 70 Prozent der Weltbevölkerung gegen das Coronavirus geimpft werden. Doch Ende Juni waren rund 10,4 Prozent der Weltbevölkerung geimpft, davon entfielen auf einkommensschwache Länder gerade mal 0,9 Prozent. In vielen Entwicklungsländern ist noch nicht einmal das Gesundheits- oder Pflegepersonal geimpft.

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