Leopoldina empfiehlt sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen

 Coronamaßnahmen an der Seilbahn "Rauher Busch" im Skigebiet Winterberg
Coronamaßnahmen an der Seilbahn "Rauher Busch" im Skigebiet Winterberg Copyright Henning Kaiser/dpa via AP
Von Euronews
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Es sei unmittelbar wirksam, die Kontakte von Beginn der kommenden Woche an für wenige Wochen deutlich zu reduzieren - auch für Geimpfte und Genesene.

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Die neue Omikron-Variante des Coronavirus ist nach Angaben des hessischen Sozialministers Kai Klose "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" in Deutschland angekommen.

Das teilte der Grünen-Politiker am Samstagmorgen auf Twitter mit. Bei einem Reiserückkehrer aus Südafrika seien mehrere für Omikron typische Mutationen gefunden worden. "Es besteht also ein hochgradiger Verdacht, die Person wurde häuslich isoliert. Die vollständige Sequenzierung steht zum aktuellen Zeitpunkt noch aus", twitterte der in Hessen auch für Gesundheit zuständige Minister.

Nach Angaben des Ministeriums in Wiesbaden reiste die Person über den Frankfurter Flughafen ein.

Klose twitter zudem den dringenden Appell: "Bitte schützen Sie sich und Ihre Mitmenschen. Wenn Sie in der letzten Woche aus dem südlichen Afrika zurückgekehrt sind, schränken Sie Ihre Kontakte ein und lassen sich testen!"

Leopoldina: "Sofortige umfassende Kontaktbeschänkungen"

Angesichts der rasanten Entwicklung der Neuinfektionen empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen. 

"Unmittelbar wirksam ist es aus medizinischer und epidemiologischer Sicht, die Kontakte von Beginn der kommenden Woche an für wenige Wochen deutlich zu reduzieren", heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme. 

"Aufgrund der nachlassenden Immunität müssten diese Maßnahmen vorübergehend auch für Geimpfte und Genesene gelten, die in dieser Zeit eine Auffrischungsimpfung erhalten müssen." Neue Virusvarianten machten schnelles und konsequentes Handeln noch dringlicher. 

Die Leopoldina empfiehlt zudem vorgezogene Weihnachtsferien und regelmäßige Corona-Tests mindestens dreimal pro Woche. Während des gesamten Aufenthalts in den Schulen sollten Lehrer und Schüler aller Klassenstufen Masken tragen.

In ihrer Ad-hoc-Stellungnahme schrieben die Wissenschaftler zur Gesamtsituation: "In diesen Tagen steht Deutschland vor einer erneuten, verschärften Eskalation der Covid-19-Krise. Es ist zu befürchten, dass Teile der Politik und Öffentlichkeit die Dramatik der Situation nicht in ihrem vollen Ausmaß erfassen." Dazu trügen eine Vielstimmigkeit bei öffentlich vorgetragenen Einschätzungen von Fakten und Prognosen sowie ein gewisser Gewöhnungseffekt bei.

Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter auf 444,3

Das RKI meldet am Samstagmorgen 67.125 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 3201 Fälle mehr als am Samstag vor einer Woche (63.924).

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter auf 444,3 (438,2 am Vortag). Die Zahl der in Deutschland im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorbenen Menschen stieg um 303. Damit erhöhte sich die Zahl der gemeldeten Corona-Todesfälle auf 100.779.

Weltweit Sorge um neue "Omikron"-Variante

Weltweit Besorgnis erregt die zunächst in Südafrika aufgetretene neue "Omikron"-Variante. Zahlreiche Staaten haben ihren Reiseverkehr mit dem Land eingeschränkt. Unter anderem Israel, Großbritannien, Italien, Russland, die Türkei, die USA, Kanada sowie Deutschland kündigten Einreiseverbote für Menschen aus Südafrika an.

Von den Einschränkungen betroffen sind teilweise auch Personen aus anderen Staaten des südlichen Afrikas wie Botswana, Eswatini, Lesotho, Mosambik, Namibia, Simbabwe und Malawi. Die Fluggesellschaften dürfen im Wesentlichen nur noch die Staatsbürger der jeweiligen Zielländer befördern, heißt es in den verschiedenen Verfügungen. Für die Einreisenden gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die auch nicht durch negative Tests verkürzt werden kann.

Klares Verständnis über die neue Gefahr

Kommissionschefin Ursula von der Leyen rief zu raschem und geschlossenem Handeln auf. "Reisen sollten ausgesetzt werden, bis wir ein klares Verständnis über die Gefahr haben, die von dieser neuen Variante ausgeht. Und Reisende, die aus dieser Region zurückkehren, sollten strenge Quarantänevorschriften einhalten."

Die Bundesregierung will Südafrika ab heute Nacht zudem zum Virusvariantengebiet erklären. Fluggesellschaften dürfen dann nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern. Zudem müssen alle Eingereisten für 14 Tage in Quarantäne – auch wenn sie vollständig geimpft sind. Die neue Einstufung wird möglicherweise auch Nachbarländer von Südafrika betreffen.

Zuvor hatte die Weltgesundheitsorganisation die Coronavirus-Variante als besorgniserregend eingestuft. Das teilte die Behörde nach Beratungen mit Experten mit. Der Erreger mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 weise eine große Zahl von Mutationen auf, die genauer untersucht werden müssten, begründete die WHO ihre Entscheidung. Die neue Variante erhält den Namen Omikron (oder Omicron).

Die Impfstoffhersteller BioNTech und Moderna kündigten Laboruntersuchungen bezüglich einer möglichen Anpassung des Impfstoffs an die neuen Variante an. Spätestens in zwei Wochen sei mit Erkenntnissen zu rechnen.

Erster bestätigter Omikron-Fall in Belgien

Belgien meldete am Freitag den ersten Fall der neuen Coronavirus-Variante in Europa und kündigte Einschränkungen für Reisende aus Ländern im südlichen Afrika an.

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Der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke sagte: "Es gibt einen ersten bestätigten Fall dieser Variante. Diese ist von einer Person aus dem Ausland eingeschleppt worden, die am 22. November positiv getestet wurde, nicht geimpft war und sich vorher nicht infiziert hatte."

Die belgische Regierung kündigte zudem wieder strengere Regeln für private Feiern, in der Gastronomie und im Nachtleben an.

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