"Geruch des Todes" über der Downing Street: Aber Johnson will nicht gehen

Johnson in der Fragestunde vor dem britischen Parlament
Johnson in der Fragestunde vor dem britischen Parlament Copyright House of Commons/AP
Von Nial O'Reilly
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Dine Delegation von Kabinettsmitgliedern hatte Johnson am Mittwoch im Regierungssitz 10 Downing Street besucht und dazu aufgefordert, sein Amt niederzulegen. Dies lehnter er jedoch ab.

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Boris Johnsons Zukunft als britischer Premierminister hängt nach dem Rücktritt mehrerer Minister und zahlreicher konservativer  Abgeordneter von Partei- und Regierungsämtern am seidenen Faden. 

Wie der Sender Sky News am Mittwochabend berichtete, hatte eine Delegation von Kabinettsmitgliedern Johnson im Regierungssitz 10 Downing Street besucht und dazu aufgefordert, sein Amt niederzulegen.

Darunter soll unter anderem der erst am Dienstag auf seinen Posten berufene Finanzminister Nadhim Zahawi gewesen sein. Sein Vorgänger Rishi Sunak hatte nur Stunden vorher das Amt aus Protest gegen Johnsons Führungsstil niedergelegt. Ebenfalls zu der Delegation soll Verkehrsminister Grant Shapps gehört haben.

Gegen Johnson gestellt haben sollen sich auch die bislang ultra-loyale Innenministerin Priti Patel, Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng sowie Bau- und Wohnungsminister Michael Gove. 

Die Zeichen stehen auf Sturm für Bojo

Johnson habe den Kabinettskollegen jedoch gesagt, dass er nicht gehen werde, berichtete Sky News am Abend unter Berufung auf Partei- und Regierungskreise. Andernfalls werde das Land ins Chaos gestürzt und die Konservativen bei der nächsten Parlamentswahl abgestraft, so Johnson den Berichten zufolge. 

Später berichtete der Sender unter Berufung auf einen engen Mitarbeiter, der Premier sei optimistisch und werde weiterkämpfen. Er wolle zudem gemeinsam mit Schatzkanzler Zahawi ein Programm zur Steuersenkung vorstellen.

Johnson hatte einen loyalen Parteifreund in eine leitende Position in der Fraktion befördert, obwohl er von Vorwürfen sexueller Belästigung wusste. Johnson bekräftigte , er sehe keinen Grund für einen Rücktritt.

Wenn die Zeiten hart sind, wenn das Land zu kämpfen hat, genau das ist der Moment, in dem man von einer Regierung erwartet, dass sie ihre Arbeit fortsetzt und nicht zurück tritt.
Boris Johnson
Britischer Premierminister

Die Labour-Opposition dagegen sieht die Regierung implodieren, sie verurteilt nicht nur Johnsons Verhalten, sondern auch das der Minister, die - noch - in Treue fest zu Johnson stehen.

Jeder, der jetzt bleibt, besitzt nicht einen Funken Integrität. In diesem Fall verlassen nicht die Ratten das sinkende Schiff, es ist umgekehrt...
Keir Starmer
Oppositionsführer

Mit der Weigerung Johnsons zum Rücktritt bleibt nur eine Änderung der Tory-Parteiregeln, um ein weiteres Misstrauensvotum gegen Johnson einzuleiten und den Premier zu stürzen. Erwartet wird, dass dies am kommenden Montag geschehen könnte.

Der Tory-Parteichef hatte erst vor einem Monat eine Misstrauensabstimmung in seiner Fraktion knapp überstanden. Den bisherigen Regeln der Tory-Partei zufolge darf für die Dauer von zwölf Monaten nach der Abstimmung kein neuer Versuch unternommen werden. Seiner Sprecherin zufolge will er sich der Herausforderung stellen. Ein weiteres Misstrauensvotum dürfte Johnson angesichts der wachsenden Kritik innerhalb seiner Partei kaum überstehen.

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