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"Außergewöhnlicher Mut“ - Politiker loben Helfer nach Messerattacke in Zug nach London

Messerangriff in Zug nach London
Messerangriff in Zug nach London Copyright  AP
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Von Sonja Issel
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Nach einer Messerattacke mit zehn Verletzten in einem Zug zwischen Doncaster und London laufen die Ermittlungen. Die Polizei spricht von einem "schockierenden Vorfall", sieht jedoch keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat.

Bei einem Messerangriff in einem Zug von Doncaster nach London sind am Samstagabend elf Menschen verletzt worden, davon schwebten neun zeitweise in Lebensgefahr. Der Schnellzug musste außerplanmäßig im Bahnhof Huntingdon in Cambridgeshire stoppen, wo bewaffnete Polizisten den mutmaßlichen Angreifer überwältigten.

Nach Angaben der britischen Verkehrspolizei (British Transport Police, BTP) wurden zwei Männer festgenommen. Beide befinden sich in Polizeigewahrsam. Es handelt sich um einen 32-jährigen und einen 35-jährigen Briten. Gegen sie wird wegen Verdachts auf versuchten Mord ermittelt.

Keine Hinweise auf terroristischen Hintergrund

BTP-Superintendent John Loveless erklärte, bewaffnete Einsatzkräfte seien innerhalb von acht Minuten nach den ersten Notrufen an Bord des Zuges gegangen und hätten die Verdächtigen festgenommen. Insgesamt seien zehn Menschen zunächst ins Krankenhaus gebracht worden; eine weitere Person habe sich später selbst in ärztliche Behandlung begeben.

Von den ursprünglich neun Personen mit lebensbedrohlichen Verletzungen seien inzwischen vier aus dem Krankenhaus entlassen worden, zwei befinden sich weiterhin in Lebensgefahr, teilte Loveless weiter mit.

Er betonte, es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es "nicht angebracht, über die Ursache des Vorfalls zu spekulieren".

Die britische Verkehrspolizei (British Transport Police, BTP) hatte zuvor bestätigt, dass während des Einsatzes auf dem Zug bei Huntingdon zeitweise das Einsatzstichwort "Plato" ausgerufen wurde - der landesweite Code für einen laufenden Terrorangriff. Diese Einstufung wurde später wieder aufgehoben.

"Außergewöhnlicher Mut inmitten von Angst und Chaos"

Premierminister Keir Starmer nannte den Angriff "zutiefst beunruhigend" und rief die Bevölkerung dazu auf, den Anweisungen der Polizei zu folgen. Auf der Plattform X schrieb er: "Der entsetzliche Vorfall in einem Zug nahe Huntingdon ist zutiefst besorgniserregend. Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen, und mein Dank gilt den Einsatzkräften für ihr rasches Handeln."

Der Abgeordnete des Wahlkreises Huntingdon, Ben Obese-Jecty, sprach von einer "bemerkenswert schnellen und effektiven Reaktion" der Rettungsdienste. "Ich habe noch nie einen derart massiven Einsatz von Polizei, Feuerwehr und Sanitätern gesehen", erklärte er.

Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan bezeichnete den Angriff als "schrecklich" und "zutiefst besorgniserregend". Er stehe in engem Kontakt mit der Metropolitan Police, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Unterstützungsmaßnahmen bereitgestellt würden.

Innenministerin Shabana Mahmood erklärte: "Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Freunden und Familien nach dem schrecklichen Angriff in der vergangenen Nacht."

"Wir wissen nun, dass dieser Angriff nicht als Terrorakt eingestuft wird und dass zwei in Großbritannien geborene britische Staatsbürger festgenommen wurden. Die Ermittlungen dauern an, und ich erhalte regelmäßige Lageberichte von der Polizei", so die Politikerin.

Der Vorsitzende der Liberal Democrats, Ed Davey, würdigte derweil die Zivilcourage der Helfer während des Messerangriffs.

Er zeigte sich "entsetzt" und erklärte, seine Gedanken seien bei den Betroffenen.

Zugleich erinnerte er daran, dass es "Berichte über Fahrgäste gibt, die sich schützend vor andere gestellt haben".

"In einem Moment voller Angst und Chaos haben wir auch außergewöhnlichen Mut gesehen", sagte Davey.

Augenzeugen berichten von Panik und Chaos an Bord

Reisende schildern dramatische Szenen an Bord des Zuges. Eine Passagierin, Wren Chambers, sagte der BBC, ein verletzter Mann sei auf sie zugelaufen und habe gerufen: "Jemand hat ein Messer!“" Daraufhin hätten sich die Menschen im Zug zusammengedrängt, in der Hoffnung, sich in Sicherheit zu bringen.

Mehrere Zeugen berichteten, die Messerattacke habe rund zehn Minuten nach der Abfahrt aus Peterborough begonnen. Verletzte seien blutüberströmt durch die Waggons gerannt, um dem Angreifer zu entkommen.

Der Passagier Olly Foster erzählte der BBC, zunächst habe er geglaubt, es handle sich um einen makabren Halloween-Scherz, als jemand rief: "Lauft! Da ist ein Mann, der sticht auf alle ein!"

Mindestens neun Menschen befinden sich derzeit schwer verletzt im Krankenhaus
Mindestens neun Menschen befinden sich derzeit schwer verletzt im Krankenhaus AP

Wenig später habe er bemerkt, dass seine Hand voller Blut war, nachdem er sich auf einen blutverschmierten Sitz gestützt hatte.

Ein älterer Mann habe versucht, ein Mädchen vor dem Angreifer zu schützen, und dabei eine tiefe Wunde am Kopf und Hals erlitten. Mit Kleidungsstücken hätten Mitreisende versucht, das Blut zu stillen. "Das Ganze dauerte vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit", sagte Foster.

Auf dem Bahnsteig in Huntingdon erlebte der Londoner U-Bahn-Mitarbeiter Dean McFarlane, wie der Zug gegen 20 Uhr einfuhr. "Ein Mann im weißen Hemd war komplett mit Blut bedeckt", berichtete er. Mehrere Verletzte seien aus den Waggons gelaufen, während Passagiere in Panik den Bahnhof verließen. McFarlane versuchte, Betroffene zu beruhigen und Menschen mit Panikattacken zu helfen.

Erhebliche Störungen für Sonntag erwartet

Die Bahngesellschaft London North Eastern Railway (LNER) hat Fahrgäste zunächst aufgerufen, geplante Zugreisen zu verschieben. Es sei mit erheblichen Störungen bis zum Ende des Sonntags zu rechnen, teilte das Unternehmen mit.

LNER-Geschäftsführer David Horne zeigte sich in einer am frühen Sonntagmorgen veröffentlichten Erklärung "zutiefst schockiert und betroffen" über den Vorfall. Er dankte den Einsatzkräften für ihre "schnelle und professionelle Reaktion".

"Wir werden weiterhin alles tun, um unsere Fahrgäste und Mitarbeitenden in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen", erklärte Horne. Das Wohl aller Betroffenen habe "oberste Priorität".

Weitere Quellen • BBC, The Guardian

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